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Fussnoten zum Artikel Geriatrie, HZ 91

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[1] ich entschuldige mich gleich für die umfangreiche Verwendung der Fußnoten. Dies um 1) Platz zu sparen, 2) den “Haupttext” durch mir notwendig erscheinende Zusatzerläuterungen nicht zu fragmentieren 3) Begriffsbestimmungen mitliefern zu können. Leider ist dadurch der Text sehr dicht geworden.

[2] das Similegesetz ist unser aller Grundlage. Nichtsdestotrotz gibt es Differenzen in der Vorgehensweise die Arznei, die wir für den Patienten am meisten dienlich erachten, auszuwählen. Oft sehen wir erst nach Jahren in der Zusammenschau, ob ein Mittel bzw. eine Vorgehensweise tatsächlich den gewünschten Effekt (tiefgreifende Heilung auf allen Ebenen nach der Heringschen Regel) erbracht hat. Nur hierfür dienen alle „Methoden“ der Arzneimittelfindung, alle Gruppierungen, alle „Reiche“, Elemente, Themen …., nur um: schnelle, sanfte, dauerhafte Wiederherstellung der Gesundheit, oder Hebung und Vernichtung der Krankheit in ihrem ganzen Umfange auf dem kürzesten, zuverlässigsten, unnachtheiligsten Wege, nach deutlich einzusehenden Gründen zu bewerkstelligen (§1).

Hierzu bedient man sich üblicherweise einer gewissen standardisierten Hierarchisierung. Unabhängig von der „Schule“ gilt: höchstwertig sind die §153 Symptome (das Charakteristischste der Störung), diese werden zur Vorauswahl der Arzneien verwendet. Die sich dabei ergebenden Mittel werden mittels §211 – „gut beobachtbare und objektive Geistes-Gemüts-Symptome“ (diese sind die beste Annäherung an den meist kompensatorisch verschleierten Geistes-Gemüts-Zustand) differenziert. Das dabei aufgefundene Mittel soll deutliche, v.a. langjährige Allgemeinsymptome ebenfalls gut decken. Probleme ergeben sich in der Vorauswahl der §153 Symptome: was ist denn in jedem Fall das auffallendste, eigenheitlichste, charakteristischste? In einem Fall mögen es eher die Warzen, im anderen Fall eine bestimmte Farbe der Laesion, der dritte Fall mag unter Ignorierung starker körperlicher Symptome vor allem über den Gemütszustand unter Ignorierung der Warzen zu lösen sein. Gemeinsam ist wohl den meisten Homöopathen, dass sie bei der Auswahl dieser §153 Rubriken zuerst nachsehen, ob das gewünschte Mittel auch drinnen steht.

[3] Ich bitte den Leser jeweils die Sätze um die einleitenden Worte „ich finde“, „nach meiner Meinung“, „aus meiner bisherigen Erfahrung“ … zu ergänzen, die ich um des Leseflusses und Platzes willen im nachfolgenden Text ausgelassen habe. Tatsächlich handelt es sich hier um persönliche Beobachtungen und dem Versuch daraus „Regeln“ abzuleiten, die durchaus nur relativen Charakter haben, ausschliesslich dem Zweck eines besseren Verständnisses der Dynamik von Störungen und Lebenskraft dienen sollen und hier als Diskussionsgrundlage vorgestellt werden. Die Realität ist chaotisch und komplex und die hier so “apodiktische” Einteilung ist natürlich nur als Versuch zu werten eine Übersicht aus Fällen abzuleiten – im ständigen Bemühen die Effizienz der Praxis zu steigern.

[4] die Fälle können aus Platzgründen und der Übersichtlichkeit halber nur sehr rudimentär präsentiert werden und dienen der Verdeutlichung des theoretischen Überbaues. Sicherlich wird jeder in seiner Ordination “zig” ähnliche Fälle vorweisen können und die präsentierte Gliederung anhand eigener Erfahrung analysieren, erweitern oder verwerfen können.

