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Bellis-perenis bei einem Fall von Pankreas/Mamma-Karcinom

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dies ist eine meiner frühen Krebskasuistiken, die v.a. wegen der Arznei beeindrucken.

 

Kasuistik über Pankreas-Carcinom & Mamma Carcinom

BELLIS-PERENNIS

 

Publiziert in der HIÖ XY, Heft 1 2003, Seite ..

 

 

 

Lang ist der Weg durch Lehren,

kurz und wirksam durch Beispiele.

(Lucius Annaeus Seneca)

Der Weg zum Erfolg ist mit fremden Mißerfolgen gepflastert.

(Zarko Petan)

 

 

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Der vorgestellte Fall ist eigentlich nach keinem der sonst üblichen Kriterien ” publikabel” : das Outcome ist ungewiss, die ” Nachbeobachtung” nicht existent, es wurden viele Arznei im Verlauf der Behandlung verabreicht. Trotzdem war die Wirkung einer Arznei so spektakulär und ” richtungsweisend” , dass ich den Fall für dieses Compositae-Schwerpunktheft skizzieren möchte[1].

Schicht für Schicht enthüllte sich hierbei der Kern der Patientin, anfangs wurden von mir nur die ” Kompensationen” behandelt. Wie oft in meinen schweren und fortgeschrittenen Fällen war ich hinsichtlich der Arzneiwahl unsicher, aber – das ist das fantastische an unserer Homöopathie – es kommen selbst derartige Fälle früher oder später ins Laufen!

 

Erstanamnese 6. Oktober 01[2]

Die 50j Patientin kommt in Begleitung ihres Gatten auf Empfehlung der Hausärztin, die das Steinkellner-Basistherapie-Programm[3] bereits eingeleitet hat. Vor 5 Wo Whipple-OP wegen eines grossen Pankreas-Kopf-Carcinoms[4], welches erst durch einen plötzlich auftretenden Ikterus symptomatisch geworden ist. PostOP Stressulkus, die gerade laufende Chemo wird sehr schlecht vertragen, ständige Übelkeit, Blähungen, Bauchschmerzen, Rückenschmerzen, Verdauungsbeschwerden…..

Freundlich lächelnd auf eine unverbindliche, eher distanzierte Weise, klein, nicht pummelig aber jedenfalls nicht grazil, nicht überaus gepflegte halblange Haare, eigentlich nicht altersgemässe Frisur, die Kleidung nachlässig. Irgendwie abgehoben, die Nettigkeit distanziert sie und macht sie schwer greifbar, hinterlässt den Eindruck, dass sie nicht recht weiss, was sie hier soll.

FK

Ischias re seit den Schwangerschaften, v.a. im Bereich der Achillessehne, besser mit Arnika Umschlägen. Heuer im Frühjahr Spondylitis L4-5.

Nächtliche Ellbogenschmerzen links nach ” Verkühlung” vor 30 Jahren, wenn Ellbogen kalt wird, tritt dieses Symptom wieder auf.

Carpaltunnelsyndrom re, durch ” Chinesische Therapie” gut geworden.

Multiple Darmpolypen bei Coloskopie abgetragen.

Sonst immer gesund.

Einmal bin ich auf das Steissbein gefallen, Schmerzen für 6 Jahre. Dann endlich bin ich wieder einmal Reiten gegangen, hatte dann erneut für 6 Jahre SChmerzen.

In der dritten Schwangerschaft Auftreten von multipler kleinster Hämangiömchen, die sich ztw. öffneten und spritzend einen Tropfen Blut entleerten (dieser spritzte in einem hauchfeinen Strahl mehrere Meter weit !!), dann Gestose.

Eher hitzig, selten kalt.

Mutter: ist an Krebs gestorben. [weint] Wir hatten Probleme, sie hat mich in Stich gelassen. Mit meiner älteren Schwester war sie glücklich, ich war für sie nur eine Last. Vater war auch mit mir enttäuscht, der wollte endlich einen Buben haben. Dabei war ich immer brav, versucht nie aufzufallen. [weint]. Eigentlich wollte ich zuhause nur Liebe, ich war einsam, habe nie Zuwendung bekommen.

