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Thiosinaminum, 1992 HIÖ

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Thiosinaminum: Anmerkungen zu einem kleinen Mittel

Erstmals habe ich vor einigen Jahren über Thiosinaminum in einem wunderbaren kleinen Büchlein eines indischen Homöopathen (Injuries, Accidants & Sequale, Dr. R…….) im Zusammenhang mit Narbenbehandlung gelesen. Er beschreibt dort, dass durch eine irrtümlich verlängerte Einnahme (1 Jahr lang D6 2 x täglich anstatt wie angeordnet 1 Woche lang) ein Kind, dessen Ellbogen durch narbige Strikturen nach schwerer Verbrennung völlig immobilisiert war, im Laufe eines Jahres praktisch beschwerdefrei und voll beweglich geworden ist. Ich habe daher ab und an Thiosinaminum in Fällen prominenter Narben im beschriebenen Einnahmemodus empfohlen, jeweils – soweit Rückmeldung vorhanden – mit erfreulichen Resultat.

 

3 Beobachtungen aus der Praxis waren jedoch so beeindruckt, dass ich dieses Mittel hiermit erneut in Erinnerung bringen möchte.

1. Fall: entstellende Vernarbung nach Brustkrebs-Operation

Eine 38 jährige Patientin im Zustand nach operierten MC (Quadrantenresektion), die derzeit Chemotherapie bekommt ist zusätzlich bei mir in homöopathischer Behandlung. Es beeindruckte die völlig entstellte, narbig stark verzogene Brust, “ja sie wüßte es, jeder Arzt der diese Brust inspiziert war entsetzt über das Operationsergebnis”.

Operation ergibt am 9.7.98 einen Tumor im Ausmass pT1C (19mm), p0 (0-19), m0, G2.

Am 8.7.98, bekommt sie meine Basistherapie, am 23.7.98 wegen persistierender Induration und Schmerzen selbst angesetzte Tinct. bellis perinis über Nacht auf einem Leinenfetzen aufgelegt.

5 Wochen später am 27.8.98: das Ergebnis ist wie erwartet entsprechend: die Brust zwar nachwievor entsetzlich verzogen, narbig derb, aber nicht mehr entzündlich und endlich schmerzlos. Ich empfinde die aktuelle Situation als großes Risiko und potentiellen Motor eines (Narben-) Rezidivs. Neben Fortführung der Basistherapie unter Einschluß von Conium bekommt sie nun Thiosinaminum D6 2x täglich.

 

Nächste Ko 3. März 99, die äußerst schwierige private Situation – die mir als wesentlicher Faktor der Erkrankung scheint – hat sich weiter zugespitzt, keine erfreuliche Situation für die Therapie!

Aber was ist aus der Brust geworden: bis auf eine ganz leichte Delle im OP-Gebiet hat sie völlig normalen Charakter angenommen!! Wenn man nicht genau hinsieht, bemerkt man gar nicht, dass sie operiert worden ist. Schmerzlos, keine Verhärtungen mehr, man sieht es wirklich nur mehr wenn man es weiss.

Zutiefst beeindruckender Lokalbefund! Patientin seither nicht mehr gekommen.

 

2ter Fall: Aorten-Isthmus-Stenose

38 jähriger Patient kommt am 1. September 98 wegen einer Vielzahl von Beschwerden, mit Schwerpunkt Verdauungstrakt.

Er erwähnt, man wollte ihn vor 16 Jahren wegen Aortenisthmusstenose operieren, dies habe er aber abgelehnt (er ist selbst Physikotherapist).

In der Ordination RR rechts 200/115, links 170/95, am Fuß 120/97.

Damit wohl assoziierte Beschwerden (nur ein Ausschnitt des breiten Beschwerdebildes):

bei leichter körperlicher Anstrengung massives innerer Druckgefühl, Schwindelerscheinungen. Schwindel fast ständig, schon als Kind Gefühl unter Druck zu stehen. Schwindel nach Aufstehen, Ohrensausen, bei körperlicher Anstrengung Atemnot, geringe körperliche Leistungsfähigkeit, muß sich zwischen 2 Massagen für 10 Minuten hinlegen.

