Problematische Forschung: Krebszellen verwechselt

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Fatal: Krebsforschung mit falschen Zellen

Folgenschwere Verwechslung: Wissenschaftler verwendeten offenbar jahrzehntelang Hautkrebszellen für die Brustkrebsforschung.

Haut statt Brust: Krebsforscher hatten jahrelang unbemerkt mit vertauschtem Zellmaterial gearbeitet.
Jahrzehntelang verwendeten Krebsforscher offenbar aus einem Melanom (Hautkrebs) stammende Tumorzellen für die Brustkrebsforschung. Das hat weitreichende Folgen deren Leidtragende vor allem weibliche Patienten sind. Es wird angenommen, dass sich deren Brustkrebstherapien auf vermutlich falsche Erkenntnisse stützen.

Der Biologe James Rae hatte die Fehlschlüsse ganzer Generationen von Medizinern jüngst aufgedeckt und die entsprechenden Forschungsergebnisse in Frage gestellt. Die eindutige Identifikation von Krebszellen ist allerdings schwierig, da diese durch permanente Mutation der Geschwüre bedingt sind.

Die vor über 30 Jahren entnommenen Krebszellen avancierten im Lauf der Jahre zum wichtigsten Forschungsobjekt bei der Untersuchung von Brustkrebs. Erst nach aufwändigen Untersuchungsverfahren konnte Rae nachweisen, dass die für die Brustkrebsforschung verwendeten Zellen nicht von der an Brustkrebs erkrankten Spenderin stammten. Diese hatte die Zellen bereits 1976 für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt. Mittels modernster DNA-Analysen stellte Rae fest, dass es sich bei den vermeintlichen Brustkrebszellen um Abkömmlinge eines Hautkrebses handelt.

Fehler vorprogrammiert

Dass seit 32 Jahren an vertauschten Krebszellen geforscht wird und das Material solange in den Datenbanken gelagert wurde, liegt an dem Beharrungsvermögen der betroffenen Forschungsinstitute: Denn weder das Deutsche Krebsforschungszentrum noch das Paul Ehrlich-Institut oder das National Cancer Institute bemerkten den Fehler. Der Münchner Krebsforscher Dr. Ulrich Kübler sieht seine Befürchtung, dass die Qualität der Krebsforschung an Routinen krankt, angesichts dessen bestätigt.

„Es ist und bleibt ein allseits bekannter Missstand, dass mit Vorliebe unter Einsatz ‚veralteter‘ Methodiken an bereits vorhandenem Zellmaterial geforscht wird. Fehler sind da vorprogrammiert. Den Preis für diese Bequemlichkeiten in der Krebsforschung zahlt in jedem Fall der Patient – mit seiner Gesundheit oder sogar mit seinem Leben“, kritisiert Kübler. Den an Brustkrebs erkrankten Frauen, die auf Grundlage der offenbar fehlerhaften Forschungsergebnisse behandelt worden waren, dürfte es kaum ein Trost sein, dass nun die Hautkrebsforschung von den betroffenen Erkenntnissen – auch wenn nur teilweise – profitieren könnte.

http://kurier.at/freizeitundgesundheit/gesundheit/235893.php

Artikel vom 15.10.2008 12:27 | KURIER | ce

 

Dr.med. Helmut B Retzek
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