Mit 5j hatte ich Zornausbrüche, die wurden lächerlich gemacht, da bin ich einmal abgehaun und 7km weggelaufen.

Meine wichtigste Bezugsperson war ein Dienstmädchen, die kam aber weg als ich 3 oder 4 Jahre alt war.

Ich wäre sehr gern in den Kindergarten gegangen, aber ich war ständig krank: als Kind immer wieder Angina, viele Zahnprobleme.

Mein späterer Mann ist zu uns als Lehrling gekommen, als ich 9j alt war. Er hat sich von Anfang an abgegeben mit mir. Auch als es sexuell wurde habe ich das geduldet, weil ich Angst hatte, er würde sonst keine Zeit mehr für mich haben. Er war aber so anständig dass er mich dann geheiratet, nachdem ich mit 14 schwanger geworden bin. Meine Eltern meinten damals nur ” weg, du musst sofort weg” , sie fürchteten um ihren Ruf. Sie haben mich sehr in Stich gelassen.

Mit 15 bekam ich das zweite Kind. Mein Mann war kühl und diktatorisch. Ich dachte ich ersticke neben ihm. Ich habe über 12 Jahre in schwerster Depression verbracht, konnte kaum etwas erledigen habe ständig nur gesessen und geweint. Ich wollte mich scheiden lassen, aber er meinte, ich bekäme die Kinder nie. Leben konnte ich so nicht, Scheidung kam nicht in Frage. Ich war völlig alleine, konnte mit niemandem reden.

Schliesslich kam ich nach einem SMV in die Psychiatrie. Dort fühlte ich mich frei, konnte ” atmen” , endlich atmen, neben ihm bekam ich einfach keine Luft. Danach liess ich mich scheiden, zog meine Kinder irgendwie auf, beim Besuch bei meinen Eltern schaute ich nicht nach links und rechts, weil ich mich schämte, in meiner Freizeit war ich Laien-Schauspielerin.

Forsaken feeling? Nein, kein Gefühl, sondern es war eine Tatsache, dass ich alleine war. Schon als Kind in der Schule: ich konnte ja keine Freundschaft pflegen, weil ich ja schon als 9jährige missbraucht worden bin. Das konnte ich schliesslich niemandem erzählen, sonst hätte ich die Beziehung zu diesem Mann verloren, er war ja schliesslich der einzige Mensch, den ich hatte. Auch später in der Ehe konnte ich über nichts reden, hatte niemanden, konnte mich nie anvertrauen.

Später hatte sie nochmal geheiratet, bekam mit dem 2ten Mann, der sie herbrachte noch ein jetzt 11 jähriges Kind.

Soweit in etwa die 3-4stündige Erstanamnese, deren Zusammenfassung hier keinesfalls die Dichte der erlebten Problematik wiedergeben kann.

Ich hatte gut 25 deutliche, körperlich historische Symptome aufgenommen, eine schlimme Vorgeschichte und einen Zustand nach einem operierten stenosierendem Pankreas-Kopf-Carcinom (also per se eine infauste Diagnose) mit vielen Akutbeschwerden. Wie geht man da vor?

Zur damaligen Zeit habe ich immer die Totalität der Symptome mitgetippt bei der Anamnese, sowie mit §153 Rubriken ” eliminiert” , eng an der Vorgehensweise die Dr.Spinedi in seiner Klinik und seinen Seminaren vorgibt.

pancre1

  • GENERALITIES FOOD and drinks sweets agg
  • SKIN CICATRICES painful
  • MIND DWELLS on past disagreeable occurrences
  • numbness finger first second third (kombinierte Rubrik)

Phos. führt die Totalität, ist ein sehr bewährtes Mittel für Pankreas-Carcinome (Phos deckt nach Erfahrungen von Jens Wurster in Clinica St. Croce 50% der Pankreas-Ca Fälle). Dass sich die zentrale Idee von Phos (” Verlangen nach Liebe” ) in der Biographie gut abbildete gab mir das Gefühl einer hohen Verschreibungssicherheit.

daher: Phos Q3 nach der Orginalvorschrift[5] (=AV) mit Aufzeichnung von Verlaufsparameter sowie tägliche Rückmeldung.

