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Artikel von Heli O. Retzek
Übersetzung eines Artikels von Robin
Logan: Cyclamen |
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siehe auch
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Publiziert in der
Homöopathie-Zeitschrift II/01, S63-74
Homöopathische
Therapie alter Menschen: manchmal beeindruckende Erfolge
von Dr. Helmut B. Retzek
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Das Thema Geriatrie in der Homöopathie
stellt sich für mich in der täglichen Praxis nicht augenscheinlich, denn
wir analysieren optimalerweise jede Krankheit bei jedem Patienten
unabhängig von Alter und Hintergrund mithilfe des Similegesetzes. Die Auswahl der uns zum
"heilenden" Mittel führenden §153 Rubriken ist jedoch sehr
wohl von Konzepten wie Miasmatik, Mental-State, einseitige Krankheit u.a.
mitbestimmt. Überlegungen, die u.U. gerade bei alten Patienten mit seinem
Konglomerat vieler Symptome in besonderer Art und Weise mit hineinspielen.
Laut meines Praxisprogrammes liegt das
Durchschnittsalter aller 2300 bisher aufgenommenen Patienten bei 33
Jahren, ich durfte bisher etwa 120 über-70-jährige aufnehmen.
Ich habe nun versucht diese „geriatrischen Patienten“
gedanklich Revue passieren zu lassen und rückblickend eine Art (relative)
Gruppierung der Kasuistiken nach unterschiedlichen Gesichtspunkten
vorzunehmen. Diese Einteilung könnte
hinsichtlich des Schwerpunktes der Auswertung und Prognose von Interesse
sein. Ideen werden ja durch bestimmte "Schlüsselfälle" geweckt
und ich werde einige derartige Fälle zitieren um die von mir zur
Diskussion gestellten Thesen in ihrer Praxisrelevanz zu verdeutlichen.
Schliesslich möchte ich noch gerne meine Beobachtungen im Umgang und
"Führung" alter Menschen mitteilen.
Welche alte Patienten betreten nun die Praxis:
Dieser Patient hat einen Arzt nur alle paar Jahre
gesehen, selbst im Alter. Er war immer leistungsfähig, lebensfroh, ist
sozial gut integriert, hat meistens warmherzige Angehörige, die an seiner
Gesundheit interessiert sind, sich auch zur Anamnese reinsetzen und um die Nachbetreuung kümmern.
Diese Begleiter sind während der Anamnese von grosser Wichtigkeit, da sie
oft vieles beitragen, an das sich der Alte nicht erinnert, es verklärt
oder verdrängt, ihm keine Relevanz beimisst, da es ja „50 Jahre her ist“
oder er meint „das ist normal, daran leide ich schon immer“. Hier sah
ich eigentlich nur folgende Fälle: 1.1) zunehmendes Organversagen aus
Altersgründen, 1.2) reaktive Störungen, meist als Folge des Verlustes
von Partner oder Kind, und 1.3) das Alterskarzinom.
werden meistens von einem Angehörigen,
interessanterweise oft von einer Schwiegertochter oder einem Enkel
gebracht, sitzen auch öfter alleine bei mir herinnen.
Hier unterscheide ich die 2.1)
(infektions-miasmatische) Störung (siehe ausführliche Fußnoten weiter
unten) und 2.2) das „Lebensthema“. Beim Gross der Patienten liegen
aber sicher 2.3) eine miasmatische Prädisposition verstärkt durch ein
ungelöstes Lebensthema vor.
Hier entsprechen Erkrankungen im wesentlichen den
zunehmenden altersbedingten Schwächen einzelner Organe. Wenn keine
durchdringende Phosphor-Störung auf allgemeiner Ebene da war, sondern nur
ein „phosphorischer Charakter“ bei einem „immer Gesunden“ und
jetzt - mit 93 Jahren - das Herz die magische Grenze von 800 Millionen
Schlägen erreicht hat und wie vorherbestimmt den Dienst versagt, wird das
„Konstitutionsmittel“, so wir dies bei einem
derartigen Patienten überhaupt postulieren können, keinen
eindrucksvollen Erfolg erzielen, wenn es nicht GLEICHZEITIG ein besonders
bewährtes Mittel für eben derartige Organschwächen ist.
Das Konstitutionsmittel eliminiert auf grundsätzliche,
übergeordnete Weise eine Störung der Regulation des Organismus, wir
stimmen es ja auch auf die „Allgemeinsymptome“ (Temp, Schweiss,
Verdauung ...) ab. Der „gesunde“ Alte litt bisher kaum an derartigen
Störungen, daher ist das "Mittel der Konstitution" oder des
Mental-States bei diesen Patienten mit isolierten Organschwächen nicht
mehr automatisch die beste Therapie. Hier benötigen wir manchmal eine „Krücke“,
eine organspezifische Stütze, was wir in unserer Sprache ein „palliierendes
Mittel“ bezeichnen. Dieser Zustand ist am ehesten vergleichbar mit fortgeschrittenen
„einseitigen Krankheiten“ (§172 ff), bei denen sich die
Lokalpathologie soweit von der Lebenskraft entfernt hat, dass wir mit dem
optimalen Mittel für die Konstitution kaum mehr Effekt auf das
lokalisierte Geschehen finden. Natürlich versuche ich immer
zuerst das Mittel für die Totalität [Kent] zu finden, muss aber dann
immer wieder entsprechend §176 auf die Lokalsymptome hin verschreiben.
Tatsächlich war ich schon oft erstaunt über die manchmal fantastischen
Effekte eines banalen „Rademacherschen Organmittels“, welches ich in
meiner Anfangszeit nach „bewährter Indikation“ öfter verabreicht
habe. Hier kann noch vieles für die Lebensqualität getan werden.
Ein Beispiel für „Organmittel“
aus meiner Anfängerzeit: 65j Patient wird von mir als Notarzt in die
Klinik eingewiesen: Präcoma hepatikum bei ausgebrannter ethylischer
Leberzirrhose, Zustand nach 2 x Ösophagusvarizenblutung, es werden 18
Liter Aszites abpunktiert, Child C mit schlechter Prognose. Aus der
Klinik kommend sucht er mich in meiner frisch eröffneten Ordi auf.
Ich gebe damals Card-m., Lyc, Ver-o und Urtika als Tee, weiters Nux-v,
Cholesterinum und Leptandra in niedrigen Potenzen, (weil er mir von
fast bedrohlich cholerischem Habitus erschien), ausgehend von den
Rubriken Leberzirrhose und Teerstuhl, sowie Selen und Antioxidantien.
Zwei Jahre später sucht er mich erneut auf: die Zirrhose ist
sonographisch nicht mehr nachweissbar, die Leberwerte normal, er „fühle
sich gesund und bestens“, kann alle Arbeiten erledigen. Dieser Fall
hat mich sehr beeindruckt und zum Nachdenken über „das Simillimum“,
welches bis ins Karma hinein heilt, bei schweren Organpathologien
angeregt.
Wenn man ein „bewährtes Mittel“ für einen
Schwächezustand eines Organes findet, welches allen Modalitäten gut
entspricht, kann man durchaus auch höhere Potenzen mit gutem Effekt
geben, ich nehme dann die C30 oder eine C200. Bei Arzneimitteln, die gut
der Totalität der Symptome angepasst worden sind, gebe ich
durchaus eine XM. LM-Potenzen geb ich wegen ihrer schwierigeren
Steuerbarkeit bei alten Menschen
zurückhaltender.
Dr. Ramakrishnan, Madras erzählt
(in Graz 1997) von einem indischen Guru, der von vielen verehrt auf
einer Bergspitze zubrachte um dort die zahlreichen Besucher zu segnen.
Als er 70 Jahre alt wird, verfällt er geistig, erkennt niemanden
mehr, verliert schliesslich sogar Harn und Stuhl. Dr. Ramakrishnan[9] gibt ihm
Barium-muriatikum 200 [bewährte Indikaton] einmal pro Monat und der
Guru kann noch weitere 20 Jahre segnen.
Herr D., 1922 hat es
satt, dass er immer nur irgendwelche Spritzen wegen seinem Kreuzweh
bekommen soll, die machen ihn nur krank. Er fühlt sich geschwächt,
er kommt seinem Freund, der im selben Alter trotz 2 Hüftoperationen
immer noch 100km täglich radelt nicht mehr nach, nach 70km wird er
müde. Das ärgert ihn. Er führt exakte Aufzeichnungen über seinen
Blutdruck. Vor 30 Jahren hatte er einen Herzinfarkt nach Stress mit
seiner Chefin, einmal war er auch wegen Kreuzweh auf Kur, sonst immer
gesund. Heuer im Frühjahr Kreislaufprobleme, hat vermehrt
Extrasystolen. Sepia 200 [Konstitutionsmittel]. Rückmeldung nach 1
Monaten: geht sehr gut, hat auch alle Herzmedikamente abgesetzt.
Ein weiteres Monat
später nach mehrstündigem Jäten im Garten wieder ausgeprägte
Lumbalgie mit Ausstrahlung bis in die Waden. Er hatte das schon
einmal, damals lange gedauert mit vielen Spritzen. Es waren bestimmten
Modalitäten, die mich bewogen, eine Gabe Berb 200 [Lokal-Mittel] zu
geben. Schon eine halbe Stunde später viel besser, 2 Tage danach und
seither beschwerdefrei.
Vermutlich wird das beim „gesunden“ Alten meistens
gut überstanden, zu mir kommen ja nur jene Patienten, die im Rahmen
dieser Krise symptomatisch werden. Depression und/oder Hypertonie sind
häufige Folge. Ign. und Nat-mur., Kali-mur. [bei stämmigen,
pflichtbewussten Bauernfrauen] oft wunderbare Mittel, der Blutdruck
normalisiert sich meist nach der ersten Gabe. Die Familie ist dankbar, die
weitere Behandlung bleibt ebenfalls oft „situativ“, meistens übers
Telefon, d.h. mit Mitteln wie Staphisagria, Ignatia, Nat-mur oder „Scholten-Arzneien“,
die immer rasch helfen – der Patient war ja immer gesund und es sind
keine ordentlichen §153 oder objektiven Gemütssymptome da um eine gute
„konstitutionelle Verschreibung“ zu machen.
das sind jene Fälle, deren Ursache
ich nicht klar sehen kann, vielleicht Spätfolgen einer
Arbeitsplatzbelastung oder genetischen Schwäche. Hier kommen oft
auffallend viele Verwandte zur Anamnese mit. Ohne fortgeschrittene
Metastasierung ist das Behandlungsergebnis gut.
mein Chirurgie-Ausbildungsassistent
fragte mich, als ich noch in den praktischen Jahren in der Klinik war
(wir haben 3 Jahre in Österreich), ob ich nicht für seine Mutter
eine Behandlung „so was wie Selen und Mistel und so ...“
zusammenstellen könnte. Die 87 jährige Patientin litt an massivsten
Atemnot-Attacken, vor allem in der Nacht. Nach einem Diagnosemarathon
fand man schliesslich, dass die diffuse Totalverschattung der Lunge
nicht die vermutete Miliar-Tuberkulose, sondern von eine diffusen
Metastasierung der Lunge, ausgehend von einem kleinen akralen Melanom
der Zehe, herrührte („Tapetenkrebs“). Sie hätte vielleicht noch
einige Wochen zu leben. Ich habe weder vorher noch nachher ein
Röntgenbild gesehen, wo die Lunge so gleichmässig totalverschattet
war, dass man sie weder vom Herz noch überlagerten Knochenstrukturen
abgrenzen konnte.
