StartForschungChemos bringen nur bei wenigen Tumoren etwas - BMJ 2016

Chemos bringen nur bei wenigen Tumoren etwas – BMJ 2016

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neue Review der Ansprech-Zahlen und Überlebenszeiten bei Krebs: gute Erfolge bei 5 seltenen Tumoren, sonst in 40j kein Vortschritt

Ich bespreche hier ein Review aus dem British Medical Journal die 2015 rausgekommen ist. 

5Jahres-Überlebensrate bei Krebs

wer 5 Jahre krebsfrei überlebt hat es zumeist geschafft und nur noch ein geringes Rückfallrisiko.

In der Onkologie bezieht sich der Zeitraum 5J-ÜLZ – nicht auf krebsfrei sondern auf Prozentsatz der Menschen, die noch nach 5j am Leben sind, also  Patienten mit Krebs (und auch ohne).

Jede neue Tumor-Behandlung wird längerfristig daraufhin überprüft, ob sie hier einen Vorteil bringen kann, ob mehr Menschen mit ihrem Tumor mindestens 5j überleben können.

Eine zweite, wichtige Zahl für Erfolg einer onkologischen Therapie ist die durchschnittliche Überlebenszeit mit diesem Tumor und einer entsprechenden Therapie (Mean survival time = MST).

Erfolg moderner Onkologie: in den letzten 40j kam es zu 20% 5j-ÜLZ Verbesserung!

In den letzten 40 Jahren Onkologie hat sich das 5Jahres-Überleben von 49% auf 68% verbessert, fast 20% – kein unbeträchtlicher Erfolg (1)!

V.a. moderne Immuntherapie lässt uns eine weitere – deutliche Verbesserung erhoffen.

Aber: leider nur wenige Tumore haben angesprochen

In der Subgruppen-Analyse zeigt sich jedoch, dass nur 

  • Hodenkrebs (40%),
  • Hodgkin’s disease (37%),
  • Cervix-Krebs (12%),
  • Lymphom (10.5%),
  • Eierstock-Krebs (8.8%).

die miteinander zusammen weniger als 10% aller Fälle repräsentieren profitiert haben (2).

Durch die drastische Verbesserung der vorher furchtbar schlechten Überlebenszeit von Patienten mit einer dieser 5 Krebsarten konnte die Gesamt-Statistik um 20% (von 49% –> 68%) verbessert werden.

90% der Krebs-Erkrankungen haben minimalen Vorteil

die verbliebenen 90% Krebs-Patienten, v.a die mit den häufigsten Tumoren:

  • Lunge,
  • Prostata,
  • Darm,
  • Brust

verbesserte die medikamentösen Therapien (chemo usw.) das 5j-ÜL um weniger als 2.5%, mit einem Überlebenszeit-Vorteil von durchschnittlich 3 Monaten!

Dies  waren die Zahlen von 2004!

Im Jahr 2014 kam jedoch eine neue grosse Untersuchung raus, die 18 neue – zumeist unglaublich teure – Medikamente untersuchte, welche KEINE Verbesserung des 5j ÜL zeigt und einen Überlebenszeit-Vorteil von durchschnittlich 2.1 Monaten (3)

 

 

 

Fragwürdige Behandlungs-Erfolge

die besprochene Review im BMJ zieht nun (wie zB auch schon Ref-3) ethische Schlussfolgerungen:

ist es tatsächlich gerechtfertigt so teure Behandlungen mit einem häufig so heftigem Nebenwirkungs-Profil für einen so geringen Überlebenszeit-Vorteil – mit viel Druck und tw. Erpressung – den Patienten einzureden?

Die Chance – so der Autor Wise – ist relativ hoch, dass die Patienten durch die Therapie sogar schneller sterben als ohne Therapie,

wodurch vermutlich dieser geringe Überlebenszeit-Vorteil bei den häufigsten Krebserkrankungen zustandekommt.

Wieso wird diese Therapie trotzdem immer “bis zum Schluss” durchgeführt

Patienten erwarten diese Behandlung einfach.