3 Wo später (25.10.01)

erst jetzt erfolgt eine telefonische Rückmeldung[6]: bin nur gelegen, nicht mal mehr die Energie zur Körperpflege. Habe Chemo abgebrochen. Ihr Mann ist wie ich selber auch frustriert, er kann sie nicht mal motivieren zumindestens ein Mindestmass an Mitarbeit anzubieten, oder sie dazu zu bringen, mich zumindestens anzurufen. Er meint, sie hätte keinen Lebenswillen, hätte sich total aufgegeben, ja, auch er hätte – wie ich – die Phantasie dass sie sterben will, dass das wie ein Selbstmord auf Raten läuft.

Phos scheint in diesem Stadium keine gute Verschreibung mehr, das wäre sicher schon nach 2-3 Tagen Einnahme klar gewesen, ev. ist der Fall bereits inkohärent und kann vorerst nur mit Lokalbeschwerden und einer ” lokalen Arznei” therapiert werden[7], aber mit dieser Zusammenarbeit ….., schliesslich habe ich Aur-mur 200 an den Gatten ausgehändigt[8].

Anruf am 1.11.01 – ca. 1 Woche später

geht etwas besser à soll Aur-mur 200 noch einmal wiederholen und Carb-an 30[9] 2pd[10] dazunehmen

12.11.01 – ca. 1 Woche später [11]

Kommt zu einer Kontrolle in der Ordination (!!). Geht besser, mehr Energie. Aber: mehr Hüft und Kreuzschmerzen.

Isst viel mehr, ständig hungrig. Starke Blähungen – aber paradoxerweise nicht durch Kohl (Carb-an !)

Bringt mehrere Träume, die sie in einer Psychotherapie bereits bearbeitet hat.

Erzählt von einem inneren ZÄHLMECHANISMUS: schon als Kind hat sie immer in Gedanken gezählt, immer wenn sie in der Nacht wach war und auch tagsüber. Brauchte dadurch an nichts denken. ” Mein Leben ist wie das Warenhaus im Traum (den sie mir erzählt hatte): ich habe keine Ängste, ich gehe überall hin, tw. neugierig, ich tue alles aber empfinde herzlich wenig dabei. Das war eine Kernfrage für mich: will ich überhaupt leben? Fühle mich gespalten in ein fröhliches Äusseres und ein dunkles depressives Inneres” .

wegen teilnahmslose Anästhesie / Dissoziation: OP C30 einmalige Gabe, weiters nach neu-Auswertung des Falles Lyc Q6 AV

3 Tage später (15.11.01)

telefonische Mitteilung: keine Besserung. Sehr hitzig. Übelkeit, Blähungen. Paradoxerweise immer Hunger.

Einmal bin ich meinem ersten Mann mit Messer nachgelaufen! Ich habe aber keine Aggressionen, die sind alle zugedeckt, sind auch in der Therapie nicht rausgekommen.

erneutes Studium aller Symptome und des Gemütszustandes: Nat-iod C30 2pd einen Teelöffel der Auflösung

4 Tage später: keine Besserung, daher Wechsel auf Iod Q3 AV

3.12.01 – 2 Wo später

Gatte ist da: sie hat zugenommen, schaut eigentlich jetzt super aus. Neue Frisur, neues Gewand. Macht Witze, klimpert am Klavier. Guter Appetit, grosser Gusto. Es ist so wie er es sich im Zusammenleben mit ihr immer gewünscht hat. Von ihr selber bisher keine Rückmeldung. Iodum Q4/5 mitgegeben.