[5] Konstitutionsmittel: dieser gut eingeführte aber nirgends scharf definierte Begriff beschreibt in der Praxis ein Mittel, welches nach der in Fussnote 5 angegebenen Kriterien gewählt wurde und welches die Lebenskraft auf allgemeiner – nicht organspezifischer – Ebene stärkt. Dieses Mittel wird meist mehrmals in steigender Potenz nach der Kentschen Skala verordnet (200-200-M-M-XM-XM-CM-CM-200 ..) und jedesmal voll auswirken gelassen (> 5 Wochen, die CM > 3 Monate lang). Jedenfalls –  dies ist immer der Prüf- und Nagelpunkt eines  Homöopathischen Mittels – muss das „Konstitutionsmittel“ die §153 Symptome zum Verschwinden bringt sowie Brüche im Mental-State in heilender Absicht zum Vorschein bringt bzw. diese kittet. Diesen Begriff in der Theorie zu beschreiben mag wohl eher Thema eines eigenen Artikels sein.

[6] rückblickend hab ich der Organsprache des alten Menschen zuwenig Aufmerksamkeit beigemessen, bin im Beginn meiner Praxis zu stark von den Mentals ausgegangen und habe dann oft einige Zeit nach einem guten Mittel suchen müssen und dabei Zeit vergeudet.

[7]  zB bei einem Carcinom ab einem bestimmten Stadium: das Mittel der Totalität tut dem Patienten gut, aber der Krebs wächst unbeeinflusst weiter

[8] zB: Frühverschlechterung, Versäumen von Symptomen, die auf ein besseres Mittel hinweisen durch mangelnde Beobachtung, vorallem die Spätverschlechterung bei fortgesetzter Gabe. Q-Potenzen eignen sich weniger für die „Routine“-Ordination. Die Erfahrungen der Gruppe um Dr. Spinedi in der Krebsklinik St. Croce mit den Schwerstkranken sind hier sehr erhellend.

[9] Dr. Ramakrishnan hat als einer der führenden Homöopathen Indiens in supervidierender Position mit vielen schwersterkrankten Patienten zu tun (zB. > 5000 Krebsfälle, > 3000 Diabetiker). Bei Schwerstkranken mit einseitigen Krankheiten gibt er sowohl das „Konstitutionsmittel“ (zB ein einer C200 einmal pro Woche) als auch simultan ein „Lokalmittel“ zB in der C30 oder D12. Er reklamiert sehr gute Erfolge bei Krebserkrankten. Das letzte Wort in der Vorgehensweise und Dosologie bei fortgeschrittenen einseitigen Krankheiten ist noch nicht geschrieben.

[10] Dies sind tief im körperlichen Bereich verankerte Störungen die vermutlich über paragenetische Mechanismen, wie zB über die DNS-Methylierung, weitergegeben werden. Jeweils mindestens eines der Elternteile ist entsprechend belastet. Sind beide Elternteile schwer miasmatisch belastet, kann es bei einer gleichsinnigen Belastung (zB tuberkulinisch – tuberkulinisch) zu schweren Missbildungen (Trisomie, „Syndrome“) oder frühzeitig auftretenden Krankheits- oder Operations-Komplikationen kommen, die oft eine „Behinderung“ zurücklassen. Nahezu alle behinderten Kinder in meiner Ordination kommen aus einer Tub-Tub Belastung. Bei ungleichartigen Belastungen durch die Eltern (zB sykotisch – syphilinisch) kann die Genetik meistens ausbalanziert werden und das Kind ist zwar anfällig, aber nicht missgebildet oder schwer reduziert. Hier zeigt sich klar der (para-) genetische Hintergrund einer miasmatischen Störung  – siehe die nächste Fußnote.

[11] „Systemisch“ im Sinne Hellingers: eine auf mehr als eine Generation erweitertes Verständnis krankheitsfördernder Einflüsse durch dramatische Lebensschicksale von Vorfahren, Vorgängern, Ausgeschlossenen ….., siehe [Hellinger].

