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Fieberkrämpfe sind meist harmlos

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von GROMA kopiert wegen der hohen Relevanz für Eltern!

Gross angelegte Studie über Langzeitfolgen febriler Konvulsionen

Pädiatrie 4/98: 23

Fieberkrämpfe haben in der Regel keine schwerwiegenden Folgen auf die Entwicklung von Intellekt und Verhalten. Dies ergab eine Follow-up-Studie mit knapp 15.000 Zehnjährigen, die in der gleichen Woche geboren wurden.

Fieberkrämpfe bei Kleinkindern versetzt Eltern oft in die grosse Angst, ihr Kind müsse sterben, es entwickle sich Epilepsie oder geistige Retardierung. Insgesamt gesehen sind febrile Konvulsionen nicht selten: Studien zufolge sind zwei bis vier Prozent aller Kinder mindestens einmal vor dem fünten Geburtstag betroffen.

Die Datenlage zu den Spätfolgen dieser Krämpfe sind bisher widersprüchlich geblieben: Untersuchungen, in denen die Kinder wegen Fieberkrämpfen hospitalisiert waren, ergaben, dass es bei bis zu 22 Prozent zu einer mentalen Retardation kam. Dagegen zeigte eine grossangelegte Follow-up-Studie mit den Kindern von 54.000 schwangeren Frauen, dass die im Laufe der ersten Lebensjahre aufgetretenen febrilen Konvulsionen nicht zu Intelligenzdefiziten bei Siebenjährigen führten.

Zur Evaluierung dieser Ergebnisse untersuchte eine britische Studie die Beziehungen zwischen frühkindlichen febrilen Konvulsionen und Spätfolgen bei betroffenen Kindern im Alter von zehn Jahren. Eingeschlossen waren 14.676 Kinder, die innerhalb einer Woche im April 1970 geboren waren, und deren Daten im Rahmen einer weiteren Studie ausgewertet worden waren, aber erst jetzt zur Verfügung standen. Von diesen hatten nach Angaben der Mütter und der behandelnden Ärzte knapp 400 mindestens an einem Fieberkrampf zwischen dem dritten Lebensmonat und dem fünften Lebensjahr gelitten. Nach Ausschluss von Kindern mit neuronalen Entwicklungsstörungen vor dem Fieberkrampf konnten die Daten von 381 Kindern, 287 mit einfachen und 94 mit komplexen Fieberkrämpfen, ausgewertet und mit der Kontrollgruppe verglichen werden. Komplexe febrile Konvulsionen wurden als solche verstanden, wenn sie länger als 15 Minuten dauerten, fokal waren oder sich öfter als einmal während einer Fieberepisode ereigneten.

Im Studienzeitraum gaben Mütter, Ärzte, wie auch die Kinder und Lehrer per Fragebogen Auskunft über den besuchten Schultyp (relevant war, ob eine Sonderschule erforderlich war), über sprachliche und geistige Entwicklung sowie Aufmerksamkeitsspanne und Bewegungskoordination. Ergänzt wurden diese Angaben durch standardisierte und formale Tests. Die Ergebnisse der Kinder mit einfachen und komplexen Konvulsionen wurden getrennt analysiert.

Auch komplexe Fieberkrämpfe haben selten Folgen

Es zeigte sich, dass lediglich bei vier Kindern signifikante Unterschiede zur Kontrollgruppe bestanden. Dabei spielte es keine Rolle für die Ausprägung von Spätfolgen, ob einfache oder komplexe Fieberkrämpfe bestanden hatten. Auch die soziale und ethnische Herkunft der Kinder war für das Ergebnis irrelevant. Die vier betroffeen Kinder waren als eindeutig impulsiver, leichter erregbar, motorisch ungeschickter und ängstlicher beschrieben worden, unterschieden sich aber insgesamt nicht wesentlich hinsichtlich kognitiver Fähigkeiten von der Kontrollgruppe.

Allerdings mussten mehr Kinder eine Sonderschule besuchen, bei denen Fieberkrämpfe während ihres ersten Lebensjahres aufgetreten waren als solche, die später daran litten. Das Verhältnis betrug hier: 7,5 versus 1,5 Prozent bei insgesamt kleinen Fallzahlen.

Die Prognose bei febrilen Konvulsionen wird im Ganzen als gut bewertet. Nach Ansicht der Studienleiter besteht die «erste Therapie» darin, die Eltern darüber aufzuklären und zu beruhigen.

Quelle: N. Engl J. Med. 1998; 338: 1723-8

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