14.12.01 – 2 Wo später

Kontrolle bei mir: Schaut super aus. Freundliches Lächeln, unverbindliche Freundlichkeit die gleichzeitig distanziert. Bauch sehr aufgebläht, OP-Narbe sehr schmerzhaft, brennen, nächtliche Schweissausbrüche. ” Ich erwache in der Nacht und zähle, immer wieder kommt mir zu Bewusstsein, dass ich zähle. Bin 100% Mitarbeiterin, sehr genau” .

Migräne als Kind. Kreuzweh seit 20 Jahren, brennend, Magenschmerzen nach süssem auch seit 20 Jahren.

Ischias seit 12j rechts, seit der 3ten Schwangerschaft. Damals Gelenksentzündungen bekommen, Hautblutungen und Hämangiömchen aufgetreten, die plötzlich spritzend Blut entleert haben, schliesslich Gestose. Seit dieser Schwangerschaft viele viele Hämangiömchen.

Es folgt ein erneuter langer Exkurs in die Vergangenheit, viel Trauer, weinen, Zurücksetzung besonders immer im Vergleich zur bevorzugten Schwester. In Stich gelassen, auch bei der Scheidung, Mutter hat zum Mann gehalten, fühlt sich verachtet (Snake? Arg-nit?).

Hobby: Schauspielerei, spielt im Laientheater seit Jahrzehnten.

” Wenn ich rausgehe bin ich ein völlig anderer[12], die meisten halten mich für ” nett” , freundlich, selbstbewusst, ich bin wie zweigeteilt.”

mit vielen körperlichen Symptomen und v.a. auch gemäss ihrer unverbindlichen undurschschaubaren Freundlichkeit – im Hintergrund aber dieser jahrzehntelange seelische Missbrauch gebe ich Thuja C30 2pd,

14.1.02 – ein Monat später

erst jetzt wieder telefonische Rückmeldung wegen massiven Schwindelattacken[13]. Ging bisher ganz gut, zu Sylvester regelrechter Energieschub, alles um 50% gebessert, völlig verändertes Erscheinungsbild, Haare völlig abgeschoren.

Spricht erstmals über die Gegenwart, die bisher völlig als Thematik ausgeklammert war, Probleme mit Gatten, Familie, Berufswünsche, will Schauspielschule machen. Guter Eindruck, daher Thuja als Q-Potenzen weiter

30.1.02 – 2 Wo später

Telefonat: Verdauung ist gut, kann alles essen. Kreuzschmerzen nicht mehr brennend. Energie eher schwach, aber behauptet sich, auch gegen den Gatten. Thuja weiter

8.3.02 – 1 Monat später

Kontrolle: geht nicht schlecht. Wenig Energie, aber auch wenig beschwerden, mehr Verdauungsbeschwerden. Will Paartherapie machen, aber der Mann wehrt sich. Hat Bart und zusammengewachsene Augenbrauen. Schon mit 30j graue Haare.

Konstant: hitzig, hungrig. Es steht, ausserdem passen die Allgemeinsymptome nicht besonders. Erneut Therapieversuch mit Nat-iod 30

25.3.02 – 2 Wo später

Telefonat: Körperlich sofort gut mit Nat-iod, seelisch viel schlechter, schliesslich Körperlich auch wieder viel schlechter.

Pinus-sylvestris 30 2pd (Hausübung war: welcher Baum spricht sie besonders an: ” so bin ich wie dieser Baum, so zerzaust” )

18.4.02 – 3 Wo später

Telefonat: sofort voller Energie nach Pinus. Schlaf gut, inneres Zählen fast weg, Heisshungerattacken nach Essen weg. Kein innerliches Spaltungsgefühl. Pinus weiter

8.5.02 – 3 Wo später

Telefonische Information: neu ein Knoten in der Brust, Biopsie ergab uncharakteristisches Zellbild, daher will der Chirurg OP. Hatte diesen Knoten schon einmal vor 2 Jahren, damals von selber weggegangen.

Vergangenheit nicht präsent, innerliches Zählen nicht vorhanden, keine Gefühl der Spaltung in lustig-traurig.