Die Mutter meines damaligen Chefs
war gross und knochig, grauer Teint der Haut, weisse Haare, ungebeugt
und kraftvoll, wie eine starke Bauersfrau, überaus humorvoll,
intelligent, interessiert, sprach weise und zufrieden über ihre
Söhne, über Tagespolitik, legte Patiencen, schaute TV. Sie war um
17h, den Zeitpunkt meines Besuches, nur wenig dyspnoisch, berichtete
aber von massiver Atemnot in der Nacht, Schwerpunkt 1 Uhr, sie bekäme
dann grosse Angst und musste für einige Stunden hin und her wandern.
Stuhl kam nicht mehr freiwillig. Wir lachten viel zusammen.
Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich
noch kein so differenziertes Konzept der Therapie von krebskranken
Patienten, hielt mich an Eli Jones „eklektischen Ansatz“ und gab
daher neben dem klar indiziertem Arsen (C30 2x1 Globulus pro Tag) noch
Strych-sulph D4 vor jedem Essen, Lobelia- und Alfalfa-Tinktur,
natürlich auch Selen, Mistel und Thymus D2 per Injektion. Das
Ergebnis war beeindruckend. Bereits bei meinem Kontrollbesuch einige
Tage später meinte sie, dass grosse Mengen Stuhl abgegangen wären,
seither würde der Darm gut funktionieren und sie hätte Appetit. In
der Nacht schliefe sie jetzt durch und es ginge ihr recht gut. Atemnot
trat nicht mehr auf.
Ich konnte dem nichts hinzufügen,
wir reduzierten auf Arsen D12, die „Spritzerei“ hat sie weiters
verweigert und es ging ihr etwa 6 Monate lang recht gut mit dieser
Therapie, ich besuchte sie immer seltener um dann schliesslich gar
nicht mehr zu kommen. Dann wurde ich vom Sohn verständigt, ob ich die
übriggebliebenen Ampullen abholen wollte. Der Mama wäre es bis zum
Schluss recht gut gegangen, sie hätte bis 2 Tage vor ihrem Tod
Patiencen gelegt und sich für Tagespolitik interessiert, erst in den
letzten zwei Tagen Sauerstoff genommen und in der Nacht ihres Sterbens
hätte er die einzige Ampulle Morphium gespritzt. Ihm schien das alles
ganz selbstverständlich.
Bei oder kurz nach der Geburt
auftretende Störung sind „hereditär-miasmatisch“ [Risch/Laborde].
Muttermale, Storchenbiss, einer kleinen Missbildung, Störungen der
Verdauung oder eine frühzeitig auftretende erhöhten Infektanfälligkeit
sind objektive Hinweise auf eine entsprechende Belastung. Schlafstörungen
der Säuglinge haben – nach meiner Erfahrung – eher systemische
Ursache.
In den ersten Lebensjahren tobt sich
die ererbte miasmatische Störung
am häufigsten in Infektionskrankheiten aus, dann „wächst sich das
langsam aus“. Dazu treten Probleme aus der Familiendynamik die sich
schliesslich im Patienten als Delusions manifestieren. Ab dem 12-15
Lebensjahr tritt bis 35 ein „Latenzstadium“ ein,
da sind die meisten Patienten beschwerdefrei
und kümmern sich ausschliesslich um ihre eigentliche biologische
Bestimmung. „Wenn die Kinder aus dem
gröbsten heraussen sind“ meldet sich die chronische Störung wieder und
begleitet jetzt episodenhaft, von mal zu mal stärker auftretend, das
Individuum bis zum Tod. Wir haben es also bei den Problemen des alten
Menschen um eine jahrzehntelange, u.U. bereits lebenslang vorhandene
Störung zu tun. Die Schwierigkeit liegt nun in der Differenzierung der
einzelnen Fäden, was ist „angeboren“, was ist Mental-State bzw.
systemisch.
Hereditär miasmatische Belastungen
können zu chronischen Krankheiten führen ohne notwendigerweise einen
entsprechenden (gleichsinnigen) Mental State mitverursachen zu müssen
(!!). Dies sieht man v.a. daran, dass sich die Symptome der chronischen
Krankheit bei völlig unauffälligem oder widersprüchlichem
Gemütszustand abspielen. Verschreibungen die hier vor
allem auf den Gemütszustand durchgeführt werden, wirken hier oft nur
palliativ. Der folgenden Fälle
sollen das verdeutlichen.
die Patientin eines
bekannten Kollegen (er verschreibt ausschliesslich nach Mental State)
kommt akut zu mir wegen ihrem 13j Sohn – ebenfalls seit Jahren bei
meinem Kollegen wegen Minderbegabung in Behandlung (er wird seit
Jahren mit div. Barium-Salzen behandelt). Ihr Sohn ist hier vor Ort
mit massiver Pyelonephritis im Spital, spricht nicht auf die
Antibiotika an. Ich erschrecke fast: ihre ganze linke (syk)
Körperhälfte ist mit dunklen, bis zu pfenniggrossen Naevi (syk)
übersäht, links parietal hat sie ein Nest von 3-5 Atheromen am Kopf.
Die Atherome und Muttermale haben ihren Homöopathen noch nie
interessiert, meint sie, sie werden successive mehr und sie ist
verwundert, dass ich sie schon während der Begrüssung drauf
anspreche und eine vermutlich hereditär- sykotische Belastung der
Familie in den Raum stelle. Später treffe ich ihren Sohn, der seine
akute Krise gut mit Arsen, dann Sulphur überstanden hat: er ist
ebenfalls voller grosser Naevi (syk). Später übernehme ich ihre
Tochter in Therapie, die wegen Aplasie nur eine Niere hat (syk) und an
rez. HWI leidet. Deren Sohn wiederum kommt mit beiderseitiger
Hydronephrose (syk) fortgeschrittenen Grades auf die Welt. Hier sieht
man schön das chronische Miasma, wie es durch die Generationen
wandert, überall seine Spuren hinterlässt.
Fr. D ist 1921 geboren.
Mit sehr viel Mühe wird sie in meine Ordi gebracht, sie leidet unter
schwerer peripherer arterieller Verschlusskrankheit
(Schaufensterkrankheit), daher verlässt sie ihre Wohnung nur einige
Male pro Jahr, denn sie kann kaum 5-10 Schritte gehen, wohnt aber im
5ten Stock eines Hauses ohne Lift, muss ins Auto getragen werden.
Mental völlig unauffällig, sehr offen, freundlich und lieb. „Phosphor-Typ“.
Als Hausfrau keine auffallenden Belastungen mit Giften in der
Biographie, vermutlich genetische Schwäche des antioxidativen
Systems.
Ich gebe ihr Aur-ars
D12 täglich (Indikation siehe weiter unten). Nach einigen Monaten
kann sie bereits 2 Stockwerke gehen, nach einem halben Jahr kann sie
ohne Pause alle 5 Stockwerke gehen und ist mobil.
dieser Patient ist zwar
erst 40 Jahre alt, aber ein Musterbeispiel für diesen Abschnitt.
Glücklich verheiratet, beruflich integriert und zufrieden wird
plötzlich der Fuß weiss. Aneurysma der Arteria Femoralis, als
Nebenbefund ein weit ausladendes Aneurysma der Aorta abdominalis. Der
Fuß wird amputiert und wegen Heilungsstörungen nach mehrmaligen
Nachamputationen schliesslich in der Hüfte enukleirt. Er kommt jetzt
wegen - selbst unter 600mg Morphium - unerträglicher Stumpfschmerzen.
Mit Aconitum XM die Schmerzen in wenigen Stunden um 90 Prozent besser,
nur mehr nächtlich. Die verbliebenen Symptome, v.a. das syphilitische
Miasma weisen auf Nit-Ac bei einem diesbezüglich völlig
unauffälligen Gemütszustand! Nach 1 ½ Jahr Nit-Ac in steigenden
Q-Potenzen kommt es – bei gutem körperlichen und seelischem
Allgemeinzustand zum Wechsel des aktiven Miasmas: die vormals
nächtlichen Restschmerzen sind jetzt am Tag, Wechsel von Nit-Ac
(syph) auf das durch die Symptome jetzt besser indizierte Sepia
(sykot). Das Aorten-Aneurysma hat sich stabilisiert, der Chirurg hat
dzt. von einer OP abgesehen. Seine Schwester wurde in diesem
Zusammenhang untersucht und mittlerweile an dem dabei zufällig
entdeckten Bauchaortenaneurysma operiert.
Klarer Fall eine tief
hereditär-miasmatischen Störung – ohne entsprechendes
Gemüts-Bild, Fall noch im Laufen, befriedigendes Ergebnis.
Ursache ist – ausgenommen starke
Schocks (World Trade Center ...) immer systemische Belastungen: diese
führt im heranwachsenden Individuum zum „Lebensthema“, dem „Mental-State“,
der „Delusion“. Derartige Störungen es Mental-States haben genau wie
die infektiös-miasmatischen Störungen die Tendenz an die nächste
Generation weitergegeben zu werden.
Hier benötigen wir zur erfolgreichen Behandlung vorallem einmal richtige
Mittel für den Mental State, besonders beim alten Menschen, bei dem
nichtbearbeitete States sich oft schön in entsprechenden körperlichen
Pathologien manifestieren. Wenn man in diesen Fällen beim alten Menschen
auf die zahlreichen körperlichen Symptome und vielfältigen
Allgemeinsymptome verschreibt, wird man oft nur mässige Besserung
erfahren. Trifft man aber den Mental State, gibt es eine schlagartige und
anhaltende Besserung. In diese Gruppe von Patienten fallen wohl die
meisten in den Zeitschriften publizierten Kasuistiken, die mit einem
kleinen Mittel eine anhaltende „Wunderheilung“ beschreiben.
Die Störungen sind im mittleren
Alter vorwiegend funktioneller Art, beim alten Menschen tropfen sie
langsam in den Körper herunter und führen sehr wohl zu ganz
tiefgreifenden Pathologien, die manchmal in typischer Weise ein bestimmtes
Organsystem befallen (siehe Fußnote 6
).
Fr. A, die 1919
geborene Patietin kenne ich noch aus meiner Krankenhaus-Zeit, dort lag
sie wegen rezidivierender Cholangitiden mit septischen Fieberschüben
(!) mit Unruhe, starkem Frost..... Sie war groß, stattlich,
humorvoll, freundlich, intelligent, hilfreich, bemüht.