Abschluß der Erstanamnese am 9. November 98 (Calc. M), sowie Überweisung an einem befreundeten Internisten. Von diesem die dringliche Empfehlung endlich die OP durchführen zu lassen, er habe gerade in einem der letzten Notarztdienste einen akuten Herztod bei nicht operierter Isthmusstenose aufnehmen müssen.

Die verordneten blutdrucksenkenden Medikamente werden vom Patienten auf eigene Verantwortung nicht eingenommen, weitere Arzttermine beim Schulmediziner unterbleiben trotz meines Drängens endlich die Klinik zur notwendigen OP aufzusuchen.

Arzneimittel in den nächsten Monaten Sulphur M (2.2.99), Causticum XM (30.3.99), Thuja XM (17.5.99), Arg.-nitr. XM (22.6.99), RR etwas besser, im wesentlichen um 160 bis 170/100 verbleibend, bei gleichzeitig ausgezeichneter Entwicklung des Gesamt-Zustandes.

Seit 30.3.99: zusätzlich zur Konstitutionstherapie Thiosinaminum D6 2x täglich.

 

Seit Juli 99 Senkung der RR-Werte, bei der Ko am 5. August 99, rechts 134/88, links 144/95. Die konstitutionellen Beschwerden seit März 99 sehr zufriedenstellend.

Seit 1 Monat Lauftraining, unmittelbar danach gemessene RR-Werte ebenfalls im Normbereich

Jetzt, im Jahr 2003 mit Bar-carb XM weitere Besserung des emotionalen Befindens, Blutdruckwerte konstant um die 140/90 – 150/95

 

3ter Fall: Externe Narbenbehandlung bei Gesichts-Vernarbungen

eine Patientin leidet unter entstellender Vernarbung anch einem Autounfall im Gesicht. Nachfolgende kosmetische OP führten zu einer Facialisverletzung mit zusätzlich einseitiger Facialislähmung. Sie ist im ” schöne-sein” Dienstleistungsgewerbe tätig, eine grosse Behinderung!

Sie nimmt auf meine Empfehlung hin eine

Schüttelmixtur zum Narbenauflösung nach Dr. Retzek

  • Tink. Thiosinaminum 10.0,
  • Oleum hyperici / Oleum calendulae aa ad 50.0
  • Lezithin (in Alkohol gelöst) als Emulgator

über längere Zeit (1-2 Jahre) die Narbe beschmieren.

Mittlerweile ist die Vernarbung kaum mehr sichtbar.

 

Weiter Fälle aus der Literatur:

Homöopathic Recorder Nov 15, 1904, Vol XIX Nr 11, S. 494

“Thiosinaminum produziert die Resorptionen von Tumoren und Narbengewebe und narbigen Kontrakturen der Haut, Sehnen und Bänder nach Verbrennungen, Lupus, usw.

Es wurde erfolgreich verwendet bei Ektropium mit ausgezeichneten Erfolg bei der Trübung der Cornea, grauem Star, Taubheit nach Otitis, catharralischer Taubheit, urethralen Strikturen, Uterus myomatosus und Tumoren des uterinen Bandapparates, Ankylose des Knies nach Lupus, chron. vergrößerten und tuberkulösen Lymphdrüsen, Sarkomen, Fibroiden, Sklerodermie

[ich – Dr. Retzek – habe sehr erfreuliche Anfangsresultate bei einer Patientin, die nach 3 Wocchen Therapie ihre Zunge wieder herausstrecken kann],

Syphillis, palliativ bei inoperablen malignen Gewächsen (Keloid-Carcinom).

Es ist kontraindiziert in allen aktiven oder teilweise geheilten tuberkulösen Foci.

Cases:

(I) 

25 Injektionen mit Thios. [Potenz?] ergaben komplette Extension einer so extremen Handkontraktur das die Fingernägel in das Fleisch eingewachsen waren.