Conium Telefonisch empfohlen (Krebs d Drüsen, Pancreas-Ca, Brust-Ca, Schwindel).

 

Bisheriger Behandlungs-Verlauf

eine Patientin mit schlechter Prognose wird durch eine Serie von Similes (Phos, Iod, Thuja, Pinus-s) in einen bisher eindrucksvoll guten Zustand gebracht. Die Patientin ” fühlt sich ganz gesund” , emotional ausgeglichen und vorwärts orientiert, Verdauungsbereich beschwerdefrei.

 

jetzt geht’s Schlag auf Schlag

16.5.02 Operation des Brustknotens

Befund: Hoch differenziertes tubulares Adenokarzinom, Grad 1 pT1mic (ausgedehntes Carcinoma lobulare in situ).

informiert mich telefonisch: postoperativ RIESEN HAEMATOM in der Mamma, Ausdehnung über ganze Brust und Axilla[14]. Ruft mich deswegen im Urlaub an, ich verordne sofort Bellis-perennis Urtinktur (selber ansetzen aus dem Garten) als Umschlag anwenden sowie innerlich einige Tropfen täglich.

1 Monat (!!) später: 16.6.02

Kommt endlich wieder einmal: Bis jetzt hab ich Hormone wegen Wallungen genommen (!!). Conium hab ich mir damals eigentlich nicht besorgt. Rauchen gönne ich mir noch.

Das Haematom war schmerzhaft, ganz blau, war sogar beim Notarzt.

Einige Tage nach Einnahme von Bellis-p hat sich die Brust an der OP-Narbe auf einer kleinen Strecke geöffnet und es hat sich ein Riesen Koagel entleert, sowie für 2 Tage nachfolgend schwarzes Blut rausgetropft. Anschliessend war die Brust völlig beschwerdefrei und ohne jeden Haematom-Rest. Die Energie ist sehr gut, jeden Tag hat die Energie zugenommen!

Da sitzt diese kleine, fortwährend wie ein Buddha lächelnde Patientin die meine intensiven Bemühungen um sie von Beginn an scheinbar so lässig ignoriert mit ihrem Pankreas-Carcinom und jetzt Mamma-Carcinom vor mir und erzählte mir immer wieder mit diesem Lächeln auf den Lippen grauenhafte seelische Verletzungen in der Vergangenheit! Und dann geht’s ihr plötzlich mit Urtinktur Bellis so wunderbar! Mag das ein Bellis-Fall sein?

[abgefragt mit leading questions] Ich bin ein Stehaufmanderl, immer wieder am Boden dahingekrochen, hab ich mich aber immer wieder hochgerappelt.

Mein Leben ist wie eine Berg und Tal Bahn, es war sehr viel Tal drinnen, die Täler waren sehr ausgeprägt! Die depressiven Zeiten, als Kind schon, das ganze Alleinesein, die Einsamkeit.

Mir ist jetzt eingefallen, ich habe von mir aus den körperlichen Kontakt mit meiner Mutter mit 7-8j abgebrochen und verweigert, sie hat mich oft umarmt, sie war eigentlich gut und herzlich, aber sie war strohdumm, drum ist das so gekommen. [klingt genau umgekehrt wie früher erzählt]. Das Verhältnis zur Mutter [weint plötzlich] war sowieso immer schwierig, meine erste Bezugsperson war das Dienstmädchen, dann kam ich mit 5j ins Spital wegen Scharlach.

Dort war ein anderes Mädchen aus niedrigem Mileu, die machte mir klar, dass die Erwachsenen von hinten bis vorne nur lügen und betrügen, ich fand sie hatte recht, da hab ich mit den Erwachsenen abgeschlossen.

Die Eltern haben ja gesagt, schau wir gehen ins Spital, dort ist es nett und schön, und dann haben sie mich 3 Wo nicht mehr besucht[15].