1998 sucht sie mich in
meiner Ordination auf. Täglich um 15h Schüttelfrost, enormstes
Kältegefühl. Bei Aufregung: Zittern, Übelkeit, Angst &
Panikgefühle, alleine der Gedanke etwas zu unternehmen löst
Herzschmerz aus. „Ärger über Vergangenheit“ – ein Stichwort
genügt, löst den ganzen Zustand aus (sie sagte mir damals nicht
worüber). Mit den Rubriken Dwells on past events, Frost 15h,
Schüttelfrost, Periodische Krankheit gab ich ihr Staph LM6. Keine
Rückmeldung. Nach einem Jahr kommt sie erneut: wegen mehrmals
wöchentlicher Frostanfälle, Staph wohl nichts geholfen. Sehr
penibel, wäscht täglich 5x die Küche auf. Bekommt aufgrund der
Repertorisation der akuten Frostsymptome Arsen C30 was sich als gutes
Palliativum erweist, damit kann sie die Frostanfälle coupieren, diese
kommen aber weiterhin. Beim nächsten Besuch erzählt sie endlich
ihren Groll: Ihr Nazi-Mann bekam nach Ende des II.WK Berufsverbot, sie
verloren die Dienstwohnung, sie musste zu den Eltern heim, der Vater
hat sie abgelehnt. Ärger auf die Vergangenheit, dass „anständige
Nazis“ bestraft wurden, die heutigen Soldaten (Gulf War) aber Helden
sind. Mit Anger; past events / Mortification / Consciencious und guten
Allgemeinrubriken gab ich ihr voller Vertrauen Sepia mit etwa 50%
Verbesserung, kaum mehr Frostattacken. Das Gesicht war inzwischen zu
70% (!!!) mit grossen Leberflecken (Naevi) bedeckt. Weitere
Sepia-Gaben besserten nicht mehr. Eine erneute Überprüfung des Case
ergab mit folgenden eliminierenden Rubriken: Mortification / Dwells
/ Chill, periodicity; hour same / Skin; discolor; brown; spots das
Mittel Lyc. Nach der ersten Gabe Lyc XM war der Frost weg und die
Leberflecken begannen sich zurückzubilden, Lyc XM wiederholt, dann
die Lyc CM: Leberflecken alle verschwunden, ein Spinaliom am Ohr ist
verschwunden, Kreislauf ist gut, ärgert sich aber immer noch über
Kriegsbilder im TV.
Ganz deutlich sieht man an diesem Fall die
Vorherrschaft des Gemütszustandes. Weiters lässt er die schwierigen
Anamnesebedingungen mit einer 80 jährigen erahnen, es ist nicht leicht in
der geplanten Zeit der schwadronierenden Oma brauchbare Symptome zu
entlocken, das Thema ist weder prototypisch für Sepia noch für Lyc.
Insgesamt gelingt es aber meistens, auf ein gutes Mittel zu kommen (alle
Muttermale verschwunden ist deutlich genug).
Pensionierte Köchin
eines (Frauen-) Klosters. Hypertone Krisen, die nahezu
therapierefraktär sind, Blutdruckwerte bis zu 260/140, der
Ruheblutdruck unter mehrfach-Medikation selten unter 180/120. Es hat
verschiedene Vorfälle bei ihrer Pensionierung gegeben, die sie in
einen tiefen Groll gegen die Kloster-Leitung eingenommen haben, wohl
in der Übertragung eines Grolls auf die Schwiegermutter. Mit
Ammonium-muriatikum XM [Scholten] innerhalb von 24 Stunden normale
Blutdruckwerte. Am-mur noch einmal wiederholt. Seither keine Therapie
mehr notwendig. Nachbeobachtungszeit 2 Jahre.
Derartig dramatische „Wunderheilungen“
habe ich nur in dieser Gruppe von Patienten erlebt.
Die Mischform, die Mehrzahl der
Patienten sind in dieser Gruppe. Hinsichtlich des therapeutischen
Vorgehens kann ich noch immer kein „sattelfestes“ Konzept anbieten.
Wenn ich in solchen Fällen der Gemütszustand klar erfassen kann aber das
Mittel die Totalität nicht optimal abdeckt, verschreibe ich zuerst auf
den Gemütszustand. Bei Besserung der subjektiven Befindlichkeit
verbleiben meist immer genug chronische Symptome, die sich durch weitere
Gaben des Mittels nicht optimal verbessern und oft eines oder mehrerer
Antipsorika bedürfen, oft erst nach einer gewissen Latenz, nach der die
Lebenskraft bemüht ist neue wahlanzeigende Symptome zu produzieren. Oft
ist das Mittel einfach nicht deutlich, v.a. weil das wirklich
charakteristische des Falles im Wust der Symptome unklar und manchmal erst
in der Zusammenschau mehrerer Konsultationen zu finden ist.
Vermutlich fällt der Fall „Cholangitis“ von oben unter diese Rubrik.
Hier generalisiere ich jetzt die
Erfahrungen mit Krebs-Patienten auf den alten Menschen: wenn das Mittel
der Totalität mit dem Mittel für die fortgeschrittene einseitige
Krankheit (§176) übereinstimmt (zB mit den Schmerz- und anderen
Symptomen eines Karzinoms), bedeutet das, dass die Lokalpathologie in
ihrer Dynamik noch nicht von der allgemeinen Lebenskraft abgekoppelt ist.
Hier dürfen wir ausgezeichnete Ergebnisse mit der homöopathische
Therapie erwarten (siehe der nächste Fall).
Wenn sich die fortgeschrittene
Lokal-Pathologie soweit von der Lebenskraft „abspaltet“, dass sie
deutlich Symptome eines anderen Mittels produziert,
scheint dies einen Point-of-No-Return für eine homöopathische Heilung
darzustellen. Gibt man diesem Patienten das Konstitutionsmittel, geht es
ihm oft nur mehr gewisse Zeit besser und die lokalisierte Krankheit läuft
trotzdem weiter, d.h. über allgemeine Stärkung der Lebenskraft erreicht
man die fortgeschrittene Lokal-Pathologie nicht mehr. Gibt man das
Mittel für die das Lokalübel, wirkt dieses bei der reduzierter
Lebenskraft palliativ für einige Zeit, dann kommen Symptome eines anderen
Mittels usw. und so begleitet man den Patienten der trotzdem insgesamt
immer schwächer wird bis zum Tod – von einem Mittel zum anderen im Bemühen, eine anständige
Lebensqualität erhaltend. Das Problem ist bei diesen Fällen sicher v.a.
der Faktor Zeit, die läuft davon.
Hier hilft schon einmal das
Krankenhaus und restauriert den völlig dekompensierten Patienten manchmal
wieder so weit, dass eine konstitutionell verordnete Homöopathie wieder
wirksam werden kann. Wenn zB beim Krebspatienten der grösste Teil der
Tumormasse durch schulmedizinische Massnahmen entfernt wurde, erreicht man
durch das Konstitutionsmittel eine gute Wirkung: anhaltende Tumorfreiheit
und gute Lebensqualität,
ohne diese Massnahme würde die Zeit davonlaufen, bis man das Lokal-Übel
mit Lokalarzneien in Griff hat. Fazit: manchmal kann eine
schulmedizinische Therapie den Patienten gut über Krisensituationen
hinweghelfen:
Noch bevor ich meine
Praxis eröffnet hatte, wurde ich zu einem Patienten gebeten: ein 67
jähriger „Professor“ für alte Musik, er wäre in sehr schlechtem
Zustand, könnte sein Zimmer nicht verlassen, sässe jetzt hier in
Österreich an seinem Altensitz fest, dabei müsste er dringend nach
München ins Herzzentrum zur Kontrolle.
Wegen eitrigen Zähnen
litt er 14 Jahre lang an einer Cardiomyopathie und als er anlässlich
seiner Pensionierung eine Messe dirigierte, erlitt er Kammerflimmern.
Ein zufällig anwesender Arzt konnte ihn so lange reanimieren, dass er
noch rechtzeitig in die Klinik kam. Dabei brach er ihm leider alle
Rippen, der Patient erbrach und aspirierte. Nach geglückter
Defibrillation lag der Patient für mehrere Wochen im Koma, die
Aspirations-Pneumonie war kaum zu behandeln, da eine
Salmonellen-Pneumonie.
Irgendwie überlebte er
und war jetzt in bedauernswerten Zustand, kaum fähig auf die Toilette
zu gehen, mit Mühe und Hilfe würde er alle paar Tage einmal vor das
Haus gehen, Knöchelödeme, Orthopnoe, Blutdruck: schlecht messbar
wegen seines chronischen Vorhofflimmerns, sehr große Puls-Amplitude.
Viele Medikamente, davon 2 Antidepressiva.
Er war sehr ärgerlich,
pedantisch, kleinmütig, als alter Professor mir jungem Arzt
gegenüber viel zu ehrfürchtig. Von seinen Bekannten erfuhr ich noch:
bei gemeinsamen Wanderungen früher pflegte er sich gerne - nachdem
alle nach einer Rast aufbrechen wollten - ein Bier zu bestellen und
dieses langsam und ohne Hast zu einer frischgestopften Pfeife zu
trinken, während seine Begleiter vor dem Rasthaus warten mussten. Was
musste das nur für ein Mensch sein?
Homöopathisch war ich
damals sicher mit diesem Fall völlig überfordert, aber ich wusste
einen scharfen Pfeil in meinem Köcher, denn einige Wochen vorher
hatte ich bei einem Seminar von Dr. Ramakrishnan (Madras) über
Aurum-arsenikosum als „Spezifikum“ für Herzkrankheiten erfahren.
Ramakrishnan verwendet dieses Mittel routinemässig bei
Koronarinsuffizienz und schwerer atheriosklerotischer Herzkrankheit.
Er präsentierte uns mehrere Fälle, die jeweils vor und nach Gabe von
Aurum-arsenikosum koronarangiographiert wurden. Typischer Befund war
eine Verbesserung des Stenosegrades um 20-30%, je stenotischer das
Koronar-Gefäss war, umso deutlicher. Dieses Mittel wollte ich meinem
Patienten geben. Er bekam die LM3, 1 Tropfen pro Tag, gleichzeitig
dirigierte ich seine Defibrillator-Kontrolle zum Krankenhaus Wels, da
er ja hier in Österreich verblieb, machte es keinen Sinn die
Kontrollen weiter in München vornehmen zu lassen.
Nach 6 Wochen rief er
um einen neuen Termin, ich stand mit der Hilti® im Schutt - unser
neues Haus umbauend - und bat ihn in einer Woche wieder anzurufen.
Natürlich war er beleidigt und ich erfuhr dann ein Monat später,
dass er in die Türkei auf Urlaub geflogen wäre.
Etwa ein halbes Jahr
später erschien er in meine frischeröffneten Ordination. Er litt an
den Nachwirkungen einer Antibiotika-behandelten Bronchitis, der Besuch
der Kinder in Deutschland hätte ihn so angestrengt, dass er sich
erkältet hätte, er fühlte sich schwach, musste immer noch husten.
