“Long Covid” Verläufe sind anhaltende Beschwerden – selbst viele Monate – nach Infektion mit Coronavirus mit ernsthaften Einschränkungen der Lebensqualität:
In England / UK erleidet jeder 4te Covid-Patient Beschwerden im Sinn von “long Covid”.
93% dieser “Long Covid” Patienten aus dem März 2020 Peak sind selbst jetzt im November noch nicht voll arbeitsfähig und mehr oder weniger “energetisch eingeschränkt”. Jede Altersgruppe kann LongCovid erleiden, selbst die mit milden Erstinfektionen.
Beim vergleichbaren Coronavirus – SARS-1 sind 40% der Betroffenen selbst jetzt nach 3 Jahren noch nicht voll wiederhergestellt.
Im Vergleich: das CFS (Müdigkeitssyndrom) nach dem Epstein-Barr Virus dauert ca 1 Jahr an
Die Beschwerden von Long Covid sind vielgestaltig
Wir Ärzte bezeichnen diese Erschöpfung als Fatigue. Das ist eine besondere Art von Erschöpfung, so wie wenn ein Lastwagen drübergefahren ist. Sich zu irgendwas zu zwingen bringt nichts, man ist dann über Tage danach wie “krank” und die neuen Empfehlungen gehen auch weg von “graded exercise” – d.h. täglich an intensität ansteigende körperliche Übungen.
- 24% leiden nur an postviralem Fatigue,
- 25% haben Symptome einer jetzt aktiven viralen Erkrankung, also Backflashes der eigentlichen Erst-Infektion
- und der Rest hat beides.
- Neben dem “postviralen Müdigkeits-Syndrom” leiden die Mehrzahl der Betroffenen an Beschwerden im Sinn eines überaktiven – aber tw. fehlgeleiteten -Immunsystem, desswegen hilft die Cortison-Therapie
- Histamin-Intoleranz und Mastzell Aktivierungs-Syndrom – Symptome treten auf, weil die Mastzellen ebenfalls über ACE-Rezeptoren aktiviert werden können
- Da Coronavirus gerne den Hyperthalamus verändert können auch Hormon-Störungen auftreten.
- aufgrund der Blutgefäss-Schäden können natürlich jede Menge an spezifischen Beschwerden durch Organschäden auftreten
- viele Betroffenen berichten von Gedächtnisproblemen, Konzentrations-Störungen,
- Schlafstörungen (kein erfrischender Schlaf, nur oberflächlicher Schlaf, die Nacht dauert endlos an)
- Depressionen, Angststörungen
- ……
Die Fachwelt ist derzeit ziemlich hilflos
postvirale Müdigkeit betrifft sicher 1/3 unserer Patienten im eigenen Office, seit Jahren!
Bei 80% unserer Patienten finden wir entweder EBV oder CMV hoch, die andern Viren können wir einfach nicht testen. Seit ich Medizin-Studient war – immerhin jetzt 30 Jahre her – wurden diese postviral Erschöpften eher als psychologisch krank eingestuft, “sie haben nichts und sind gesund” erzählen uns die frustrierten Patienten täglich ihre Erfahrungen mit Kollegen.
Weder kennen wir Ärzte die Ursache noch die Pathophysiologie dieser Erschöpfung, noch haben wir offizielle Blutwerte oder andere Messwerte um dies zu dokumentieren:
- einige “ganzheitliche” Kollegen messen niedrige ATP-Spiegel in den Leukozyten als Hinweis auf derartige Erschöpfungszustände (Ganzimmun, Biovis, IMD)
- andere Kollegen verwenden die HRV-Messung um hier entsprechenden Stress im Vegetativum zu finden und als objektive Mass für die Einschränkungen zu finden
Die Schulmedizin – selbst hochrangige Journale – hilft uns therapeutisch nur mit “Allgemeinplätze” wie “etwas leiser treten“, oder “auf Bewegungs-Reha verzichten“, ein Sammelsurium von guten Ratschlägen von der CFS-Fachgesellschaft die alle der “Verwaltung” des Problems dienen als dem Lösen und Eliminieren.
Rätselhafter Fatigue – das chronische Müdigkeits-Syndrom
diese erhebliche Schwäche der Lebenskraft nach viraler Erkrankung findet jetzt immerhin in einer Neu-Benennung Anerkennung. Das “Müdigkeits-Syndrom = CFS” wird mittlerweile
- Myalgische Enzephalomyeliitis benannt,
auf deutsch “Muskelschmerzen und Hirn-/Nerven-entzündung”
und das jahrzehntelange Stigma der “eingebildet kranken Arbeitsscheuen” verschwindet langsam und macht raum für echte solide Grundlagenforschung, in der eine Unzahl von Auffälligkeiten Identifiziert werden können:
- Mitochondrien-Dysfunktion
- epigenetische veränderungen mit auffallendem Methylierungsmuster
- Zell-Stoffwechsel-Störungen
- Veränderungen der steuerenden Mikro-RNAs
- T-Zell-Funktions-Störungen
- metabolische Funktions-Änderungen des Gehirns
in den nächsten Monaten werde ich mir diese hinweise oben soweit zusammen-recherchieren, dass ich daraus eine Diagnose und Behandlungs-Strategie ableiten kann, inzwischen kann ich die interessierten Kollegen auf die Stossrichtung hinweisen, in die es gehen wird:
Cell Danger Response / Prof. Navioux
Fatigue und weiter Beschwerden nach Long Covid
“run-DMC” ist ein interessanter COVID-Youtuber, eigentlich ein Auto-Schrauber und Oxford-Diplom-Ingenieur der seine eigene “long covid” Krankengeschichte dokumentiert und umfangreiche, solide und nachvollziehbare Recherchen dazu vollzieht.
