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1998 Seideneders Mitteldetails

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Buch des Jahres 1998

Armin Seideneder, Mitteldetails

……. auweh …. schon wieder eine riesige, umfangreiche, teure Ausgabe – die man sich in den Schrank stellt um nicht in 12 Jahren – wenn das Werk vergriffen ist – draufzukommen, daß man es unbedingt gebraucht hätte……., mein Jahres-Buch Budget beträgt konstant über die Jahre in etwa 10.000 DM, zum Lesen komme ich eh kaum mehr.

Als das Werk angekommen ist zuerst einmal die freudige Überraschung über die Qualität des Einbandes und der Bindung, die ist wirklich – wirklich gut.

Erstes Durchblättern: fantastischer Font, ausgezeichnet lesbar, der Platz gut genutzt, ganz anders als wir es von so mancher Publikation des Stafanovic Verlages gewohnt sind!

Seit der aktuellen Ausführung des Complete Repertories (deutsche Auflage aus dem Stefanovic Verlag)  

– welche zwar wesentliche Verbesserungen des Layouts im Vergleich zur Englischen Ausgabe des IRHIS-Verlages aufweist (man möge nur im englischen Complete die Rubrik MIND ANXIETY ansehen, hier zeigt das deutsche Complete zumindestens Fortschritte im Layout)

– sind wir ja bescheiden geworden. Trotzdem – man möge nur einmal versuchen, im Deutschen Complete die (beliebig herausgegriffene) Rubrik  

Gliederschmerzen Allgemein Untere Gliedmassen Nerven linke Seite erstreckt sich zu den Zehenspitzen

überhaupt zu finden. Diese tief verschachtelten Kapitel sind auch im deutschen Complete unbrauchbar !!!!!

Ein anderes Beispiel, wo ein wunderbares Buch durch einen ganz banalen Layout-Fehler für die Praxis so sehr entwertet wird, daß ich leider weiterhin zum Orginal greifen muß, ist der deutsche Phatak (Burgdorf Verlag).

Im Vergleich zur Englischen Orginalausgabe hat die Übersichtlichkeit und die Lesbarkeit durch den Layout-Satz deutlich verloren.

Das diese so unendlich wichtigen Werke durch das Layout so sehr gering-geschätzt werden, zeigte uns, wie wir Kunden eingeschätzt werden. Jedenfalls nicht wichtig genug, daß man zumindestens einen einzigen echten Praktiker über das Layout eines dieser Werke befragt hat. Hier werkten augenscheinlich Setzer und Techniker im luftleeren Raum.

Wie klar, wie schön dagegen zB das Repertorium Generale – es schmeichelt direkt den Augen.

Aber – siehe – bei den Mitteldetails hat endlich wieder einer mitgedacht, das Layout ist von einem Praktiker für Praktiker geschrieben, das spürt man sofort. Bravo !!  

Armin, hast Du das eingefädelt oder war das dein Verleger? Egal, man wird nicht müde, wenn man drinnen liest.

Zur Ehrenrettung muß man aber sagen, daß das Jahrhundertwerk von Veronika Rampold, Mindmat (Stefanovic) ebenfalls ausgezeichnet gelayoutet ist. Genauso sollten Bücher sein, da dürfen sie dann auch gerne deutlich mehr kosten.

Zum Inhalt

Wahnsinn, hier übertreibt einer – da sind ja Mittel drinnen, deren Abkürzung ich noch nie gesehen habe !!

Der Seideneder denkt mit: Unter dem Titel des Mittels wird in einer Zeile der Chemische Name sowie der ” Umgangssprachliche Name” , die chemische Formel (bei Salzen), die Art der Zubereitung angegeben (Tinktur, Trituration, Lösung des Öls in Rektifiziertem Alkohol ….) angegeben.  

Leider fehlt die botanisch bzw. zoologische Klassifikation, das wäre der Überhit gewesen – sofort zu sehen, ob das Mittel eine Solonaceae oder Ranunkulaceae ist….

Was ist das jetzt: die WEIHE-Punkte dieses Mittels !!!! Das ist praxisnah – Danke Armin.  

