Bei Kindern wird Depression oft als ADS verkannt
WĂRZBURG (ner). Hinter der vermeintlichen Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADS) versteckt sich bei Kindern und Jugendlichen oft eine Depression. Aufmerksam werden sollte man vor allem bei zyklischen VerlĂ€ufen, so der WĂŒrzburger Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Klaus-Ulrich Oehler.
Lange habe man selbst in Fachkreisen geglaubt, Depressionen gebe es nicht bei Kindern und Jugendlichen. Jedoch liege die PrĂ€valenz der Depressionen vor der Adoleszenz zwischen 0,4 und 2,5 Prozent, in der Adoleszenz bei fĂŒnf Prozent, berichten Oehler und der Diplom-Psychologe Philipp Zellmann aus WĂŒrzburg in der Zeitschrift “ Neurotransmitter“ (6, 2002, 80).
Plötzliche Schwierigkeiten in der Schule, sozialer RĂŒckzug, keine Sozialkontakte zu Gleichaltrigen oder extravertiertes Verhalten in der PubertĂ€t sollten auch an eine Depression denken lassen, meint Oehler. Oft entwickle sich eine Familiendynamik: MĂŒtter verhalten sich ĂŒberprotektiv den Kindern gegenĂŒber, oder es wird ĂŒber Faulheit des Kindes geklagt. Typisch sind auch hĂ€ufige Bitten um Krankschreibung, weil das Kind nicht in die Schule könne.
Im Unterschied zum Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom oder echten Sozialstörungen zeigten die depressiven Störungen einen phasenhaften Verlauf. Daher sei die Diagnose nur nach lÀngerer Verlaufsbeobachtung sicher zu stellen, so Oehler. Die Zusammenarbeit mit dem Hausarzt, der die Familien meist gut kennt, sei deshalb sehr wichtig.
Bei intakten FamilienverhĂ€ltnissen und frĂŒhzeitiger Therapie, bestehend aus interpersoneller Therapie, Verhaltenstherapie und medikamentöser Therapie, kann ein Fortschreiten der Erkrankung im Erwachsenenalter oft verhindert werden, betont Oehler.
Ărzte Zeitung, 05.09.2002, http://www.aerztezeitung.de
http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=021119025
pte021119025
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