Wir Ärzte geben den Patienten keine realistische Auskunft, aus Gründen des Mitgefühls und weil diese “Aufklärung” eine der schwierigsten Dinge des ärztlichen Alltages ist und wir dies nicht lernen und keine Supervision dafür bekommen.

75% aller Patienten mit metastasierten Erkrankungen erwarten, dass sie durch die onkologische Therapie geheilt würden (4).

Nochmal der Link zur interessanten Studie im British Medical Journal

 

Meinungs-Teil

Dr. Retzek muss das einfach noch anfügen

bad-pharmaDieselbe Erwartungshalten wird auch “vom System” an uns Ärzte gestellt, wir “müssen” dies einfach so machen, wer Teil des ärztlichen Systems ist stellt dies nicht in Frage, hier herrscht ein unglaublicher Gruppen-Druck.

Junge Onkologen sind entsprechend euphorisiert, ältere Onkologen sind jedoch – wie ich in Fortbildungen immer wieder sehe – ernüchtert bis frustriert:

“jedes Jahr ein oder zwei neue Wundermittel mit wahnsinns-Kosten, am Ende bleibt nichts über”, in meiner Praxis sind viele Krebs-Patienten, die direkt aus dem System stammen und diese Chemotherapien an sich selber verweigern.

Ärzte sind auch nur Ausführende

Wie kommt es, dass uns Ärzten von den Spokesman der Forschung – den Professoren – so viel Hoffnung gemacht wird – die wir dann an die Patienten genauso weitergeben:

110 Milliarden Dollur Umsatz mit Krebsmedikamenten ist eine gute Motivation. Wie die Industrie intern arbeitet zeigen “Whistleblower” wie Peter Gotsche oder sauber recherchierende Wissenschafts-Journalisten wie Ben Goldacre (–> ich habe mehrere Seiten dazu geschrieben, zB 5, 6)

Vorteile einer reduzierten Therapie können nicht publiziert werden

allen Kollegen begegnet das selbe Problem: wenn sie ein grösseres Kollektiv vergleichbarer Krebspatienten lange Zeit behandeln und ihre Statistiken publizieren wollten, gelingt dies nicht:

Die grossen Journals sind in der Hand der Pharmafirmen.

Dr. Achim Schuppertachim-schuppert, Köln – konnte bei über 250 Brustkrebs-Patientinnen zeigen, dass Chemotherapierte häufiger Fernmetastasen haben und ein geringeres Langzeitüberleben wie die durch ihn integrativmedizinisch behandelten (7).

Dr. Nikolaus Gonzalez, New York – hatte zahlreiche langzeit-geheilte Pankreas-Karzinom-Patienten, der längste davon 20j. Bei einer gemeinsamen Studie mit dem National Cancer Institute bekam er nur die beinahe sterbenden Patienten zugewiesen, die Krebsklinik nahm sich “die guten”. Trotzdem waren seine Therapie-Erfolge um das vielfache besser als die der Klinik. Es war ihm nicht möglich diese Daten zu publizieren – er hat über seine Erfahrungen sogar ein Buch geschrieben 

in den USA gehen die Uhren ganz anders

im Jahr 2015 ist Nick Gonzalez leider tot auf der Strasse umgefallen (es konnte keine Ursache gefunden werden). Zwei Wochen danach ist sein Praxispartner ebenfalls ungeklärt verstorben, so wie 60 andere “alternative”  Ärzte in den USA (9,10)

einige Meinungsartikel von Dr Retzek zum Thema “System-Kritik”

Über das industrielastige System habe ich weidhin geschrieben, auch über die Sektierer und Antihomöopathen (welche allesamt unbelastet sind hinsichtlich Life-Science und Medizin, aber alles besser wissen als tausende Ärzte). 

 

Online TV-Reportagen

Wer – so wie ich – an nachlassender Sehkraft leidet holt sich gerne die Reportagen via Youtube ins Haus (absolut praktisch: Google Chromecast und Amazon Fire-Stick, man kann direkt vom Handy bzw. Tablet am TV streamen)

 

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