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Alltagswahnsinn der Kassenmedizin

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mein Freund, der Kassenarzt, erzählt aus seinem ereignisreichen Leben

Patient Nr 1 – Hauttumor bei Bettlägrigkeit

Einer seiner armen älteren Patienten lag mit einer umfassenden Sepsis mehrere Monate im Spital.

Später – nach einigen Monaten zuhause, entwickelte er einen Blutschwamm – einen störenden Hauttumor – am Kinn, so gross dass dort das Rasieren nicht mehr möglich war.

Da der Patient durch die Sepsis so geschwächt und bettlägrig war, wollte mein Freund, der Kassenarzt, ihn nicht zum Hautarzt senden, sondern schickte ihn desswegen ins lokale VB Krankenhaus – liegend mit der Rettung – denn für liegend zu transportierende Patienten ist der Weg in eine Facharztpraxis in der Regel verschlossen.

In der dafür zuständigen Chirurgischen Ambulanz wurde der Patienten – weil keinen Termin – abgewiesen sowie in die “Zentrale-Erstaufnahme” des Vöcklabrucker Spitals verwiesen,

dort wurde er dann aber für die Chirugische Ambulanz terminisiert und wieder mit der Rettung nach hause verfrachtet. 

Termingerecht kam der liegend zu transportierende Patient erneut mit der Rettung in die Chirurgische Ambulanz,

wurde dort aber weggeschickt, da man nun erst feststellen konnte, dass es sich ja eigentlich um einen Haut-Tumor handelt und man eigentlich keine Hautabteilung ist, diesen Umstand hat man ja beim ersten Termin in der Chirurg.-Ambulanz sowie in der Zentralen-Aufnahme übersehen.

Desswegen fuhr der Patient wieder mit der Rettung nach Hause. 

Mein Freund, der Kassenarzt hat also nochmal mit der Rettung telefoniert und vereinbart, dass diese den liegend zu transportierenden Patienten über die Treppen in den 3ten Stock hochtragen zur Hautärztin, da die Liege nicht in den Lift passts.

Endlich konnte die niedergelassene Hautärztin den Hauttumor im Zug dieser dritten Rettungsfahrt doch noch erfolgreich entfernen, die Nachbehandlung übernahm wieder mein Freund, der Kassenarzt.

Leider hat er für die Wundversorgungen nichts bezahlt bekommen, da die Krankenkasse nur für 15% der Patienten-Scheine pro Quartal Verbandwechsel übernimmt. Im Zuge der Bestrebungen “die Nachbehandlungen aus dem Spital in die Praxen zu delegieren” sind nun sehr viel mehr Wund-Nachbehandlungen und Verbandswechsel notwendig.

Dies ist tatsächlich eine gravierende Kostenersparnis für das Kassen-System, denn mein Freund, der Kassenarzt, bekommt dies alles nicht bezahlt, auch nicht den Arzt-Termin. Gott segne dieses herrliche System der leibeigenen GKK Sklaven.  Die Kassen-Ärzte sollten ihren Angestellten ebenfalls derartige “GKK-Arbeits-Schecks” als Lohn ausstellen, sowie im Supermarkt damit einkaufen gehen! 

Dies ist der Grund wieso derzeit bereits 50% der ausgebildeten Ärzte ins Ausland abwandern, siehe dazu meinen Artikel über einen Arzt, der nach München gegangen ist.

 

Patient Nr 2 – Hauttumor bei Schwindel

Ein älterer Herr, ihm wird im Zuge eines Zahnarztbesuches schwindlig und er fällt um.

Das ist ein s.g. Orthostatischer Kollaps wie es bei älteren Personen unter Stress schon mal auftreten kann, an sich völlig harmlos, so man sich nicht dabei verletzt. Natürlich sollte mal das Herz und die Hals-Schlagader als Ursache ausgeschlossen werden, zumeist findet man jedoch keine Ursache.

Der sofort herbeigerufene Notarzt lehnt ein Mitnehmen des Patienten ins Krankenhaus ab wegen Bagatell-Erkrankung, der Patient war inzwischen ja wieder ansprechbar.