Sonst ginge es ihm ja gut seit man ihn in Wels auf ein neues
Antidepressivum (Fluoxetin) umgestellt hätte, „diese Tablette
hätte ihn gerettet“. Kein Wort über meine 3 stündige Anamnese bei
ihm zuhause, das Mittel .... ..Ausser der Umstellung des
Antidepressivums hatte er keine neuen Medikamente in Wels bekommen.
Beim Blutdruckmessen
war ich dann fast wie erschlagen: ein schöner, runder
Sinus-Rhythmus!!!!!!! Nach 14 Jahren Cardiomyopathie mit
dokumentiertem Vorhofflimmern, Kammerflimmern, mehrmals
Defibrillieren, wochenlange Beatmung ....., das ist ein Ding der
Unmöglichkeit! Natürlich bekam er erneut ein Fläschchen
Aurum-arsenikosum LM6. Nach einem Monat rief er an, es ginge ihm gut -
und natürlich - „der Husten ist von selber vergangen“.
Wir hatten dann keinen
Kontakt mehr und etwa eineinhalb Jahre später erfuhr ich, dass er
gestorben ist, die Umstände kenne ich nicht. Was so unendlich
eindrucksvoll an dieser Kasuistik war, ist einfach diese für einen
Eingeweihten unvorstellbare Wiedereinstellung des Sinusrhytmus. Wir
lernen ja, dass nach etwa 6 Wochen Vorhofflimmern ein irreversible
Rekonfiguration des Myokards eintritt und Sinus nicht mehr möglich
wird.
Rückblickend meine ich
– gerade auch durch seine Verhalten nach meinem ersten Besuch - dass
Aur-ars. für diesen Patienten nicht nur eine bewährte Indikation,
sondern tatsächlich das Simillimum war. Nur so kann ich mir diese „Wunder-Wirkung“
erklären, einen völlig ausgebrannten Organismus in wenigen Wochen
wieder soweit herzustellen, dass er zB. den Stress und den
Klimawechsel einer Türkei-Reise wünscht und erträgt, dass sich der
Sinus wiedereingestellt hat.
Hinweis: lesen Sie doch
mal die Gemütssymptome dieses Mittels, zB im Ziegel [Retzek] nach.
Man muss mit alten Menschen sehr
deutlich. langsam, übermässig pronouciert und vereinfacht sprechen. Je
älter, desto einfacher. Sie werden Sie dafür lieben und sie mit
unendlichem Vertrauen belohnen. Anamnesen sind oft schwierig, der Patient
kann sich an sehr vieles nicht mehr erinnern, verklärt oder verdrängt,
meint die Fragen sind irrelevant. Sein Leid ist Teil seines täglichen
Lebens und daher normal, manchmal gewünscht, Besserungen werden oft
ignoriert, aber ihre Zuwendung als Behandler ist etwas ganz besonderes.
Ich habe keine gute Erfahrung damit,
Patienten irgendetwas auszureden. Oft war ich aber erstaunt, wie rasch
Patienten aus freien Stücken, ohne dass ich es empfohlen oder gewünscht
habe, Medikamente absetzten. Wenn das Mittel passte! Alte Patienten wollen
primär und hauptsächlich Sicherheit. Und allopathische Medikamente
bieten ihnen zumindestens eine gewisse Sicherheit. Wenn Sie ihnen diese
wegnehmen, müssen Sie ihnen die Sicherheit anderwaitig geben!!
Die meisten Medikamente dürfen nur
langsam ausgeschlichen werden, ¼ der Dosierung pro Monat als Vorgabe gibt
dem Patienten genügend Freiheit bei einem gut passenden Mittel in 1 Woche
auszuschleichen. Vorsicht bei Hormonen: langjährige SD-Hormone oder
sonstige hormonaktive Substanzen (zB Cortison) über längere Zeit gegeben
benötigen lange Anpassungszeit beim Ausschleichen. Selbiges gilt für
Antidepressiva.
Der Hausarzt ist der beste Freund des
alten Menschen. Der Alte sieht den Hausarzt sehr oft, öfters als die
eigenen Kinder. Es ist oft sehr mühselig, den immobilen Alten – durch
mehrere Kinder – zu mir in die Praxis bringen zu lassen, der Hausarzt
besucht ihn aber wöchentlich, bei guten Kassen auch gerne öfters.
Daher NIE, NIE, NIE, NIE gegen den
Hausarzt oder dessen Therapien anreden. Der Alte ist sowieso voller
Ängste, dass er sich durch den Besuch bei ihnen den Groll seines
wichtigsten Freundes und Lebenspartners Hausarzt zuzieht.
Manche Patienten sind nicht gut
diagnostiziert / therapiert und ich lasse gern alles sauber untersuchen,
schicke besonders zu homöopathie-kritischen Fachärzten zur Untersuchung,
was zur Folge hatte, dass mittlerweile mein einzige „Gegner“ vor Ort
ein Bioresonanz-Homöopath ist. Selbst in Arztbriefen aus dem Krankenhaus
steht manchmal „bei subjektiv gutem Befinden Fortführung der
homöopathischen Therapie“. Das Klima in Österreich ist recht liberal
und unsere überforderten Hausärzte sind meistens froh, wenn es ihren
Patienten besser geht.
Bei alten Menschen in ihrem
metastabilen Zustand empfehlen sich keine Experimente, die Homöopathie
wirkt trotz Medikamente, zuerst muss ein eindeutiger Hinweis sein, dass es
dem alten Patienten besser geht, bevor ich ihm rate, seine Medikamente
auszuschleichen. Beta-Blocker stell ich allerdings auf ACE-Hemmer um,
Cortison stört nicht unbedingt. Wenn eine Therapie nicht lief, hatte ich
aber bisher immer das falsche Mittel getroffen.
Mit schulmedizinisch langjährig
vorbehandelter PCP hatte ich bisher weniger Erfolg, allerdings auch wenige
Patienten.
Nach meiner Erfahrung passt das
Mittel meistens nicht, wenn der Patient nicht von sich aus bemüht ist,
seine schulmedizinische („Begleit“-) Therapie loszuwerden. Ausnahme:
Arsen und Arsen-Verbindungen, ev. Calcium. Hier bewahrt eine intensivere
Plazeboisierung mit komplexeren Einnahmerhythmen („Mittwoch 2 Globuli Nr
1 am Abend, Freitag 5 Globuli Nr 2 zu Mittag 10 Minuten nach dem Essen in
einen ausgespülten Mund ohne Wasser“) – die man immer genau und gut
leserlich aufschreiben muss – den Patienten davor, noch 2 oder 3 andere
Behandler - ohne Ihr Wissen - aufsuchen zu müssen. Dazu ein Fall
Ein 76j Patient –
ehemaliger Schmid - mit diffuser Lebermetastasierung nach
Coekumcarcinom, mehrfach voroperiert, kam von der
"palliativen" Chemo in desaströsem Zustand, weiters
komplexe und schier unerträglichen Schmerzen im Coekalbereich. Vor 20
Jahren ist seine Tochter gestorben. Dies schien ihn aber weniger zu
belasten als ein Autounfall vor 3 Jahren. Er war immer noch voll des
Grolls über den Gegner. Er schien nicht übermässig ängstlich,
sprach aber mehrmals, er wolle noch etwas leben. Starkes
Fettverlangen, liebt gutes essen, will geniessen. Wirkt trotz des
Zustandes vital. Im Krankenhaus immer starker Gewichtsverlust, weil
ihm Essen nicht schmeckt, zuhause die deftige Hausmannskost tat ihm
gut und er konnte rasch wieder zunehmen.
Ich gab initial Nux-v.,
dann voller Mut Acidum-nitrikum. Es ging besser, aber die massiven und
komplexen Schmerzen in der Ileocoecalregion verblieben. Er musste
regelmässig zur „palliativen Chemo“ (bei diffuser Metastasenleber
!!??), kam immer mit 5kg Gewichtsverlust und Komplikationen nach
Hause, die wir wieder mit Nux, Phos. oder anderen abfingen. Aber es
änderte sich nichts grundlegend. Bis er eines Tages mit einer
massiven Lingua Nigra daherkam. Endlich fand ich Arsen.
Er war noch am selben
Tag mit der C30 für viele Wochen völlig schmerzfrei, es ging ihm
gut. Aufgrund des jetzt so guten Allgemeinbefundes wurde eine
stärkere Chemo durchgeführt, Rückfall, erneut Schmerzen. Kein
Ansprechen mehr auf Arsen 30 und 200, verschiedene andere Mittel
versucht, ohne durchgreifenden Effekt. So vergingen wieder viele
Monate „Schaukeltherapie“: Spital -> Verschlechterung ->
Homöopathie -> Verbesserung. Ich konnte ihn nicht überzeugen, der
(hier völlig sinnlosen) Chemo den Rücken zu kehren.
Dann verstand ich
endlich das Ausmass der verschleierten Todesangst: Arsen XM bei
diffuser Metastasenleber war eine Verzweiflungstat die mit sofortiger
Schmerzfreiheit belohnt wurde. Ein Monat später ging er
beschwerdefrei und mit guter Gewichtszunahme zur nächsten „Kontrolle“
ins Spital und verstarb an den Komplikationen einer explorativen
Operation. Im Obduktionsbefund: diffuse Metastasenleber, weiters vom
Coekum ausgehend retroperitoneale breitflächige Metastasierung bis
rauf zur Leber. Ich durfte diesen Patienten 14 Monate begleiten, er
war während der ganzen Zeit in besserem Zustand als vor Aufnahme der
Homöopathie.
Hier begriff ich: Arsen
braucht, selbst bei Beschwerdefreiheit, ein ganzes Krankenhaus um sich
halbwegs sicher zu fühlen. Dieser Fall würde auch gut zur obigen
Rubrik Konstitutionsmittel vs. verselbstständigte Lokalpathologie
passen.
Eine schulmedizinische Therapie,
die der Patient instinktiv sucht, ist entweder notwendig, Ausdruck einer
suboptimalen Homöopathie oder der Patient benötigt Arsen (oder Calcium).
Meine Erfahrung: eine dem Patienten
wirklich dienliche Schulmedizin hat keine Nebenwirkungen. Jedes
Medikament, welches Nebenwirkungen produziert ist überflüssig.
Insgesamt ist die homöopathische
Therapie alter Menschen sehr befriedigend, die Ergebnisse – wie aus den
Kasuistiken sichtbar wird – oft sehr beeindruckend. Die größte
Schwierigkeit bei dieser Patientengruppe sehe ich vorallem in der „Führung“
des Falles sowie in der Notwendigkeit sich v.a. bei der Anamnese in
großer Geduld zu üben. Ich muss wirklich sagen, ich habe meine „Alten“
sehr gern und freue mich auf jeden Besuch.
