Vitamin D ist eine hervorragende Möglichkeit das Immunsystem zu modulieren. Vitamin D gehorcht hier einer “U”-Kurve:
- VitD Mangel (< 30ng/ml) führt zur Immunschwäche –> siehe Influenza – Prophylaxe
- VitD Überschuss ( > 140ng/ml) dämpft ein überschiessendes Immunsystem und kann als Massnahme gegen Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden
dem zweiteren – der Wirksamkeit gegen Autoimmunerkrankungen – ist dieser Recherche-Artikel gewidmet.
Vorsicht vor selbstverordnetem Hochdosis-Vitamin D
gemäss meiner Labormessungen bei hunderten Patienten würde ich die Grenze einer unbedenklichen Dauer-Einnahme von VitD mit 10.000 IE / Tag festlegen, ohne dass regelmässige Laborkontrollen zu erfolgen haben. Temporäres Überschreiten (20-50.000 IE / Tag) ist im Rahmen einer Aufsättigung möglich, sollte aber zeitlich begrenzt sein.
Mit 10.000 IE erreichen die meisten von mir gemessenen Patienten (zusammen mit K2) dann nach 3-6 Monaten 80-120ng/ml D3.
Die von Prof. Michael Holick als bedenkenlos genehmigten 20.000 IE VitD / Tag erscheinen mir zu hoch, hier finde ich bei Langzeiteinnahme Werte bis 180 ng/ml und erhöhte TRegs im Blut, was für Autoimmunerkrankungen sinnvoll, bei Krebserkrankungen aber kontraindiziert ist!
Ich selber verwende für die Patienten den VitD Rechner aus dem Schweikart-Verlag.
VitD in höheren Dosen über längere Zeit verabreicht birgt immer die Gefahr einer “Hypercalciämie”: der Körper nimmt zuviel Calcium aus der Nahrung auf. Bei gleichzeitiger Trink-Schwäche führt dies zu einer Verschlechterung der Nierenwerte, im Extremfall sogar zu einer Nierenverkalkung (Nephrocalcinose).
Diese ist reversibel und kann durch Erhöhung der Trinkmenge (Calcium-armes Wasser) und Aufhören der VitD – Einnahme in kurzer zeit normalisiert werden.
Vitamin D in THERAPEUTISCHER Absicht in hohen Dosen – als Therapieversuch gegen Autoimmmunerkrankungen eingenommen – benötigt immer ärztliche Begleitung, regelmässige Laborkontrollen (Blut, Urin) und eine Calcium-Arme Ernährung sowie kontrollierte Trinkmenge.
Sogar bei entsprechender Überwachung und “Compliance” (man hält sich an die ärztlichen Ratschläge) bekommen 2-3% der Patienten eine Hypercalcämie, ev. sogar eine (reversible) Nephrocalcinose.
Studien zum Thema VitD und AutoimmunKH
wir untersuchen die Pubmed auf wissenschaftliche Hinweise zum Thema VitD als Therpeutikum gegen Autoimmunerkrankungen, insbesondere gegen “Multiple Sklerose”.
- VitD x Autoimmun: 95.000 Einträge
- VitD x Multiple Sklerose: 48.000 Einträge
da wir wissen, dass die moderne Forschung uns den TH-17 bzw. IL-17 Mechanismus als Erklärung für Autoimmune Prozesse anbietet, suchen wir besonders nach jenen Studien, die noch zusätzlich diese Erklärung mit einbezieht, also auch die molekularen Grundlagen der Autoimmunerkrankung misst.
- VitD x Autoimmun x TH-17 / IL-17: 12.000 Einträge
- VitD x Multiple Sklerose x TH-17 / IL-17: 6000 Einträge
Höchste Evidenz-Stufe haben natürlich Klinische Studien
klinische Studien entsprechen immer “Menschenversuchen” nach vorher festgelegten Schlüsselkritierien um Substanzen auf Wirksamkeit und Nebenwirkungen zu untersuchen.
hierzu folgende Suchterme in der Pubmed bzw. Google Scholar
- (th17 OR IL-17) AND (autoimmune) AND “vitamin d” AND “clinical trial”: 4600 Einträge
- (th17 OR IL-17) AND (“multiple sclerosis“) AND “vitamin d” AND “clinical trial”: 2800 Einträge
besser sind randomisierte – kontrollierte Studien
randomisiert: hier werden die Probanten “zufällig” entweder der Versuchsgruppe (bekommt das Mittel) oder der Kontrollgruppe (Plazebo) zugelost.
