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Praktiker unter sich

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im Jahr 2016 wurde ein neuer Notarzt-Dienst System – der HÄND (Hausärztlicher Notdienst) – in OÖ ins Leben gerufen:

es wurden ca 10 Sprengel zusammengelegt und ein Arzt versieht Dienst für alle Sprengel, was bei uns in OÖ eine Distanz bis zu 60km Fahrt bedeutet. Statt der 10 Diensthabenden, welche eine Nacht-Pauschale (19-7h Früh) von 83,- (brutto) bekamen, wurde die Dienstpauschale auf 980,- erhöht (Brutto).

Dies alles war notwendig, weil durch die Überalterung der Kollegen sowie der zunehmenden Begehrlichkeit der Patienten (“1h: Herr Doktor, ich kann nicht schlafen, kommen sie her”, “3h: Herr Doktor, ich kann immer noch nicht schlafen, sie haben mir den Blutdruck nicht gemessen, kommen sie noch mal her”), dazukommend noch in den letzten Jahren zunehmenden Belastung der Kollegen durch die Ausweitung der medizinischen Behandlungen eine unendliche Dienstmüdigkeit eingetreten war und keiner der Kollegen mehr bereit war für 4,- pro Stunde netto eine Nacht zur Verfügung zu stehen.

Der Prozess diesen Dienst ins Leben zu rufen war kein einfacher, da die allermeisten Ärzte müde, pensionsreif und v.a. hinsichtlich der Ungerechtigkeiten im System unendlich desillusioniert waren. Die Politiker versuchten zuerst mit Druck zu agieren (“sie stehen dann alle in der Zeitung”), der Appell ans Verantwortungsbewusstsein scheiterte, weil die Kollegen seit vielen Jahren praktisch unbezahlt verantwortlich Dienst durchgeführt hatten und einfach physisch und psychisch am Ende ihrer Kräfte waren.

Vöcklabruck und Ohlsdorf hatten aus diesen Gründen von sich aus im Herbst 2015 die Nachtdienste gestrichen und alle Erkrankten mussten über Monate von der Rettung ins Krankenhaus delegiert werden oder zu anderen Sprengeln weitergeleitet werden, in der Zeitung wurde nichts darüber berichtet.

Durch diese Neu-Umstellung der Dienste und Sprengel zum HÄND sowie der erheblichen Ausweitung der Bezahlung konnten auch Legionäre (Ärzte aus Spital oder in Wartezeit auf eine Praxis) gewonnen werden Nachtdienste zu übernehmen, auch kamen auf einen Arzt nur noch < 50% der Dienste / Jahr im Vergleich vor der HÄND-Lösung.

Im Dezember 2016 kam es jedoch zu einer Ausweitung der vorher so nicht festgelegten Dokumentations-Aufforderung durch die GKK an die Ärzte mit dem Hinweis, dass sonst der Dienstpauschalbetrag nicht mehr in vollem Umfang ausbezahlt würde, eine äusserst unglückliche Vorgehensweise, welche von vielen Ärzten im Sprengel im internen Gespräch mit einer Kündigung des HÄND-Vertrages diskutiert wurde.

Hier eine Mail eines Arztes im Dienstsprengel welcher die Verhältnisse plastisch darstellt. 

 

Liebe Kollegen,
 
möchte nur kurz den finanziellen Wert unserer ärztlichen Leistung im HÄND-Dienst kundtun.
 
Bei einer Pauschale von € 950,— ist der Brutto-Stundenlohn € 80,— für einen Arzt, Akademiker mit langer Ausbildung, laufenden zum Teil teuren und zeitintensiven Fortbildungen und
großer Verantwortung, sowie aller rechtlicher Konsequenzen.
 
Wir hatten heute Abend am So,1.1. um 17.30 den Installateur-Notdienst kontaktiert, da die Heizung inkl Warmwasser unseres Hauses ausgefallen ist – wie sehr oft in den letzten Jahren.
Der bereitschaftshabende Installateur sagte gleich zu Beginn des Gespräches: „ Wissens aber schon die Stunde kostet € 168,—!!!!“
Nach kurzer Erklärung des Problems meinte er nur, naja dann komme ich morgen, Montag, vormittag vorbei!!!
 
Daher kann ich das schon gar nicht mehr hören, wenn schon wieder geredet wird, das bei den kommenden Verhandlungen die Pauschale in Frage gestellt wird, wenn nicht ordentlich dokumentiert wird?
 
Außerdem muß ich mich ebenso über die Bürokraten bei der GKK ärgern, wenn sie alles an uns delegieren. Die sollen die Bürokratie erledigen und wir machen
unsere ärztliche Tätigkeit rund um die Uhr, samstags, sonntags, feiertags…..und nicht sämtliche Zetteln schreiben und Nummern ausfüllen.
 
liebe Grüße 
 

XXXX

 

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