-
Gienow, die Psora
-
Hahnemann, Chronische
Krankheiten, Band 1
-
Hellinger, Ordnung der Liebe
-
Plattner, Klassische
Homöopathie – Erkennen und verantwortlich handeln
-
Retzek, Complete Materia
Medica Mind
-
Risch, Laborde hereditären
chronischen Krankheiten, Müller Verlag
-
Sankaran, The Spirit of Homeopathy
-
Scholten, Homeopathy &
Minerals
-
Spinedi, Die Krebsbehandlung
in der Homöopathie I & II
Autor
Dr.med. Helmut B. Retzek lernte
Biochemie an einer HTL, war Jazz-Musiker, studierte in Wien Medizin. Von
Beginn des Studiums Mitarbeit in der univ. biochem. Grundlagenforschung, 1
Jahr als Molekularbiologe an einer Universität in Kanada (Publikationen
in internationalen Journals).
"Zufälliger“ Besuch 1992
eines Seminars von Rajan Sankaran bewirkte eine drastische Kehrtwendung
der Lebensplanung: intensives Homöopathie-Studium, Publikationen in
Zeitschriften, 1995 Veröffentlichung der Complete Materia Medica Mind
(moderner Agrawal). Entwicklung eines Praxis-Dokumentations- und
Verwaltungssystems. Viel "Ruhe" und Verständnis der Mechanismen
brachte die seit 1998 forcierte Ausbildung bei Dr. Spinedi. Seit 1997 rein
homöopathisch ausgerichteten Ordination in Vöcklabruck, Österreich.
Kontakt:
TopOfPage EMail an
HeliORetzek Homepage von Heli O Retzek.
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publizert als: Ammonium Carbonikum; HiÖ; 6/1; März
95; 11
H. Retzek
Bei einem Streifzug durch kleine
Schriften des P.Sankarans stieß
ich auf eine lebendige und überzeugende Beschreibung von Ammonium-carbonicum. Da dieses
Mittel in aktuellen Publikationen kaum erwähnt wird, überraschte mich
das große, vielseitige und komplexe Bild, das sich bei
Literatur-Recherchen ergab. Gleichzeitig konnte ich mich des Eindrucks
nicht erwehren, daß nur wenige Autoren wirkliche Erfahrung mit diesem
Mittel gemacht hatten. Die Plus-Minus Darstellung wichtiger
Geist-Gemüts-Rubriken zeigt jedoch ein sehr eindrucksvolles und
charakteristisches Bild dieses “großen” und “tiefwirkenden
konstitutionellen Mittels” (Kent).
Chemismus
Die Ammonimsalze ähneln in ihrer
Löslichkeit und auch in ihrern Strukturen den entsprechenden Kalium und
Rubidiumsalzen, da die drei Ionen K+, NH4+ und Rb+ vergleichbare Hydrationsenergien und
Radien besitzen. Diese Ähnlichkeit zeigt sich auch im Arzneimittelbild.
Ammoniumcarbonat (NH4)2CO3 wird technisch durch Einleiten von
Kohlendioxid in Ammoniakwasser
2NH3 + CO2 + H2O –> (NH4)2CO3
oder durch Erhitzen eines Gemisches
von Ammoniumsulfat und Calciumcarbonat (Kreide, Kalk) gebildet:
(NH4)2SO4 + CaCO3 -> (NH4)2CO3 + CaSO4 (Gips)
Das beim letzten Verfahren
absublimierte Salzenthält außer dem normalen
Ammoniumcarbonat noch Ammoniumhydrogencarbonat und Ammoniumcarbaminat
(eine Vorstufe des Harnstoffes). Das im Handel erhältliche “Hirschhornsalz”
(Riechsalz) besteht zur Hauptsache aus Ammoniumhydrogencarbonat und
Ammoniumcarbaminat.
Beim Liegen an der Luft geht das
Ammoniumcarbonat unter Abspaltung von Ammoniak in
Ammoniumhydrogencarbonat über (NH4HCO3); bei etwa 60° zerfällt dieses
unter weiterer Ammoniakabspaltung in Kohlendioxid und Wasser.
Dieser kurze Exkurs in die
Anorganische Chemie weist auf die relativ komplexe und von Alter,
Luftfeuchtigkeit und Temperatur abhängende Zusammensetzung des
Ausgangsstoffes unseres potenzierten Ammonium carbonicum, dem
Riechsalz hin.
Es sei in diesem Zusammenhang noch
angeführt, das Ammonium (NH4+) als wichtigstes Gegenion bei der renalen
Ausscheidung überschüssiger Säuren, das Bicarbonat (HCO3-) als wichtigstes Puffersystem im Blut dient. Es darf also
angenommen werden, daß durch potenziertes Ammoncarbonat der
Säure-Basen Stoffwechsel angeregt wird.
In vielen Arzneimittellehren wird
daher wohl nicht zufällig Am.-c. als
großes Reaktionsmittel, bezeichnet. “Ammonim carbonicum scheidet
Säuren aus” (Vithoulkas, Kent).
Die Ähnlichkeit zu Sulphur
hinsichtlich der Anregung des eigenen Stoffwechsels ist dabei
augenfällig und die Grundlage der “Reaktions-Wirkung”, den
erstarrten Organismus einer dynamischer Beeinflussung wieder zugänglich
zu machen, wohl darauf zurückzuführen (vergleiche dazu Mezgers Anmerkungen zu Sulfur,
S.1381).
Arzneimittelprüfungen
In den Chronischen Krankheiten, Band 1
findet sich die ausgiebige Prüfung Hahnemanns
(mit 6 Mitarbeiter, 789 Symptome). Hahnemann
gibt genaue Herstellungsanweisungen:
das resublimierte Salz wird bis zur
C3 trituriert und erst dann flüssig weiterpotenziert, ein Vorgang, den
Hahnemann in seinen späten Jahren ausschließlich
und bei allen Arzneien angewandt hat. Das Mittel wird als “sehr
gutes, kuratives Anti-Psorikum in chronischen Fällen” beschrieben.
T.F.
Allens Encyclopädie listet 1010 Symptome von 20
Prüfern. Die Arznei wurde aus einer 10% wässrigen Lösung des Salzes
hergestellt !
Arzneimittellehren
J.T.
Kent: “am.-c.
ist eintief wirkendes konstitutionelles Mittel, ein Anti-Psorikum”.
Zahlreiche scharfe, wundmachende Ausscheidungen (Speichel, Tränen,
Stuhl, Leucorrhoe, Menses, Ausscheidung von Ulcera), hämorrhagische
Diathese (schwarzes, flüssiges, nicht gerinnendes Blut aus Nase,
Uterus, Blase & Eingeweide).
“Das Herz scheint starken Bezug
zu am.-c. zu haben: hörbare
Palpitation mit großer Erschöpfung, jede Bewegung verschlimmert,
Asthma cardiale.”
Schwäche, Erschöpfung, schwaches Herz, muß im Bett liegen
wegen Herzklopfen und Atemnot bei jeder Bewegung.
Kent beschreibt eine Patientin mit genau diesen Symptomen: von
einem Neurologen eine sechswöchige “Rastkur” verordnet aus der sie
sich offensichtlich nicht mehr erheben konnte. Zugezogene Herz-, Lungen-
usw. Spezialisten konnten keinen organischen Schaden finden. Nachdem Kent konsultiert wurde und er mit
diesen vagen Angaben am.-c. verordnet
hatte, kletterte sie wieder auf Berge.
Dyspnoe, vorallem kardial, aber
auch Asthma mit dem eigentümlichen Symptom der Verschlimmerung im warmen Raum bis
zum Ersticken, muß hinaus in die kalte Luft gehen (obwohl sonst
kalte Luft verschlimmert).
Beschwerden kommen besonders um 3
Uhr morgens: Husten, Schwäche, Erschöpfung, Palpitation, kalter
Schweiß und Dyspnoe (kali.-carb.).
Patienten, die sich unter Therapie gut entwickeln aber an
plötzlichem Herzversagen verscheiden.
Brust voll Schleim, schwer
herauszuhusten, starkes Rasseln. “Ein gutes Palliativum in den letzen
Stadien der Schwindsucht. Eine Dosis am.-c. bei starker Kälte,
Erschöpfung und Schwäche in der Brust”. Die Schwäche von stan., der Schleim von ant.-t.
Angaben zum Einsatz bei septischen
Erkrankungen (Erysipel, maligner Scharlach, Typhoid, Diphterie) gehen
wohl auf den damals geübten allopathischen Einsatz des Mittels in
pharmakologischer Dosis bei diesen Zuständen zurück.
“Wenn unter der Behandlung einer
schweren Erkrankung Karbunkel oder Erysipel auftreten [Septikopyämie]
und dabei aber keine Erleichterung für den Patienten eintritt, besteht
Gefahr . Man braucht sofort ein Mittel. ... Am.-c. ist eines der Mittel um
das Fortschreiten dieses Prozesses einzudämmen.”
“Kann mit seiner
Morgen-Verschlimmerung, der Erschöpfung, dem Herzklopfen, den schwarzen
Blutungen, der Sepsis und dem speziellen Kopfschmerz Lachesis ähneln,
wirkt aber antidotisch !” Oft bei Schlangenbissen eingesetzt.
Hörstörungen. Viele
Augensymptome, konstitutionell eingesetzt konnte er Katarakt heilen [in
“Entsäuerungsliteratur” habe ich Angaben zur Heilung des grauen
Stars durch “Entsäuern” gefunden].
Baden verursacht vielerlei
Beschwerden, Nasenbluten vom Gesichtswaschen. Viele Halsbeschwerden,
erinnern wieder an Lachesis.
Ein wichtiges eigentümliches
Symptom: Gefühl der Wundheit in den Beckeneingeweiden, als ob alle
inneren Teile roh wären (besonders während der Regel).
J.H.Allen´s (die Miasmen): man
kann es bei hysterischen Beschwerden vor Lachesis in Erwägung ziehen.
“Dies ist ein echtes pseudo-psorisches [tuberkulöses] Mittel”. “Das
Mittel ist feindlich gegenüber Lachesis”
(S.87, Kap. Dysmennorrhoe). “Schläft am Tage und nicht in der Nacht”
(S. 166, Kapitel Fluor).
G.
Vithoulkas weist darauf hin, daß das Mittel sehr
komplex und wenig verstanden und daher selten angewandt wird,
stattdessen kali.-carb., ant.-t., carbo-veg. verschrieben wird.
Schlaffe und fettleibige Menschen
(Cortison-Patienten) mit schwachem Herzen und noch schwächeren
Atemsystem. Erschöpfung und unbeschreibliche Müdigkeit. “Der Patient
ist in arger Bedrängnis, mit Erstickungsgefühl beim Atmen und sehr
geräuschvollem Luftholen, Zyanose der Lippen, der Nase und sogar der
Fingerspitzen, er sieht ängstlich aus und hat das Gefühl, etwas
Schlimmes stehe bevor. Die Stimme des Patienten ist sehr schwach, matt
und heiser, die Nase ist kalt, obwohl Körper und Füße sich warm
anfühlen, der Puls ist extrem schnell und schwach. In einem solchen
Fall sollte man an Ammonium
carbonicum denken, und nicht an Carbo vegetabilis oder Antimonium tartaricum.”