Ich habe dann den Erwachsenen nicht mehr getraut, später den körperlichen Kontakt zu Eltern abgebrochen, dafür Liebe mit dem Lehrbuben gemacht, gesucht später mit dem Gesellen, dann der nächste Lehrbub der mein Mann wurde [sie reinszeniert die Verletzungen und den Vertrauensbruch immer wieder]. Ich habe sehr häufig sterben wollen, hab mich immer wieder aufgerappelt und immer wieder hochgestanden, so ist es gegangen.

Immer war ich äusserlich total gut drauf, immer. Nach aussen, die andern haben das nicht gewusst, niemand hat das gewusst das es innerlich so aussieht.

Jetzt , schon seit einigen Jahren erwache ich sehr früh, um 5h werde ich wach, stehe um 6-7h auf. Ich werde munter, versuche die Augen nicht aufzumachen und nichts zu denken, es ist ja viel zu früh um aufzustehen!

Als ich schwanger war hab ich ja überall rote Punkter bekommen, auch auf den Fingern und händen Sykotische Naevi, von dort ist das Blut in einem solchen Dünnen Strahl rausgespritzt, dass man den Strahl nich tgesehen hat, und als das aufgetroffen ist, hat man erst den Blutstropgfen gesehen.

Grosses Verlangen nach KOHL

Die Symptome, das gesamte Bild und die Reaktionen (Blutungen, Haemangiom…) weisen auf Bell-p hin (Seideneder).

Wichtiges Leitsymptom: morgens munter, Blutung, Blutung, Blutung. Tiefe emot Verletzung, wird abgekapselt und tief im Inneren behütet, nach aussen aber immer Lächeln, ” keiner wusste dass es mir innerlich so schlecht geht” !!! Krebs der Drüsen.

aber am wichtigsten: diese deutliche, ja wundersame Besserung nach einigen Tagen Bellis Tinktur[16]!! Räumt zuhause zusammen, entfernt den Mist, der sich im letzten Jahr angesammelt hat.

Bell-p 200 über 3 Tage intensiviert (in Wasser stündlich 1 TL)

August 02

Anruf (Datum nicht genau dokumentiert): bei Kontroll-Untersuchung einige Tage nach dem letzten Termin bei mir wurde eine diffuse Metastasierung der Leber festgestellt, vom Pankreas-Carcinom ausgehend (Befund liegt mir nicht vor). Palliative Chemo wird eingeleitet. Bellis-p 200 2pd, weiters Hydr. D3 2 x täglich

20.09.2002

Von der Patientin bisher nichts gehört, aber der betreuende Internist hat mich angerufen und mitgeteilt, dass die Lebermetastasen massiv zurückgehen. Darauf lade ich die Patientin ein.

Hab mir einen Kindheitstraum erfüllt und ein Pferd gekauft, mache Hausumbau.

Das undurchschaubare Lächeln ist weg. Bemühe mich mehr um Mann, verstehe ihn besser, bin versöhnlich gestimmt. Die dunkle Innenseite und die helle Aussenseite haben sich aufgelöst.

Habe mit der Psychotherapie aufgehört, ich muss jetzt nicht mehr in der Vergangenheit herumwühlen. War wichtig, ohne der Therapeutin wäre ich ” alleine dagestanden” [17].

Chemo vertrage ich diesmal sehr gut, leichte Beschweden nur für 1-2 Tage.

Carpaltunnelsyndrom rechts wieder da (damals mit Chinesischer Therapie verschwunden).

Alles blähende, Bohnen, Linsen, Kohl vertrage ich gut und habe starkes Verlangen danach.

Mit Bellis-p hab ich aufgehört, das regelmässige Einnehmen wollte ich nicht mehr. Hydrastis D3 nehme ich noch manchmal[18].

Bellis-p XM (intensiviert für einige Tage).

Weiterer Fallverlauf

Das war der letzte direkte Kontakt mit der Patientin. Über die Hausärztin erfuhr ich, dass die Lebermetastasen kurz danach (unter Chemo) vollständig verschwunden waren[19] und es ihr hervorragend ginge.

