StartForschungKrebsMethotrexat-Therapie (Rheuma) erhöht Krebsrisiko eklatant

Methotrexat-Therapie (Rheuma) erhöht Krebsrisiko eklatant

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Rheumatoide Arthritis: Erhöhtes Melanomrisiko unter Methotrexat
Mittwoch, 4. Juni 2008

Melbourne – Eine Studie aus Australien erinnert daran, dass der dauerhafte Einsatz von Immunsuppressiva mit einem Krebsrisiko einhergeht. Dies gilt nicht nur für Patienten nach Organtransplantationen, sondern nach den jetzt in Arthritis Care & Research (2008: 59: 794-799) publizierten Ergebnissen auch für Menschen mit rheumatoider Arthritis.

Bei diesen Patienten ist Methotrexat seit vielen Jahren ein bevorzugtes Medikament zur krankheitsmodifizierenden Basistherapie (disease-modifying antirheumatic drug, DMARD). Nach Angaben in den Fachinformationen besteht zwar im Prinzip eine mutagene Wirkung, doch auch in Tierversuchen sei kein tumorerzeugendes Potenzial beobachtet worden.

Dem widersprechen die Ergebnisse von Rachelle Buchbinder von der Universität Melbourne und Mitarbeitern, die in Krebs- und Sterberegistern nach den Daten von 459 Patienten mit rheumatoider Arthritis gesucht haben, die vor 1986 mit Methotrexat behandelt wurden. Sie konnten 87 Krebserkrankungen identifizieren, deutlich mehr als nach Alter und Geschlecht der Patienten zu erwarten gewesen wären.

Dieses Verhältnis von beobachteten zu erwartenden Fällen wird als standardisierte Inzidenzratio (SIR) bezeichnet. Sie betrug nach den Berechnungen von Buchbinder und Mitarbeitern 1,5 (95-Prozent-Konfidenzintervall 1,2-1,9) für alle Krebserkrankungen. Die Therapie mit Methotrexat könnte demnach das Krebsrisiko um 50 Prozent erhöhen.

Besonders ausgeprägt war die Assoziation beim malignen Melanom, das bei Rheumapatienten unter der Methotrexat-Therapie dreimal häufiger ist als in der Bevölkerung: SIR (3,0; 1,2-6,2). Für das Non-Hodgkin-Lymphom wurde ein mehr als fünffach erhöhtes Risiko gefunden (SIR 5,1; 2,2-10,0) und für Lungenkrebs ein dreifach erhöhtes Risiko (SIR 2,9; 1,6-4,8). Da es für das Melanom (im Gegensatz zu Lungenkrebs und Non-Hodgkin-Lymphom) ein etabliertes Screening gibt, fordert Buchbinder die Rheumatologen auf, diese Chance bei ihren Patienten nicht zu verpassen.

Anlass zur Sorge besteht nicht nur bei Methotrexat. Auch andere als DMARD eingesetzte immunsupprimierende Medikamente können das Krebsrisiko erhöhen. Dies gilt beispielsweise für Cyclophosphamid, das in der Studie das Risiko um den Faktor 2,5 erhöhte, wie auch für Azathioprin, für das sich – wider Erwarten – in der aktuellen Studie kein erhöhtes Risiko nachweisen ließ. © rme/aerzteblatt.de

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