Affektionen der Atmungsorgane mit
langer Vorgeschichte, (scharfer) Schnupfen, rezidivierenden
Erkältungen, die sich schließlich in den Bronchien festsetzen, mit
schwer auszuwerfenden Ansammlungen von Schleim bis zum Schluß das
Emphysem so groß wird, daß nur noch eine ausgeprägte Dyspnoe ohne
Husten oder Rasseln festgestellt werden kann ! “Eines der besten
Mittel bei Emphysem mit Zyanose”.
Absonderungen sind scharf und
ätzend. “am.-c. scheidet
Säuren aus”.
Kaltes, besonders nasses und
stürmisches Wetter ist unerträglich. Unwohl bzw. Verschlimmerung durch
Nässe. Schlimmste Zeit zwischen 3-4 Uhr morgens.
“Wir haben bisher kein klar
abgegrenztes geistig-psychisches Bild dieses Mittels.” Vithoulkas zeichnet nichtsdestotrotz
aus einigen der vorhandenen Geist-Gemüts-Symptome und anderen
Charakteristika (“beissende Ausflüsse”) ein Bild, das (wie viele in
seiner MM) etwas konstruiert wirkt:
durch Schwäche, Herzbeschwerden
usw. eingeschränkt, entwickelt der Patient einen bissigen Charakter.
Reizbar, unfreundlich, beleidigend, leicht “sauer”. Überempfindlich
gegen Kritik. Eigensinnig, eine Haltung von 'Lassen Sie mich doch bitte
in Ruhe'. Wut und Jähzorn, besonders bei Kopfschmerz (Nasenwurzel!),
kalt-nassem Wetter oder abends. Wasser verschlimmert, daher unreinlich
und ungepflegt, was zum Problem mit anderen Mitbewohnern werden kann.
“Von den älteren Männern unter meinen am.-c. Fällen waren die meisten
nicht verheiratet.” [siehe Gemütssymptome unten].
Das
Gupta: “Starke Aversion gegen Wasser und
allgemeine Unsauberkeit”. “Wurde erfolgreich bei Rauchgasvergiftung
eingesetzt” (dazu Orginalsymptom 61, CK: “Drückendes Gefühl in der
Stirn, wie von Kohle-Gas”). “Lokal angewendet ein ausgezeichnetes
Mittel gegen Insektenstich”.
Gallavardin: “am.-c. ist ein
Mittel für Patienten, die Urin oder Fäces zu jeder Zeit oder an jedem
Platz von sich geben und deren Manie oder Idiotie durch extreme
Unsauberkeit gekennzeichnet ist” (gefunden in Fayazuddin, Peculiar and Characteristic Symptoms).
Bei Bannerjee findet sich eine weitere
der wenigen Kasuistiken zu diesem Mittel: starke uterine Hämorrhagie
begleitet von “quälendsten Herzbeschwerden”. Blutung wurde mit am.-c. 200 sofort gestoppt.
Schließlich verschwanden langsam auch die Herzprobleme. Eines der
führenden Mittel für Schlangenbisse und Insektenstiche.
H.K.
Deys kleines “Traumbüchlein”: Rastloser, unerfrischender
Schlaf, wirft sich hin und her. Muß am Nachmittag schlafen. Häufiges
Aufschrecken aus dem Schlaf mit großer Furcht danach. Alptraum jede
Nacht, manchmal schweißgebadet. Lebhafte Träume, romantisch,
ängstlich, lüstern, von Ärger und Not, Geistern, vom Sterben, toten
Personen, Beleidigung, Läusen, Schimpfen. Spricht im Schlaf.
J.
Mezger arbeitet nicht nur in gewohnter Weise die
physiologische Bedeutung von Ammonium auf, sondern weis auch zu
berichten, daß “am.-c. kein Konstitutionsmittel ist und vorwiegend für akute
Erkrankungen oder akute Phasen chronischer Erkrankungen Verwendung
findet”. Kälte/Nässe/Waschen werden nicht vertragen, damit ist es
der hydrogenoiden Konstitution zuzurechnen. “Anorganisches Lachesis”.
Er erweitert das Arzneimittelbild um die klinischen Beobachtungen Dyspnoe im Moment des Einschlafens; Erstickungsgefühl, fährt damit aus
dem Schlaf auf und einem sonst Ammonium
muriatikum zugeordnetem Symptom: Kältegefühl zwischen den
Schulterblättern.
Prof. H.V. Müller findet eine unsichere
Farbwahl von 6E5 im Farbatlas von Kornerup & Walscher.
Ammonium carbonicum in Rubriken
Geistes-Gemüts-Rubriken
(Agrawal) (* kennzeichnet Single Symptom Rubriken) in der plus-minus
Reihenfolge:
Heiterkeit, Extravaganz, verstärkte Phantasietätigkeit (abends,
laszive), Ekstase
Fröhlichkeit, Lebhaftigkeit (abends), Erregung (abends), Ideenreich,
klarer Kopf
Lachen, unangemessenes, über Kleinigkeiten
Launenhaftigkeit
Chaotisch, Abneigung gegen Geschäfte
erfolglos, ihm gelingt nichts
Erregung, abends, beim Denken an die ihr von anderen zugefügten
Kränkungen *
Verweilt bei vergangenen unangenehmen Ereignissen
denkt an alles, was andere zu ihrer Kränkung getan haben; liegt damit
wach, morgens hat sie es vergessen *
hartnäckige Gedanken, quälend, wandernd
spricht im Schlaf woran er beim Wachsein dachte, enthüllt Geheimnisse
Aufschreien im Schlaf, stöhnen im Schlaf
Rastlos, nervös (beim Aufwachen)
Unzufrieden, unzufrieden mit allem, tadelsüchtig, krittelig
Neigung zum Verleumden, Gewissensangst, als ob eines Verbrechens
schuldig
Ärgerlich, Reizbar, verträgt keinen Widerspruch, unfreundlich,
mürrisch
Haß, Fluchen, Gewalttätig, Bösartig
Unterhaltung und Gespräche von anderen Leuten verschlimmert
Abneigung zu antworten, Unterhaltung verschlimmert, schweigsam
Abneigung, gegen anderes Geschlecht, Abneigung gegen Frauen
Abneigung auszugehen, Abneigung, gegen Wasser* [NT sulph]
Furcht, vor dem Teufel, vor einer drohenden Krankheit, auffallende
Religiösität
Traurigkeit (bei bedecktem Wetter*), weint leicht, Depression,
Verzweiflung,
Gedanken an den Tod, Suizidneigung
Zusammenfassung
·
Schwaches Herz, insuffizient, tachykard, periphere Zyanose
·
Extreme Erschöpfung, Endzustand (carbo-veg.)
·
Dyspnoe, Asthma cardiale, Asthma bronchiale (< warmen Zimmer),
Emphysem
·
Schnupfen, Anginen, Bronchitis, Pneumonie
viel Schleim (ant.-t.), jedoch
zu schwach um ihn auszuhusten (stann.)
·
hämorrhagische Diathese, dunkles, schwer gerinnendes Blut (Lach.)
·
maligne Anginen, maligner Scharlach, septischer Zustand, Livedo (Lach.)
·
zahlreiche sensorische Symptome (Augen, Ohren)
·
jede Ausscheidung ist scharf und ätzend [Entsäuerung]
·
Emotionen geprägt von Kränkungs/Enttäuschungs/Betrogenheitsgefühl,
zieht sich (beleidigt) zurück, abends unruhig und reizbar
·
Weinerliche (selbstmitleidige) Stimmung
·
hochaktives Traumleben, unruhiger Schlaf mit Tageserschöpfung
·
Verwahrlosung
Modalitäten
< abends, von kaltem, nassem Wetter, bedecktem Wetter, kalte Luft,
Bewegung, Bücken, Neumond, nassen Anwendung, durch Waschen, von 3 Uhr
bis 4 Uhr früh, Schlaf, während der Menses.
> Liegen auf der schmerzhaften Seite und auf dem Bauch; Liegen auf
rechter Seite, Druck, trockenes Wetter, Essen
Kasuistiken
Abschließend die angesprochenen Anmerkungen zu einigen Arzneien von
Dr. P. Sankaran (Übersetzung durch den Autor):
Ich habe am.-c.
nicht oft eingesetzt und mich eigentlich gewundert, daß der berühmte Dr. B.Bhattacharya von Baroda in
einem Buch schrieb, daß am.-c.
eines der sechs “Edelsteine” der homöopathischen Medizin darstellt.
Kürzlich kam ein 18jähriges Mädchen
wiederholten Asthmaattacken zu mir, agg. bei Neumond, vor der Menses,
mit Husten < beim Liegen auf der rechten Seite. Beim Ausarbeiten des
Falles kam ich auf am.-c., lyc. und sulph. Da am.-c. die Atmungs-Sympome
aufweist, gab ich ihr das Mittel und sie wurde komplett geheilt.
Ungefähr eine Dosis [?] alle 15 Tage. Ihr geht es nun seit über einem
Jahr sehr gut.
Ich schaute mir am.-c. genauer an und war überrascht, daß es in unzähligen
Rubriken vorkommt. Es scheint viele Fälle von Asthma abzudecken. Oft
finde ich, daß, wo wir ars.
einsetzen, wir eigentlch am.-c.
benutzen sollten. Carb-v. ist
ein Reaktions-Mittel. Wir geben carb-v.
bei chronisch respiratorischen Problemen mit schwacher Reaktion. Aber
eigentlich scheint am.-c.
besser als carb-v zu wirken, als Mittel um Reaktion hervorzurufen. Patienten
mit Schnupfen, die in der Nacht verstopfte Nase hatten, gab ich immer ars. mit einiger Erleichterung.
In Kents Repertorium fand ich in der Rubrik “Nase, verstopft, nachts”
nur 3 Mittel in Großbuchstaben, am.-c.,
lyc. und nux-v. Ich gab am.-c. und
fand, daß es viel besser half als ars.
Ich hatte einen anderen sehr interessanten
Fall: ein 16jähriger Bursche war extrem fett (110kg). Fettsucht ist ein
Symptom von am.-c., obwohl es
nicht im Kent unter dieser Rubrik (Obesitas) steht. Dieser Junge hatte
monatelang nicht-heilende Geschwüre an den Füßen. Er ging mit Geld
sehr freigebig um, gab sein Vater ihm Taschengeld, verschwendete er es.
Er würde 2 oder 3 mal mit dem Taxi herumfahren, oder einmal hat er
seine Freunde in eine Eisenhandlung mitgenommen und jedem eine Pfanne um
1 Rupie [!] gekauft. Er war exzessiv durstig nach kaltem. Er log und
stotterte auch. Am.-c. hatte die meisten Symptome und alle verbesserten sich.
Da am.-c.
um 3 Uhr früh und durch Feuchte schlimmer wird, könnte ich mir
vorstellen, daß es besser als kali-c.
in Bombay hilft.