Kontrolliert bedeutet zwei Probanten-Gruppen die in etwa gleich aufgestellt ist, eine bekommt Plazebo, die andere das Verum-Mittel – die Ergebnisse werden dann verglichen.
daher randomisiert + kontrollierte + klinische Studien + Multiple Sklerose
- (th17 OR IL-17) AND (“multiple sclerosis”) AND “vitamin d” AND randomized AND controlled AND “clinical trial” : ca 2000 Einträge
der heilige Gral: randomisierte, kontrollierte, doppelblinde Studien zu VitD und MS
Doppelblind: Weder Probant noch Versuchsleiter weiss wer jetzt zu welcher Gruppe gehört. Erst im Nachhinein wird dies festgestellt. Diese Studien haben das höchste Vertrauen, da eine Manipulation praktisch ausgeschlossen ist.
- (th17 OR IL-17) AND (“multiple sclerosis”) AND “vitamin d” AND “double-blind” AND randomized AND controlled AND “clinical trial”: ca 1500 Einträge
Zusammenfassender TENOR der Aussagen all dieser Studien in folgendem Screencut (verlinkt zur Studie)
Klinische Studien ohne Bezug auf molekularen Grundlagen
Wenn ich den sehr einschränkende TH-17 / IL-17 Zusatz-Such-Terme weglasse, kommen wir auf folgende Such-Ergebnisse
- MS + VitD + Klinische-Studie + Doppel-blind + Randomisiert + Kontrolliert: 6000 Einträge
- MS + VitD + Klinische-Studie + randomisiert + kontrolliert : 8700 Einträge
- randomisierte klinische Studien: 8800 Einträge
- klinische Studien: 11000 Einträge
einige der topgereihten Studien
wenn tausende Studien zur Verfügung stehen, kann man nur einige wenige Untersuchen. Wenn unter den ersten 30 Studien praktisch idente Forschungsergebnisse dargestellt werden, dann kann man davon ausgehen, dass der Sachverhalt entsprechend valide – und damit geklärt ist, da die neuen Studien immer Bezug auf den bereits veröffentlichten Berg an Forschungsdaten bezug nehmen.
Multiple Sklerose
Google Scholar Suche:
- (TH17 OR IL-17) AND “multiple sclerosis” AND “vitamin d” : knapp 8000 einträge
- nur Studien seit 2019 : ca 1100 Einträge
einige der hochgereihten Studien
- 1,25D3 hemmt die Differenzierung und Migration von TH17 Zellen und schützt damit gegen experimentelle Autoimmun-Enzephalitis PLOS_2010
- Vitamin D moduliert verschiedene IL-17 Subtypen in MS-Patienten | Abstract: VitD Mangel –> IL-17 –> je mehr desto schwerer die MS –> VitD reduziert schweregrad. J. Neuroimmunology 2016
- VitD kann Rückfall bei MS verhindern durch Induktion von TReg, J Neuroimmunology 2011
- 1,25 D3 vermindert Autoimmunität bei MS durch transkriptionelle Reduktion der Expression von IL-17 FulltextPDF-MolCelBiol 2011
- das Zytokin-Expressions-Profil bei Neuroinflammation kann durch Calcitriol deutlich in Richtung verminderung von TH-17 Zellen verschoben werden, Vitamin D ist ein wichtiger Entzündungs-Modulator für MS. MolecularImmunology 2015
- STAT-abhängiger Mechanismus bewirkt die prädominante TH2-Aktivierung (statt TH-17) durch Vitamin D J.Neuroinflammation 2011
- Mechanismen mit denen 1,25D3 die TH17 autoimmunologische Aktivität moduliert AKJournals2013Abstract – AKJournals 2013 PDF
- 1,25D3 und Trans-Retinoid hemmen synergistisch die Differenzierung und Expansion von TH17 ImmunolLett 2010
- VitD down-reguliert die Expression von TH17 Zytokinen und inflammatorischer Chemokine und deren Rezeptoren in der experimentellen Autoimmunenzephalitis NutritionalNeuroscience 2018
andere Autoimmun-Erkrankungen
Rheuma / PCP / rheumatoide Arthritis
- Scholar Suchterm: (th17 OR IL-17) AND (rheumatic OR PCP OR Arthritis) AND “vitamin d” : 13.000 einträge
- nur seit 2019: 2000 Einträge
zB einige der führenden Artikel
- Nature Artikel (das kennen nur Wissenschaftler, für die ist das mit “Science” zusammen die höchste Instanz): 1,25 D3 + TNF-Alpha zusammen blockieren Rheuma und deren Immunologische Ursache (TH-17 Aktivität). Nature 2012
nach diesem Schema kann man die Pubmed weiter durchsuchen, man möge nur die Suchterme oben statt Multipler Sklerose zB durch Lupus (7000) oder Colitis (7000) oder Parkinson (2000) usw untersuchen.
Wenn in seltenen Fällen eine reversible Nebenwirkung dieser Hochdosis-VitD Therapie bei Non-Compliern auftritt, steht – nach meiner Meinung – das Nutzen-Risiko-Verhältnis um ein vielfaches besser da als bei der Leitlinien-Therapie für Multiple Sklerose, wie man täglich von den Patienten hören kann.
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