JĂ€hrlich erkranken schĂ€tzungsweise 27 Millionen Reisende und 210 Millionen Kinder in den EntwicklungslĂ€ndern an DurchfĂ€llen, die meist vier bis fĂŒnf Tage anhalten und von Ăbelkeit, KrĂ€mpfen, Erbrechen und Dehydrierung begleitet werden. Der hĂ€ufigste Erreger ist eine Abart des Darmbakteriums E. coli, die fĂŒr den Menschen giftige EiweiĂmolekĂŒle â sogenannte Enterotoxine â produziert. Er wird ĂŒber kontaminiertes Wasser oder Lebensmittel ĂŒbertragen und siedelt sich im DĂŒnndarm an, wo er seine Toxine freisetzt.
In etwa zwei Dritteln aller FĂ€lle findet sich dabei ein Giftstoff namens LT, der damit das ideale Antigen fĂŒr die Entwicklung einer Impfung wĂ€re. Allerdings ist LT so toxisch, dass es nicht oral, ĂŒber die Nase oder als Injektion verabreicht werden kann. Eine Alternative könnten Pflastersysteme sein, bei denen das Antigen ĂŒber die Haut aufgenommen wird und dabei eine mildere Immunantwort
auslöst, zeigt nun die Studie von Frech und ihren Kollegen. Sie hatten 170 Freiwillige, die eine Reise nach Mexiko oder Guatemala planten, zweimal im Abstand von zwei bis drei Wochen mit einem Pflaster behandelt, wobei die letzte Sitzung etwa eine Woche vor Reiseantritt stattfand. 111 von ihnen erhielten ein wirkstofffreies Placebo-Pflaster, die restlichen den Impfstoff.
Die Auswertung anhand von ReisetagebĂŒchern und Stuhlproben nach Durchfallattacken zeigte: Bei den geimpften Probanden reduzierte sich die HĂ€ufigkeit von mittleren bis schweren Durchfallerkrankungen um 75 Prozent, und auch die Dauer der Beschwerden verringerte sich von durchschnittlich 2,1 Tagen auf weniger als einen halben Tag. Schwerwiegende Nebenwirkungen traten nach Angaben der Forscher nicht auf. Sie planen nun, im kommenden Jahr eine gröĂere Studie zu starten. Da der Impfstoff keine KĂŒhlung benötigt, könne er auch in wenig entwickelten Gegenden eingesetzt werden, wo DurchfĂ€lle jĂ€hrlich etwa 380.000 Todesopfer unter Kindern fordern. Reisende können sich jedoch auch ohne Impfung effektiv vor den Durchfallerregern schĂŒtzen, indem sie nur abgekochtes Wasser verwenden und keine rohen Lebensmittel verzehren.
Sarah Frech (IOMAI, Gaithersburg) et al.: Lancet, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1016/S0140-6736(08)60839-9
ddp/wissenschaft.de â Ilka Lehnen-Beyel