Am.-c. ist sehr
hilfreich für alte Leute. Dort wo wir carb-v. geben kann es genauso gut
sein. Im Repertorium findet man unter 'Obesitas alter Leute' nur kali-c., aber am.-c. hat genauso 'Obesitas' und
auch 'alte Leute'. In solchen Fällen kann am.-c. besser als kali-c. wirken.
Ich habe zwei andere interessante Fälle
behandelt.. Mrs. J.R.K., 49 Jahre, konsultierte mich am 9.April 1975
wegen rheumatischer Schmerzen, eher rechtsseitig, schlimmer im Winter,
nach Ruhe, besser durch Bewegung. Kürzlich bekam sie noch Schmerzen in
der rechten Hüfte und pulsierende, krampfende und elektroschockartige
Schmerzen die das rechte Bein hinunterschossen, schlimmer zwischen 1 und
3 Uhr nachts. Sie muß dann herumgehen und ihr Mann muß die
schmerzenden Teile drücken und massieren. Ist bei wolkigem Wetter
deprimiert, träumt von Geistern. Die Schmerzen sind an kleinen Stellen,
die herumwandern und mit Hitze und Röte assoziiert sind. Wird bei
Widerspruch zornig. Weint leicht, dann geht es ihr besser. Weinte beim
Erzählen der Symptome. Fühlte sich von Verwandten betrogen und war
enttäuscht. Sie bekam rhod. 10M,
sulph. 1M, puls. 10M, bry.
10M, rhus-t. 10M und syph. 10M von einigen Homöopathen ohne Erleichterung. Ihr Fall
wurde nach folgenden Rubriken aufgearbeitet: wolkiges Wetter < ;
Seite rechts ; Schmerzen, wandernde : Bewegung > ; Reiben > ;
Druck > ; Zorn nach Widerspruch.
Das einzige durchgehende Mittel war am.-c., das auch den Hintergrund
des Kummers, die Träume von Geistern usw. abdeckte. Sie bekam am.-c. 30, 1 x Trituation pro Tag und es ging ihr innerhalb einer
Woche um 25% besser. Sie bekam am.-c.
weiterhin in verschiedenen Potenzen, von 200 bis 50M und es ging ihr um
95% besser. Die Reste verschwanden unter puls.
Literatur (in Reihenfolge des
Auftretens)
1.
J. Mezger Gesichtete
Homöopathische Arzneimittellehre, Haug Verlag
2.
Hollemann-Wiberg, Lehrbuch
der Anorganischen Chemie, de Gruyter, Berlin
3. S.
Hahnemann, The Chronic Diseases,
Vol I Part 2, Indian Books & Periodicals Syndicate, New Delhi
4. T.F.
Allen, Encyclopedia of Pure
Materia Medica, B.Jain Publ., Delhi
5. J.T.
Kent, Lectures on Homeopathic
Materia Medica, Indian Books & Periodicals Syndicate, New Delhi
6.
W. Boericke, Homöopathisches
Taschenbuch, Barthel Verlag, Berg
7. Phatak,
Materia Medica of Homeopathic
Medicines, Indian Books & Periodicals Syndicate, New Delhi
8.
J.H. Allen, Die Chronischen
Krankheiten - die Miasmen Band 2, Verlag Renee von Schlick, Aachen
9.
E.B. Nash, Leitsymptome in
der Homöopathischen Therapie, Haug Verlag
10. G.Vithoulkas,
Materia Medica Viva, Band II,
Burgdorf Verlag
11. Das
Gupta, Characteristic Materia
Medica, Economic Homeo Pharmacy, Calcutta
12. N.K.
Banerjee, Realistic Materia Medica,
B.Jain Publ., New Delhi
13. H.K. Dey, Sleep and Dreams, Haren &
Brother, Calcutta
14. J.
Mezger, Gesichtete Homöopathische
Arzneimittellehre, Haug Verlag,. Heidelberg
15. A.
Kornerup & J.H. Wanscher, Taschenlexikon
der Farben, Muster-Schmidt Verlag, Zürich
16. M.L. Agrawal, Materia Medica of the Human Mind,
Pankaj Publ., Delhi
17. P. Sankaran, Random Notes On Some Remedies,
The Homoeopathic Medical Publ., Bombay (1977), S. 7-9
Der Autor bittet Leser, die mit der Arznei tiefere Erfahrung machen
konnten, diese zur Publikation zur Verfügung zu stellen. Am einfachsten
auf eine Kassette sprechen und an den Autor zur Transkription
weiterleiten.
Anschrift des Verfassers: Dr. Helmut Retzek, A-1150 Wien,
Gablenzgasse 17/25
publizert als: Ammonium Carbonikum; HiÖ; 6/1; März
95; 11
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publiziert in:
H. Retzek
In E. P. Anshutz´
"New, Old and Forgotten Remedies" finden sich einige
interessante Fallschilderungen, wonach L.H. Keay und J.H. Clarke
"Calcarea calcinata" sehr wirkungsvoll gegen Warzen befunden
hatten. Die Arznei wurde aus gebrannten Austernschalen hergestellt und
bestand somit größtenteils aus gebranntem Kalk (Calciumoxid), welcher
sich nach Versetzen mit Wasser in Calcium
causticum (Calciumhydroxid) umwandelt.
L.H. Keay schreibt in
diesem Artikel:
"Ich lege eine
Probe von Calcarea calcinata bei,
vor einigen Jahren hergestellt und zwar:
die Schalen zerkleinern, in eine Glühschale packen und auf
hellroter Glut ungefähr 30 Minuten halten, abkühlen lassen, dann in
einer Reibschale zerreiben. Ich
glaube es liegt näher bei Causticum
als bei Calcium carbonicum. Sehr scharf. Schmeckt wie Kalium
carbonicum.
Die Geschichte: In meiner Jugend war meine Hand
mit kleinen, flachen, glatten, feuchten Warzen bedeckt. Sie blieben über Jahre und
trotz Einsatz verschiedenster Mitteln - Rhus toxicodendron, Thuja, Calcium carbonicum und sogar
Beschwörung und Aberglauben. Sie verbreiteten sie sich schließlich so
sehr, daß ich im Alter von 21-22 Jahren an beiden Händen 450 Warzen
zählen konnte. Einige auf
den Knöcheln sprangen auf und waren sehr schmerzhaft. Da kam mir die Idee es mit
Kalk-Wasser aus Austern-Schalen zu versuchen. Ich trocknete und brannte einige
im Küchenfeuer, warf eine in eine Pinte [3/4l] Wasser und nahm einen
Teelöffel nach jeder Mahlzeit. Nach
2 Wochen waren alle Warzen verschwunden und sind nie mehr
zurückgekehrt. Das ist
jetzt über 30 Jahre her. Während
dieser Zeit habe ich ähnliche Auswüchse an den Händen vieler meiner
Schüler beobachtet und ihnen einiges von dem Mittel 1x [D1] oder 1 [C1]
zum Ausprobieren gegeben und es hat mich nie im Stich gelassen, außer
ein oder zweimal, als ich damit an der "Blumenkohl"-Art
experimentierte, für die es nutzlos erscheint. Rhus toxicodendron oder Thuja sind da viel besser. Mir ist sonst nichts besonderes
dabei aufgefallen; außer vielleicht, daß, wenn man es zu stark
verabreicht es mehr oder weniger Durchfall erzeugt, durch Reizung der
Schleimhaut, stelle ich mir vor. Einmal mehr möchte ich ihnen für ihre
Freundlichkeit danken, mit besten Grüßen, L.H.Keay." (2. April 1912)
J.H. Clarke
experimentierte daraufhin ebenfalls mit dieser Arznei und fand die
Indikationsstellung Keays bestätigt:
"Mr. Keay´s Probe
von Calcarea calcinata habe
ich an die Herren Epps weitergeleitet, die für mich Verdünnungen
bereitet haben. Davon habe
ich nur die 3x Trituation in 8 Gran Dosen eingesetzt [D3, Dosis 480mg),
und konnte bei vielen Gelegenheiten Mr. Keay´s Indikationen
bestätigen. Ich bin ihm ausgesprochen dankbar dafür mir eine neue
Waffe mit klarer, starker und breiter Indikation in die Hand gegeben zu
haben.
Hier einige meiner
Fälle:
(1) Eine junge Dame,
Schulbesucherin, in England; kräftig und von guter allgemeiner
Gesundheit aber mit einem gewissen sykotischen Einschlag, wurde über
lange Zeit sehr von unansehlichen Warzen an den Händen äußerst
geplagt. Ich könnte nicht behaupten, daß irgendeines der Mittel, die
ich verschrieben hatte eine wirkliche Verbesserung bewirkt hätte. Im Juni 1912 verschrieb ich Calcarea calcinata, 3x, 8 Gran
zur Bettzeit einzunehmen. Sofort
kam die Veränderung zum Besseren.
Die Warzen brachen auf und waren in wenigen Wochen verschwunden.
(2) Ein Junge, 9, hatte eine Warze
auf einem seiner Finger, die dem ausgezeichneten lokalem Homöopathen
lange Zeit widerstand. Calcarea
calcinata, in der selben Art eingesetzt, klärte den Fall bald.
(3) Frau B. hatte eine störende
Warze nahe beim Nagel ihres Zeigefingers.
Calcarea calcinata 3x
zur Bettzeit räumte bald mit dieser Erscheinung auf.
Um es einmal
auszusprechen: mein Vertrauen in Calcarea
calcinata als Warzen-Mittel ist so groß, daß immer dann, wenn
Warzen als führendes Merkmal hervorstechen, ich mich einfach nicht mehr
mit der Jagd nach dem Simillimum abplage, bevor ich Calcarea calcinata eine
Gelegenheit eingeräumt habe, zu zeigen, was es kann. Es läßt mich kaum im Stich und
meine Dankbarkeit an Mr. Keay wird dabei jedesmal erneuert." (16.
Dez. 1914)
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Literatur:
E. P. Anshutz, New, old and forgotten Remedies
Wiederauflage in Indian
Books & Periodicals Syndicate, New Delhi.
Übersetzung: Helmut Retzek (cand.med.),
Gablenzgasse 17/24&25, A-1150 Wien
publiziert in:
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Propolis - einige Erfahrungen
publiziert: Propolis - einige Erfahrungen & AMP;
HiÖ; 5/3; Sept. 94; 30
Mein Interesse an
Propolis wurde durch den äußerst interessanten Artikel des Veterinärs
G. Borschel im DJH 2/91 geweckt, welcher Propolis potenzierte und dessen
Einsatz in seiner Praxis jahrelang systematisch untersuchte.
Zusammenfassend
schreibt er Propolis große Indikationsbereiche mit 4 Schwerpunkten zu:
· Allergie und Urticaria in verschiedenen
Erscheinungsformen
· Herzmuskelschwäche und Herzrhytmusstörungen,
besonders Herzstörungen nervöser Art
· Partielle und totale Paresen bekannter, sowie
unbekannter Genese (zB.Teckellähme).