Die betreuende Person weigerte sich aber auch den Patienten nach hause zu bringen, “ich sehe mich da nicht raus”.

Also wurde ein Krankenwagen herbeigerufen, er wurde also doch ins Krankenhaus transportiert.

Dort war er für 7 Tage stationär.

Im Zuge des Aufenthaltes im LKH Vöcklabruck wurde nun ein Hauttumor dort festgestellt.

Dieser Tumor wurde aber im Zuge des 7 tägigen Aufenthaltes nicht entfernt.

Man vereinbarte bei der Entlassung ein neuer Termin für eine neuerliche stationäre Aufnahme zur Entfernung dieses Hauttumors vereinbart. 

Jetzt die Quiz-Frage - was ist der entscheidende Unterschied zwischen diesen beiden Patienten?

Patient Nr 2 – mit dem langen Aufenthalt wegen einer Bagatell-Störung, der Entlassung und späteren Neu-Aufnahme zur entfernung eines Haut-Tumors trotzdem man keine Hautabteilung hat

ja – dieser Patient ist privat ZUSATZVERSICHERT,

d.h. das Spital und die Ärzte bekommen extra Geld von der Zusatzversicherung überwiesen.

 

Ein schönes Beispiel für die formenden und steuernden Kräfte der Marktwirtschaft.

Nur in der Lohnsklaverei der GKK-Ärzte gibt es keine Marktkräfte mehr. Ich kann nicht verstehen wieso sich meine Kollegen dies ohne Widerspruch gefallen lassen!

 

3 Kommentare

  1. So ist das eben! Wir warten ja auch zwischen 6 und 7 Monate auf das Geld der Gkk für die von uns erbrachten Leistungen. Aber was jammern wir denn, denn wer braucht denn schon Geld, werden wir nicht ausreichend mit der Dankbarkeit der Patienten bezahlt? Unser Beruf ist ja so schön! Wir tun sinnvolles, sind unser eigener Chef, freie Zeiteinteilung und irgendwie immer fast im Burnout….

  2. ich erinnere nicht mehr ganz genau den Verlauf der Geschichte aber mein Bekannter, ein Krankenpfleger, erzählte (wie öfter) belustigt von seinem Arbeitsalltag: Ein Patient kommt und klagt über starke Nierenschmerzen. (Der Patient weiß im Gegensatz zu vielen wo die Nieren genau liegen.) Er wird aufgenommen und verbringt die Nacht schreiend vor Schmerzen. Es wird ein Blutbild gemacht. Bei der Visite sieht die junge Ärztin daß der Mann schlechte Leberwerte hat und fährt in an ob er in Wirklichkeit Alkoholiker sei, da es nicht die Nieren sein könnten – es müsse die Leber sein. Er verneint, die Ärztin versucht aber weiterhin ein Alkoholikerbekenntnis zu erhalten. Der Patient ist schon komplett verzweifelt und nach wie vor schmerzgeplagt. Nichts passiert. Bei der nächsten Visite wieder die Leber-Diskussion. Danach ist der Patient glaub ich aus dem Krankenhaus geflüchtet – in ein anderes…Ich weiß nicht ob man Nierensteine oder ähnliches am Blutbild ablesen kann, aber irgendwie hätte man es sicher feststellen können, ohne den Mann zwei Tage hinzuhalten.
    …das erinnerte mich daran wie ich selbst eines morgens aufwachte und bemerkte daß ich in der Nacht wohl eine riesige Amalgamplombe verschluckt hatte, denn im Zahn war ein Loch und die Plombe nirgends zu finden. Dann bekam ich bald alle möglichen Zustände und schaffte es grad noch ins Krankenhaus – dort wurde ich dann stundenlang im Kreis geschickt – von einer Station zur nächsten – ehe ich nach vielen Stunden einmal doch untersucht wurde – der Arzt war ganz ok, bis auf den Umstand daß er nichts feststellen konnte und es seiner professionellen Einschätzung nach sicher nicht an einer verschluckten Plombe liegen könne. Ich war also seiner Meinung nach komplett gesund…trotz aller möglichen Schmerzen und komischen Zustände…

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