(II) 

Ein 60 jähriger Mann litt 30 Jahre an urethralen Strikturen, die Blase enorm vergrößert und sakkuliert, Ausbuchtungen in die Urethra und Skrotum an einigen Orten. Ein fadenförmiger Strahl konnte nur dann abgegeben werden, wenn er komplett entspannt war. Nach jeder Mahlzeit 3 Kügelchen Thiosinaminum und nach 3 Monaten ein durchschnittlich weiter Harnstrahl, die Ausbuchtugen hatten sich zurückgebildet und die Gesundheit des Patienten deutlich verbessert.

(III) 

65 jähriger Mann mit Pylorusstenose und während der letzten 28 Jahren Magenbeschwerden. Die Dilation des Magens aufgrund der Striktur. Injektionen einer alkoholischen Lösung von Thios. [Potenz??] subcutan in Rücken, nach der 11 Injektion waren die Symptome pra
ktisch verschwunden.

(IV)

Erfolgreiche Behandlung zweier Fälle von Dupuytrain‘scher-Kontraktur.

 

weiters:  Homeorec. vol. 25/7 S. 306, 1910. “Thios. in der Behandlung des Tinnitus “A. Moore:

“Behandlung des Tinnitus im wesentlichen ohne Erfolg bis zum Einsatz von Thios., seither aber regelmäßig gute Resultate, egal wie lange die Beschwerden dauerten. Mein Interesse wurde durch einen Artikel in Practical Medicine S. 304/1906 geweckt, seither bin ich dankbar für die positiven Resultate in der Behandlung von chron. Mittelohrkatarrhen mit oder ohne Tinnitus. Die besten Resultate in jenen Fällen, in welchen der Lärm fast unerträglich ist. Wichtige Hinweise aus diesem Artikel.

1. Ausgeprägt positive Wirkung auf Ohrerkrankungen die begleitet sind durch die Bildung von neuem Bindegewebe.

2. Erhöhte Biegsamkeit dieses Narbengewebes.

3. Verabreichung sollte immer mit mechanischen Massnahmen kombiniert werden.

4. bessere und promptere Resultate in kürzer dauernden Fällen.

5. positive Wirkung auf Schwindel.

6. Bessere Resultate in der Erleichterung des Tinnitus als durch jedes andere Medikament.

Ich konnte all diese Punkte verifizieren und in einigen Fällen kam es zu einer raschen Verbesserung auch ohne den mechanischen Einsatz durch Vibration des Trommelfells. Eine weitere Literatursuche ergab praktisch kein Ergebnis.”

weiters

IFH Case Conference 1994, David Reily, M.D. Einführung in Thios.

3 Fälle von Unfruchtbarkeit und PID (Eileiter/Eierstock-Entzündungen), hinsichtlich verläßlicher Resultate waren die auffallenden frei von sekundärer Invertilität nach TIT. Diese Patientinnen hatten einige gemeinsame Symptome: Narbengewebe im Beckenbereich, Depression, Gemütsschwankungen und Abneigung zu Trost. Weiters Heuschnupfen und erhöhten Harndrang des Nachts.

David Reily präsentiert 3 Kasuistiken sehr detailiert, frappante Besserung im ersten Fall Schwangerschaft nach 3 Monaten.

 

4. Fall: Restriktur des Sigmoids: Irrigoskopie sowie Sigmoidoskopie wegen massiver Striktur nicht möglich. Operation dringendst empfohlen. 1 Jahr lang Thiasinominum C12, Resigmoidoskopie findet keinen pathologischen Befund mehr. Aufgrund der gebesserten Geistes-Gemütssymptome, einer Literatursuche sowie Signaturenschluß versucht David eine Assienz des Bildes zu präsentieren.

Thios. entspricht Mustard der Bachblüten.

 

Publiziert 1992 in der HIÖ

 

weitere Infos zu Thiosinaminum

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