Im Jänner 03 Neudiagnose von Knochenmetastasen. Auf die Frage der Hausärztin an die Patientin, wieso sie nicht zu mir ginge, hat sie geantwortet ” Dr. Retzek meinte, er könne jetzt nichts mehr tun[20]” . Den vermutlich systemisch bedingten Verlauf, den die Patientin implizit durch ihre Strategien anzeigt, nehme ich mit grosser Demut und Hochachtung zur Kenntnis.

Rückblickend bin ich überzeugt, dass Bellis sich als ” die Arznei” für die Patientin darstellt. Nahezu jedes deutliche und historische Symptom der Patientin fand ich im wunderbaren Seideneder (Mitteldetails) wieder. Der Verlauf der Behandlung ist nicht untypisch bei fortgeschrittene Krebserkrankungen, kann man das Similimum finden und ist dieses noch dazu ein Krebsmittel, sind sogar derartige Fälle durchaus noch im Bereich der Heilbarkeit.

Bellis-perennis[21]

Das Gänseblümchen ist eine Blume, auf der ständig herumgetreten wird und die sich doch immer wieder lächelnd aufrichtet.

Tiefe Traumata auf phys. oder psychischen Ebene. Der emotionale Körper wurde misshandelt, beschädigt oder trug tiefe Verletzungen davon. Es bildet sich tief im Inneren so etwas wie ein emotionaler Tumor, eine Verkapselung, eine verhärtete, sehr schmerzende Stelle, wie eine Art vernarbte Wunde, eine verletzte, entsetzlich zerschundene, schmerzende Stelle in ihrem Gefühlsleben.

Sie versuchen, diese Wunde und den Schmerz in sich zu verschliessen, erzählen keinem davon, suchen nicht nach Hilfe, erleichtern sich nicht durch Weinen, sondern setzen stattdessen ein fröhliches Gesicht auf, lassen sich äusserlich nichts anmerken, werden deshalb von anderen auch für stark und unempfindlich gehalten.

Fühlt sich ungeliebt, stösst nur auf Desinteresse und Ignoranz, doch versagt den aufs tiefste verletzten Gefühlen jeglichen Ausdruck, beklagt sich nicht.

Körperlich

Frühaufsteher (” day-see” ), Verlangen nach kräftigen Speisen, Senf, Kren, Zwiebel, Wurst.

Masturbation exzessiv, bei Kindern und Kleinkindern, bei kleinen Mädchen!

Schwangerschaft agg, Krampfadern, unmöglich zu gehen. Mamma-Carcinom. Rückgratverletzungen, Folgen von Sturz auf das Steissbein (Hyper). Tennisellbogen.

Ekchymosen, Knutschflecke, Variköse Adern mit geprelltem, schmerzhaftem Gefühl. Blutungsneigung, besonders nach Anstrengung. usw usf.[22]

Interessant noch, Sankaran gibt für das ” Carcinosinische Miasma” bei den Compositae, deren zentraler Konflikt die Verletzung darstellt, Bellis-p an.

Dr. med. Helmut B Retzek

Ausbildung bei Peter König, Romed Recheis, Anton Rohrer, viele Sankaran Seminare. Autor der Complete Materia Medica Mind (1995). Niedergelassener Homöopath in Vöcklabruck seit 1998. Ab 1999 Studium der Methode von Künzli / Spinedi. 2001 bei Massimo Mangiallavoris KOINE Kurs. Seit 2002 intensive Zusammenarbeit mit XXX YYY, Hannover.

 


[1] ausserdem sind derartige Kriterien für einen fortgeschrittenen Krebsfall nur bedingt zulässig

[2] Die Anamnesen sind stark gekürzt, beschränken sich auf das für das Fallverständnis notwendige, da die Krankengeschichte in Winword 40 Seiten lang ist und viele Stunden Anamnese umfasst

[3] Dr. Werner Steinkellner, Grünburg OÖ. Proponent der ÖGO (www.oego.or.at): Immunstimulation mit Mistel, Mukokehl, Antioxidantien usw.