Run-DMC erleidet selber viele Symptome, die an MASTZELL-AKTIVIER-SYNDROM erinnern.
Mastzell-Aktivier-Syndrom MCAS
MCAS ist einer ganz neu-entdeckten Erkrankung – ein Syndrom ist ja eine Ansammlung von verschiedenen Symptomen die erst durch das Zusammenfassen eine eigene Krankheits-Entität werden,
deren Verständnis uns hier geholfen hat, wieder ein ganzes Set von Patienten zu helfen – wenn auch noch nicht sie zu heilen, können wir diese MCAS Patienten jetzt immerhin stabilisieren und deutlich verbessern.
Die Sympotomatik des Mastzell-Aktivier-Syndroms (MCAS) ist irrlichternd und vielgestaltig und findet sich – das sind jetzt Erinnerungen an meine eigenen Patienten – wieder in
- Menopausale Hitzewallungen
- Migräne oder Cluster-Kopfschmerz
- Panikattacken
- Herzklopfen / Palpitationen
- Allergische Reaktionen
- Schwindel-Anfälle
- interstitielle Cystitis (chronische Reizblase)
- Reizdarm
- Asthma
- …..
es gibt derzeit keine spezifische Diagnostik für das MCAS.
Diagnostik MCAS für Kollegen: am ehesten der Tryptase-Wert im Anfall im Vergleich zum Tryptase-Wert im Intervall, es handelt sich also am ehesten um eine klinische Diagnostik die wir durch Gabe spezifischer MCAS – Antihistaminika sichern.
Interview mit einer MCAS-Expertin
Run-DMC konnte ein hochinteressantes Interview mit einer MCAS-Expertin, Dr Tina Peers führen und hat in nachfolgendem Youtube ihre Behandlungsvorschläge zusammengefasst.
Dr. Peers ist augenscheinlich Gynäkologin und erzählt, dass 99,8% der von ihr kontaktierten Hausärzte mit dem MCAS nichts anfangen können (weil eine neue Erkrankungs-Einheit) und die Patienten daher Schwierigkeiten hätten, hilfreiche Medikamente (Antihistaminika) verschrieben zu bekommen.
Behandlung gemäss Dr. Tina Peers
- am wichtigsten ist die Diät: Histamin-vermeidende Ernährung, Tee und Kaffee vermeiden weil diese Lebensmittel die Histamin-abbauende DAO hemmen
- Nahrungsergänzungsmittel: Quercetin, Niacin, VitD, VitC retardiert, Zink, Selen, Magnesium
- H1 und H2 Medikamente, Montelukast, Mastzell-Stabilisierungs-Mittel
nach 6 Monaten unter entsprechender MCAS – Behandlung geht es den meisten Patienten beträchtlich besser. Nicht beschwerdefrei aber viel besser, meint Dr. Peers
Google-ZENSUR!
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ich kenne diese Zustände inclusive. Mastzellaktivierung als Reaktion auf Gadoliniumvergiftung. Könnten Schwermetalle im Zusammenhang mit der Virusinfektion (Diagnostik, manche Medikamente..) und schon vorbestellende Belastungen eine Ursache sein? Immerhin hat nicht jeder das Syndrom.
exakt, genau da drum gehts! Toxine blockieren die Mitochondrien und es kommt zu pervertierten Reaktionen. Siehe das Buch was ein Kommentator zitiert hat von Dr. Neil Nathan
Das Chronische Fatigue-Syndrom heilt nicht automatisch nach ca 1 Jahr aus.
Es ist nicht nur eine der Fatigue-Erkrankungen, sondern eine schwere neurologische Multisystemerkrankung, bei der Fatigue nur eine von vielen Symptomen ist.
Nachzulesen z.B. im Online-Psvhyrembel unter “Chronisches Fatigue-Syndrom” (ICD10 G93.3)
vielen Dank lieber Heli für deine tollen Recherchen und Informationen, die auch Laien verstehen können.
Vielen Dank für die tollen Recherchen! Könnte eine postinfektiöse rezidivierende ödematöse Schwellung der Unter- und Oberlider und Tränensäcke. Verbunden mit Tränenden Augen und Juckreiz auch ein mögliches Bild der Mastzellaktivierung sein?
Vielen Dank jetzt schon für die Antwort!
wahrscheinlich nicht, wenn lokale entzündung am auge: normal, wenn generalisiert dann nieren-schwäche oder sogar herzschwäche
Super Artikel! Danke Heli! Es gibt dazu ein neues Buch: Kyara und Sascha Kauffmann- HISTAMIN IRRTUM.
In diesem Buch werden, auch für Laien verständlich, verschiedene Störungen beschrieben, die nötige Labordiagnostik und auch Behandlungsvorschläge gemacht. Es ist systematisch aufgebaut und enthält viele wertvolle Infos. Under anderem auch zu Mastzellstörungen, Methylierungsstörungen, MCAC. Sehr empfehlenswert.
merkwürdig “Nummer 1 in Rotwein” Leseliste!