[12] MIASMATISCH bedeutet ein gestörtes Reaktionsverhalten der Lebenskraft auf Stör-Einflüsse [Gienow]. Ich unterscheide die primäre (à 1.1) infektions-induzierte Störung [Hahnemann], die hereditäre (à 1.2) (=sekundär infektions-induzierte) Störung [Risch/Laborde] sowie (à 2.1) die Störung des Mental States (Delusion) [Sankaran] bzw dessen sekundär-hereditäre Form, die (à 2.2) systemische Störung [Hellinger]. Schliesslich könnte man noch echte Genschäden  (3) im klassischen Sinn dazuzählen:

à 1.1: Miasma als primäre infektionsinduzierte chronische Störung: dies ist die Folge einer Infektion mit einem Keim, der nicht durch das Immunsystem bewältigbar ist, zB „säurefeste Stäbchen“ (TB), fakultativ oder obligate Intrazellularier (Chlamydien, Mycoplasmen, Endobionten?, Viren …..) oder jene Keime (Syph, Borrellien, Pilze …) die sich anderer Schutzmechanismen bedienen, um dem Immunsystem zu entkommen. Wenn nun das Immunsystem durch seinen Versuch den Fremdkörper zu eliminieren hohen Schaden – im Sinn von „friendly fire“ – anrichtet (zB Kaverne in der Lunge als Resultat des Kampfes gegen den langsam wachsenden „harmlosen“ aber gut gepanzerten Schmarotzer TB), muss die Lebenskraft um des Überlebens willens ihre eigene, schädliche (Hyper-) Aktivität bremsen: es werden die dynamischen Reaktions-Muster verändert (man arrangiert sich mit dem Keim durch Down-Regulation des spezifischen Immunsystem-Teiles) à eine miasmatische Störung ist entstanden. Die Schwächung der einzelnen Substrukturen des Immunsystems wird vermutlich über DNS-Methylierung weiter vererbt, der Nachkomme hat dann ( à 1.2) eine hereditäre Immunschwäche auf derselben Ebene

à 1.2. Miasma als sekundäre infektionsinduzierte (aber sterile) chronische Störung: der Nachkomme von Punkt 1 hat eine ererbte Veränderung der dynamischen Reaktion auf Noxen und neigt zu entsprechenden Erkrankungen. Papa hatte eine TB, in seiner Lunge hat sein Immunsystem gewütet um die säurefesten (harmlosen) Stäbchen wegzubekommen. Papa konnte nur deswegen überleben, weil seine Lebenskraft die Abwehr gegen die TB-Bazillen runtergefahren hat. Der Bub kommt jetzt mit der ererbten Abwehrschwäche gegen den Leitkeim TB zur Welt. Drum hat er ständig Infekte: Bronchitis, Otitis, Anginen, ….  (siehe FN 10 ) Diese hereditär-miasmatisch belasteten Nachkommen KÖNNEN, ABER MÜSSEN NICHT zwangsläufig einen entsprechenden Mental State haben, das Mittel der tiefen Belastung kann im Rahmen der Therapie – oft mittels interkurrenter akuter Krisen – zum Vorschein kommen und initial durch einen ganz anders gelagerten Mental State maskiert sein. Daher kann eine Therapie v.a. des Mental States die tiefsitzende miasmatische Störung unberührt lassen (siehe die Biographie von Patel in [Risch/Laborde], S. 295ff). Eine umfassende Familienanamnese ist zur Beurteilung derartiger Belastungen unverzichtbar.

à 2. schwere Störungen des Mental States – entweder systemisch eingebracht oder durch Schocks („World-Trade-Center“ Trauma in NY) führen ebenfalls zu einer Veränderung des Reaktionsmusters, was sich über Jahre schliesslich in einer körperlichen Erkrankung manifestiert. Hier muss das Homöopathische Mittel primär und unbedingt den Mental State „heilen“.

à 3. Genschwächen – zB LDL-Rezeptor-Gen-Defekt mit massivster Hypercholesterinämie, Atheriosklerose ….., deren Ursache sind nachweisbare Single-Gen-Defekte, über saubere Therapie der vorhandenen Symptome lassen sich kompensatorische Regelkreise aktivieren und die Störung wesentlich verbessern. Praktisch immer unabhängig vom Mental State.

[13] plus/minus 10 Jahre. Je besser die Lebenshaltung, desto später – je stärker die Störung, desto früher.