[4] Z.n. Pankreatikoduodenektomie nach WhippIe, 9/2001 (niedrig differenziertes tubulokribrös und kleinherdig solidgebautes Adenocarzinom des Pankreas (pT3 N1 – G3), Prognose 10% Überlebensrate im ersten Jahr

[5] die Vorschriften, wie sie auch von der Clinica St. Croce verwendet werden können als Fertige Anleitungen mit Bildern und Verlaufsparameter-Schablonen von meiner Website runtergeladen werden (www.ganzemedizin.at)

[6] diese inkosenquente Zusammenarbeit wird die Patientin weiterhin so halten, alle Versuche meinerseits durch Erklärungen & Bitten & Nachrufen sie zu prompteren Rückmeldungen, zum Führen von Verlaufsparameter Listen usw. zu motivieren sind gescheitert

[7] Theorie und Methodik der Krebsbehandlung siehe Seminarmitschriften von Dr. Spinedi auf meiner Website, weiters (eingeschränkt, da v.a. Literatur-Arbeiten) Spinedis Bücher.

[8] eine spekulative Verschreibung die die Verzweiflung des Behandlers in dieser verzweifelten Situation wiederspiegelt: Aur für die völlige Gleichgültigkeit und spekulierter Suizidneigung, Muriatikum, da Aur-mur als Tuberkulinische Arznei einen besonderen Drüsen und Pankreas Bezug hat.

[9] lokale Verschreibung – weg von der ” Konstitution” wegen vermuteter Inkohärenz des Falles (nach Candegabe/Carrara): Krebs der Drüsen, Brennende Schmerzen im Rücken, Heimweh, (Pancreas-Ca), div. Blähungsrubriken, Verlangen n. Sauerkraut

[10] Angloamerikanische Nomenklatur: 2pd = 2 x per day 2pw = 2 x per week, 2pm = 2 x pm, 4py = 4 x per year

[11] sehr gekürzt

[12] sie hatte mir bereits früher ” Spaltungsträume” gebracht, Anac, Lac-c alles interessante Arznein, die man aber schlecht so ” probatorisch” bei einem Pankreas-Ca geben kann

[13] Eintrag in der Kartei: ” die Therapie dieser Patientin ist unmöglich!!! Keinerlei Compliance”

[14] derartige Haematome in Carcinom-OP-Wunden haben sich nahezu immer als desaströs erwiesen !!

[15] diese Vorgehensweise war üblich bis vor etwa 20 Jahren, die Eltern sollten nicht ins Spital kommen ” um die Kinder nicht aufzuregen

[16] so eine Arznei findet man natürlich nicht über den Kent-Fragebogen und das Repertorisieren von Rubriken mit Künzli Punkt. Das Erlebnis mit diesem Fall hatte daher einen grossen Einfluss auf meine weitere Praxis

[17] dabei haben sich alle Beteiligten mit Übermass bemüht. Auch die Hausärztin, die regelmässig die Steinkellner-Infusionen verabreicht und bei der ich mich in Ermangelung einer adäquaten Compliance der Patientin manchmal erkundige, begreift die ” Zurückhaltung” der Patientin nicht.

[18] Ich hole mir anlässliche dieses Termines die Erlaubnis, diesen Fall mal zu publizieren.

[19] dies konnte ich bislang nur 3x erleben: 2 x mit Kali-c und bei dieser Bellis-Patientin (?). Onkologisch wird die Chemotherapie bei diffuser Lebermetastasierung nur mehr mit palliativer Absicht eingesetzt.

[20] tatsächlich meinte ich im September, dass ich davon überzeugt wäre, dass Bellis ein wunderbares Mittel für sie wäre und wir da vorerst nichts daran ändern würden – und habe sie wie immer beauftragt, sie möge sich in 2-3 Wochen wieder melden.

[21] zitiert aus Seideneder (Orginalquelle siehe dort)

[22] Seideneder sei hier explizit als ” das Nachschlagewerk” empfohlen, in der 3ten Auflage ist u.a. auch Herings GS und Jahrs Venerische Krankheiten exakt eingearbeitet.

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