Bei Dr. Anton Rohrer, Großlobming/Österreich – der diese wichtigen differentialdiagnostische Hilfe noch direkt bei Dr. E. Bauer, Arosa gelernt hatte, sah ich die praktische Verwendung der WEIHE-Punkte. Bei Dr. Rohrer, diesem genialen Homöopathen der ein Lexikon der Homöopathie irgendwo im Kopf eingebaut hat, schien das alles immer zu funktionieren!

Super: eine Angabe über die Hauptmiasmatische Wirkung.

Die H.v.Müllerschen Farbangaben aus dem Farbkatalog von Kornerup und Wanscher sind mit Querverweise auf Mittel mit ähnlicher Farbvorliebe angegeben. Das schlägt ja wirklich alles!! Und das alles sozusagen in 2 Zeilen als ” Untertitel” .

Wie ich schon sagte: von einem Praktiker für Praktiker gemacht.

Es folgen die Symptome des Mittels nach dem bewährten Kopf zu Fuß Schema, sodaß man alles sofort findet.

Sehr brauchbar sind Kurzangaben von Mental State (Sankaran), Essenz (Vithoulkas), Thema (Scholten)

Ich könnte jetzt noch lange über die Quellen, die praktische Rubriken-nahe Darstellung der Symptome des Mittels reden, aber dies können Sie alle über die Leseprobe selber ersehen.

Weiter zum Inhalt

Es fasziniert mich immer wieder – ein einzigartiges Phänomen:

man schlägt ein Mittel – welches man ganz gut gewählt wähnt – in den Mitteldetails nach und findet den Patienten in seiner Totalität und seinem ganzen Erscheinungsbild in den Rubriken so unglaublich klar und plastisch präsentiert.

Wenn das Mittel passt, dann scheinen die Mitteldetails wie ein angegossener Handschuh zu passen. Diese Übereinstimmung fand ich bisher in keiner anderen Materia Medica in dieser Form wieder.

Ein striking Beispiel:

ich behandelte eine Patientin mehr schlecht als recht mit diversen gut gewählten Polychresten mit einer depressiven Borderline-Störung, nach ca. 1 Jahr ging es ihr zwar deutlich besser – die ständige Suicidalität war doch wesentlich geringer – aber sie zerschnitt sich doch immer wieder mit dem Messer den Unterarm (immer in dieselbe Wunde hinein), zerschnitt sich in Gedanken mit der Motorsäge usw usf.

Über das Mini-Symptom der Psoriasis unter einem Fingernagel las ich in den Mitteldetails Sabadilla nach und fand nahezu jedes der Symptome der Patientin in ähnlicher Form wieder. Nicht in absolut identer Form, sonst hätte ich ja das Mittel schon früher rausrepertorisiert.

Was fand ich noch: genau an der Stelle, an der die Patientin das Messer angesetzt hat, liest man in den Mitteldetails: ” quer über den linken Unterarm ein roter, erhabener Streifen” – so als ob die Narbe der Patientin beschrieben wurde.

Weiters fand ich das ” Abschnürende Gefühl” am Oberarm, den ” Messerstich” im li Oberschenkel und vieles mehr … …. ….

Dies ist tatsächlich eine Besonderheit dieser Materia Medika. Armin scheint tatsächlich eine besondere Begabung zu besitzen, dieses so umfangreiche Material in einer so gut aufbereiteten Form zu präsentieren.

Wenn sein Arbeitseifer nicht nachlässt, wird er wohl in einigen Jahrzehnten Allens Enzyklopädie übertroffen habe.

Vielleicht könnte er – mit seiner Fastidiousness – sich an die Arbeit machen um zB die Chronischen KH von Hahnemann, oder nur die MM von Kent sauber ins Repertorium einzuarbeiten ?! Wäre das nichts für dich Armin?  

Ich freue mich daher schon auf die neue Auflage der Mitteldetails – auch wenn mein Finanzminister stöhnt – ich könnte mir die Arbeit ohne Mitteldetails nicht mehr vorstellen.

Ein Beispiel aus den Mitteldetails (Ausschnitt aus Nat-carb sowie Scan aus dem Buch)

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