[14] hier habe ich folgende interessante Beobachtung gemacht: Muriatikum-Patienten haben überzufällig gehäuft irgendeine Krise (Unfall, komplizierte Krankheit, „Schub“) im 17 LJ (Chlor hat Ordnungszahl 17 im Periodensystem), Phosphorikum-Patienten im 15 LJ, Natrium im 11-12 LJ, Magnesium im 12-14 Lebensjahr, Carbonikum um das 6te Lebensjahr. Hier scheint das Periodensystem tatsächlich reinzuspielen.

[15] Thema des Films: „das merkwürdigeVerhalten geschlechtsreifer Erwachsener in der Grossstadt“, oder der neuen Serie „Sex in the City“. Selbst schwerst miasmatisch oder systemisch belastete Menschen verhelfen ihren Genen zum Weiterleben, danach kümmern sie sich wieder vordringlich um ihre Störung.

[16] unter einer guten antimiasmatischen Therapie werden die Muttermale heller, kleiner und schliesslich weniger (ausgenommen die roten Haemangiömchen), Atherome entzünden und entleeren sich, heilen schliesslich ab.

[17] sehr häufig das erste gleichgeschlechtliche Kind, das braucht überzufällig häufig das Mittel des entsprechenden Elternteils.

[18] Fälle, die dem Anfänger den Kopf verdrehen und ihn unvorbereitet lassen für die oft mühselige Alltagspraxis, wie sie so eindrücklich in [Plattner] Buch beschrieben wird. Leider erlebt man derartige Wunderfälle zu selten, Gott sei Dank aber oft genug.

[19] hier haben sich schon mehrmals folgende Beobachtungen bewährt: Sepia gedanklich in jenen Rubriken ergänzen, in denen Nat-mur steht (Künzli/Spinedi), sowie Lyc in jenen Rubriken, wo Alum. steht (Retzek).

[20] also zB der Lycopodium Patient mit seinem fortgeschrittenen Prostata-Carcinom, der deutliche Conium oder Carbo-animalis Symptome durch seine Knochenmetastasen bekommen (Schmerzen, Lähmungen …..)

[21] mit folgenden paar Mitteln werden die meisten Patienten in der Krebsklinik St. Croce, Orselina (Dr. Spinedi) mit gutem Erfolg behandelt: con., ars., sil., carb-an., phos., sep., lach., lyc., calc-c., thuj., sulph., bell (Seminar Locarno 9/2001)

[22] Nur einmal bestand ich – bei einer VIP-Patientin mit menstrueller Migräne seit 25 Jahren, in ständiger Kontrolle beim Neurologen – nicht auf Vorlage eines Schädel-CTs. Eine Dosis Nat-mur. XM brachte die Migräne für 6 Monate zum Verschwinden, die nächste Dosis nur für 2 Monate, den zeitweilig auftretenden Schwindel interpretierte ich als Symptom der erneut ausbrechenden Psora (Hahnemann, Symptomenauflistung der latenten und ausbrechenden Psora in Chronische Krankheiten, Band 1: Nahezu jede chronische Störung zeigt sich durch Episoden von Schwindel. Wenn der Schwindel beginnt werde ich sehr wachsam, es gibt zB. kaum einen Carcinom Fall ohne Schwindelepisoden in der Anamnese Jahre vor der Diagnose). Plötzlich kam sie zur Operationsvorbereitung, ein 4cm durchmessendes Astrozytom hinterlies schliesslich postoperativ eine Fazialisparese. Als ich mich dann bei der Patientin für meine diagnostische Nachlässigkeit entschuldigt habe, meinte sie „aber sie haben mir doch das CT mehrmals angeraten, auch mein Neurologe. Ich habe das aus eigener Entscheidung so lange nicht durchgeführt“.

[23] Verständlich, es produziert dann eine Arzneimittelprüfung was immer ein Zeichen für Übersättigung der Lebenskraft mit der Information darstellt. Wenn das Medikament nicht ganz abgesetzt werden kann, dann die Dosis reduzieren (Vorsicht Heilpraktiker, bitte einen Arzt „aufbauen“, der mitspielt und das auf die eigene Kappe nimmt)

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