· Virusinfektionen, besonders Grippe und Parvovirose
Eindrucksvoll seine
Kasuistiken, besonders die Erfolge bei eine tödliche Schweine-Erkrankung,
die Bananenkrankheit, eine virale Entzündung der langen Rückenmuskulatur
mit schmerzbedingter bananenförmiger Stellung der Tiere; sowie die
Urtinktur appliziert in Sach.-Lac.: ein hervorragendes und lang wirkendes
Wurmmittel zur Entwurmung von Hunden und Schafen, sowie natürlich die
verschiedenen Lähmungen der Hunde (Treckellähme).
Da Propolis in der
volkskundlichen Medizin ebenfalls zur Abwehrsteigerung eingesetzt wird, es
sich - wie Ambra - um das Produkt eines Tieres handelt und daher
interessante Geistes-Gemüts-Symptome versprach, lag der Schluß nahe,
dieses Mittel zu prüfen.
Es war dies meine erste
Arzneimittelprüfung als Prüfungsleiter, die Teilnehmer wurden aus
Interessierten bei der Vorlesung von Dr. König rekrutiert. Von 13
Teilnehmern erhielt ich, trotz eifriger telefonischer Betreuung der
Prüflinge, nur 5 Protokolle zurück. Ich glaube jedoch, daß diese sehr
wohl ein gutes Bild von Propolis vermitteln können und werde, sobald ich
das Spracheingabe-System für meinen Computer bekommen habe, die
Prüfungs-Symptome in einem kleinen Heftchen über die Gesellschaft
veröffentlichen.
Hier möchte ich
vorallem die Erfahrungen teilen, die ich damals mit Propolis sammeln
konnte. Ich vermute, daß Propolis einerseits ein großes “unspezifisches”
Mittel, in etwa wie Echinacaea werden kann, andererseits auch die Potenz
zu einem tiefgehenden personotropen Mittel beinhalten kann.
Aus der Literatur
Aus “Doktor Biene,
P.Uccusic, Ariston Verlag ISBN 3-7205-1251-7” schlagwortartig
zusammengefasst, der interessierte Leser möge die Orginal-Quelle
konsultieren, die interessant, gut recherchiert und referenziert ist.
Propolis inhibiert
Wachstum von Tuberkelbakterien, wirksam gegen 24 von 39 untersuchten
Bakterienstämmmen (u.a. Salmonella typhi) und 20 von 20 untersuchten
Pilzen !
In einer Konzentration
von 0.1-2% gegen 40 verschiedene Stämme von Hautpilzen wirksam gefunden,
35 Stämme tw. multiresistente Staph. aureus. In 2% Dosis
"verlässlich bakterizid". Bei Candida-Vaginitis lokal als
Suppositorium innerhalb 2 Wochen rezidivfreie Wirkung. 1976 bei
Hongkong-Grippe-Epidemie hervorragend protektive Wirkung. Sofortige
Schmerzlinderung bei Herpes (zoster, simplex) Bläßchen durch Betupfen
mit Salbe oder Tinktur. Creme bei Verbrennungen und v.a. Akne vulgaris
(Patientin die 30 Jahre an A.v.conglobata litt nach wenigen Wochen
geheilt), wiederholte Bestätigung. Schwerste Ischialgie
(Frühpensionierung) mit Salbenumschläge geheilt. Tennisarm
(Sehnen+Faszien+Muskel-Entzündung) und Bursitis mit Salbenumschläge in
80% der Fälle nach wenigen Tagen geheilt. Ulcus (ventrikuli + duodeni)
spektakulär (!!) gebessert bis geheilt (100 Patienten d. Spitals
Klosterneuburg, 5 Tr. Tinktur 15' vor Mahlzeit in Wasser). Als
Massage-Creme bei HWS/BWS-Syndrom, Lumbago und Arthritis überlegene
Wirkung im Doppelblindversuch (Krankenhaus Reutte, Tirol). Deutliche
Besserung bei Cox/Gonarthrose.
Weiters eingesetzt und
als wirksam erkannt bei: Hühneraugen, Varizen (nicht massieren),
Onychomykosen. Anginen, Gingivitis, Foetor ex ore, Ozaena, Parodontose,
Tonsillitis, Laryngitis, Seborrhoe, Psoriasis (unter diätetischer
Unterstützung), Hepatitis, Hämorrhoiden, Obstipation, Intertrigo,
cardiale Insuffizienz, gyn. Erkrankungen.
Einige Erlebnisse mit
Propolis
Winter 1992 "1
Million Österreicher mit Grippe im Bett !". Diese Schlagzeile mag
das Ausmaß der damaligen Grippewelle beschreiben: sehr starkes
abendliches Stirnkopfweh, am nächsten Tag hohes Fieber mit ausgeprägten
Kreuz-, später auch Gliederschmerzen, schließlich nach ca. 3 Tagen
Abklingen und eine weitere Woche Krankheits- und Schwächegefühl.
Meine im
Prodromalstadium mit Propolis (D12, D30) "Behandelten" kamen
noch mal davon, ich selbst nahm das Mittel (da ich einige Tage nicht
zuhause war) im voll entwickelten Krankheitsstadium wobei zwar die akuten
Symptome sofort verschwanden aber ich mich trotzdem die volle Zeit krank
fühlte. Die später durchgeführte AMP bestätigte die starke Similität
von Propolis zum damaligen Grippe-Virus.
Mein Freund Robert ist
Jung-Regisseur und stand damals vor seiner herausfordernsten Regie.
Manchmal bekommt er 'allergische' Schnupfen-Anfälle, begleitet von
'Taubheit des Kopfes'. Ob ich nicht etwas für seinen Kopf hätte, er
"brummt wie ein Bienenschwarm"? Propolis D12 sorgte für
sofortige Klärung. Nach einer Woche bekam ich einen weiteren Anruf und er
bat mich wieder um Globuli. Das Mittel mache ihn so euphorisch und aktiv,
die Arbeit verlaufe wunderbar, die ganze Theatertruppe "sei schon auf
Propolis". Obendrein schienen alle vom Grippevirus verschont zu
werden.
Erst jetzt erinnerte
ich mich, daß, als ich am Vortag meiner Frau bei ersten Anzeichen einer
Erkältung Propolis (D6) gab, sie danach am Abend ununterbrochen lachte,
sich großartig über alles und jedes amüsierte, gerade so als ob sie
eine Cannabis-Urtinktur-Prüfung machte.
Ich war gerade bei
meinen Eltern am Land zu Besuch, als ein Freund der Familie anrief, er
habe sich beim Tennisspielen den Fuß "umgeknickt" und könne
kaum gehen, dies würde erfahrungsgemäß in den nächsten Tagen noch viel
schlimmer werden. Ich gab ihm Arnika D6 innerlich, zusätzlich mischte ich
eine nur schwach parfümierte Feuchtigkeitslotion mit Propolis-Tinktur (ca
20%) und gab sie ihm zum Einreiben mit; am nächsten Tag war er
"fast" wieder gesund. Nach meiner Erfahrung wirkt Arnika bei
Verletzungen kaum, wenn es sofort eingenommen wird, sondern erst nach
einer Latenz von einigen Tagen, umso eindrucksvoller, je länger der
Unfall zurückliegt (ähnliche Aussagen in Voeglies und Sankarans
Schriften). Ich mache daher vorallem die Propolis-Creme für diese rasche
Besserung verantwortlich und konnte dies noch oft bestätigt finden.
Ich erwachte durch
einen Hustenanfall meiner Frau. Bereits seit 3 Tagen klagte sie über
"trockenen" Hals, Schluckschmerzen im Kehlkopfbereich,
zeitweiligen geringen Schnupfen und Nießattacken - im ganzen eine
stressbedingte, undeutliche, nicht therapiebedürftige Affektion. Jetzt
schien es schlimmer zu werden. 1 glb. Propolis M und sie schluckte noch
einmal hart durch, dann war's vorbei und sie (leider nicht ich) konnte
ruhig weiterschlafen und war fortan geheilt.
Meine Eigenversuche mit
Propolis-Tinktur (5-10x pro Tag über 6 Wochen) bestätigten mir
wiedereinmal, daß ich homöopathisch nicht zu beeinflussen wäre:
· meine aufregenden Abenteuer-Träume erklärte ich
mit dem faden Studenten-Dasein. Da ich immer schon James Bond oder
Indianer Jones sein wollte, konnte ich den tollen Abenteuern nicht
entfliehen und 'mußte' bis Mittag schlafen,
· deshalb konnte ich natürlich nicht mehr richtig
lernen, mir nichts mehr merken.
· Da ich nun soviel im Bett herumlag, 'verkümmerte
meine Rückenmuskulatur' und ich mußte wegen dieser extrem ziehenden
Schmerzen in der Kreuzbeingegend ständig Kissen unterlegen, meine Frau
bitten auf meinem Rücken zu steigen, ja darauf herumzuspringen oder mich
ganz fest in einen Türrahmen oder gegen eine Wand stemmen.
· Es war auch gerade diese Zeit, als sich - sehr
unangenehm - für 1 Monate bei jedem Schluckvorgang die Tuben öffneten,
ich hatte sogar einige Tage lang starke Ohr-Schmerzen. Kein Wunder, “da
ich doch damals gerade HNO lernte”.
· Letztlich ließ ich mich über 3-4 Monate treiben,
schlief lange voller aufregender Abenteuerträume, lernte kaum und machte
in diesem Semester nur eine Prüfung.
Erst eine gezielte
Therapie durch einen unserer großen Homöopathen half mir aus dieser
'Lebenskrise' und erlaubte mir retrospektiv in all diesen Geschehnissen
die Umkehrphase der aktivierenden Propolis-Wirkung zu sehen.
Aus der Prüfung
Vorherrschend waren Erkältungsneigung, Halsweh (mit Heiserkeit),
Schnupfen, Bläschen, Fieberblasen, Muskelkater, Rückenschmerzen !, starke
Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule, Müdigkeit, Schlafsucht,
Verlust des Süßverlangens, Kälteempfindlichkeit.
Besonders auffallend
aber auch
erhöhte Aktivität, Unternehmungsdrang, fleißig, “repariert
Dinge, die seit Jahren herumstehen”, “es scheint als ob das Mittel mir
hilft, die mir eigene Trägheit zu überwinden!” (‘Arbeitsbiene’),
“geniessen”, lustbetont, positive Befindlichkeit.
Ich werde wohl nochmals
Propolis prüfen müssen, um die AMP fertig auszuarbeiten und
herausbringen zu können.
Zusammenfassend in
meinen Händen DAS unspezifische Erkältungsmittel (1 glb M), als Creme
(Propolis-Creme, Fa. Samson) bei Sportverletzungen und auch Pruritus sehr
hilfreich. Leser werden gebeten ihre Erfahrungen zu teilen und an den
Autor weiterzusenden.
publiziert: Propolis - einige Erfahrungen & AMP;
HiÖ; 5/3; Sept. 94; 30
siehe
auch Heli Retzek: "die Sankaran
Trilogie in der AHZ"
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